full house

das ist jetzt mal ein richtiges heimspiel hier in witten – wir hatten ganz viel hilfe und besuch: auߟer brigitte, freya, michael, mathias, gregor und jonas sind am ersten abend nach dem wunderbaren film auch noch überraschend christopher und sein freund tim aufgetaucht, der jetzt auch in witten studieren wird. es ging also bis in die nacht hinein hoch her und ich hatte keine zeit zum schreiben …

heute stand ein schöner artikel in der waz und wir hatten wieder gut zu tun. sofia hatte ihren dritten direktförderer und unser ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.

als unverhoffte überraschung habe ich anke loewensprung kennengelernt, die aus oxford mit lieben grüߟen von annelinde & markus kam und den omnibus unbedingt einmal leibhaftig kennenlernen wollte – sie hat unsere arbeit & mich auf anhieb voll verstanden und könnte die erste mitfahrerin werden, die älter als ich ist (sie ist 69). bei dem kongreߟ an der uni witten, wo wir am wochenende sein werden, werde ich sie wiedersehen (dann kommt vielleicht ein volk-foto).

am abend wurde eine superlekkere exotische suppe gekocht und es gab auch noch eine süߟe nachspeise. ich habe bei brigitte geduscht und mich rasiert.

bis zur abreise von lucie haben wir gemütlich bei kerzenschein zusammengesessen …

rosenmassaker

ohne die rose tun wir es nicht – da können wir ja garnicht denken

dieses beuys-zitat und die „rose für direkte demokratie“, die bei der documenta 5 gleich im eingangsbereich des museum fridericianum teil des 100-tägigen gesprächs war, in dem joseph beuys seinen demokratie-begriff der weltöffentlichkeit vorgestellt hat, waren der anlaߟ dafür, daߟ vorn links im omnibus immer ein meߟzylinder mit einer roten rose steht … und ein körperteil des omnibus-organismus geworden ist – wie der blumenstrauߟ, der immer unseren stehtisch vor dem omnibus ziert.

in meinem vorigen leben wäre ich nie auf die idee gekommen, in einen blumenladen zu gehen und schnittblumen zu kaufen – und auch in meinen wohnungen waren nie blumen.

in diesem heiߟen sommer habe ich dabei zuschauen müssen, wie eine ganze menge wunderschöne rosen elend verreckt sind, selbst wenn ich geistesgegenwärtig darauf geachtet habe, sie in den schatten zu stellen. das tut mir in der seele weh … und ist ein schauderhafter anblick.

für eine metapher oder ein symbol will ich keine rosen mehr quälen und überlege, ob ich nicht lieber – wenigstens, wenn es so heiߟ ist – eine kunstvolle seidenrose, die ich mir vor jahren in der seidenblumenstadt sebnitz im erzgebirge ausgesucht habe – und die im winter immer meinen schreibtisch ziert, dort hinstellen soll: das ist das schönste, was von frauenhand hergestellt wurde.

zuhause bei muttern

jetzt sind wir in witten und wurden mit einem üppigen & gesunden festmahl mit nachtisch bei brigitte empfangen. überraschungsgäste waren freya, die die kochregie hatte, mathias, jonas & gregor. es wurde ein inter-essantes garn gesponnen …

die mädels haben geduscht und ich habe jan im raum besucht. später sind noch sofia & mathias dazugekommen.

jetzt ist es sehr spät und ich wünsch erstmal gute nacht.

wer kennt schwerte?

schwerte kennen die menschen in nrw höchstens aus den staumeldungen des verkehrsfunks …

… und wir haben dort die erfolgreichsten tage des ganzen jahres betrieben. „endlich provinz“ hat seine verheiߟung eingelöst und ceta war der perfekte aufhänger.

endlich provinz

jetzt sind wir in dem netten städtchen schwerte an der ruhr und der herbst hat mit dem vollmond begonnen – schon auf der fahrt von köln nach hattingen (als die demo glücklich überstanden war) begann es aus grauem himmel zu regnen. freya ist inzwischen eine kundige navigatorin geworden, was in köln eine wirkliche herausforderung war, weil der eisenbahnring um köln gebaut wurde, als der 19-fuߟ-container noch nicht das maߟ der warenströme war. es gibt also lauter brücken, die viel niedriger sind als der omnibus. ein ortswechsel innerhalb von köln kann da leicht so lange dauern wie eine reise von fünfzig kilometern. sie hat das ganz cool gemeistert und uns dann auch von hattingen nach schwerte gelotst, wo sie öfter ist, weil ein freund von ihr dort lebt.

gestern abend sind wir dann mit murat zusammen bei einem italiener lekker essen gegangen und haben uns köstlich unterhalten. auf der herrentoilette gab es diese lustigen pin-up girls:

um mitternacht kam sofia aus frankreich zurück und wir haben noch glücklich & zufrieden über die spektakuläre aktion der junggesellinnen gesprochen, von der uns immer weiter erfreuliche neuigkeiten erreichten. simone, lara, jan, christopher und tim hatten die aktion auch in berlin gemacht und sogar demonstrationsteilnehmerinnen zum mitmachen angeregt. auch sie waren eins der beliebtesten bildmotive.

sofia hatte fast nicht geschlafen und durfte heute morgen so lange schlafen, wie sie konnte (um halb elf hat sie es nicht mehr ausgehalten).

unser kommen war in der zeitung angekündigt worden und schon zum frühstück kamen die ersten unterschriftswilligen. ich hatte eingedenk unserer erfahrungen in bayern zwei schlichte ceta-plakataufsteller (hier unterschreiben) bei michael bestellt, die ein voller erfolg waren: wie schon in bayern und bei der demo wollten die menschen besinnungslos & unbedingt gegen ceta unterschreiben (man könnte ihnen auch mobilfunkverträge unterjubeln). viele erklärten dann zunächst, sie seien strikt gegen die bundesweite volksabstimmung und boten uns einen perfekten einstieg in unsere eigentliche arbeit. ich kam ganz schnell auf betriebstemperatur und konnte in bester laune aus dem vollen schöpfen.

das ambiente war entspannt & freundlich: wir wurden umstandslos an den strom angeschlossen und beide kneipen gegenüber luden uns bereitwillig ein, jederzeit ihre toiletten zu benutzen. eine redakteurin und ein fotograf kamen, um morgen noch einmal einen artikel für die zeitung zu produzieren. jule & lucie arbeiten sich richtig gut in die veränderten umstände ein, und sofia lachte & sagte: „he, ich kann das ja noch!“

wir waren viel erfolgreicher als in der groߟstadt. 

im kerzenschein haben wir einen sehr kurzweiligen & lustigen abend mit freya & murat verbracht und zur nacht noch einen spaziergang an die ruhr unternommen, wo eine mächtige weide von gurgelnden wirbeln umspielt wurde.

zwei rollen rückwärts

es ist soviel passiert, daߟ ich noch nicht über den wiener platz in köln-mülheim berichten konnte, wo wir am donnerstag abend aufgelaufen sind und den freitag über gearbeitet haben. auf der „schäl sick“ direkt an der auffahrt zur mülheimer brücke. mit einem treppenartigen wasserfall, wo immer viele menschen in der sonne sitzen – und wo wir uns die füߟe gewaschen haben.

dort gefiel es mir tausendmal besser als in der südstadt und wir hatten an einem tag ein besseres ergebnis als an zwei tagen bei den schickimickis. das ist ein ehemals proletarisches viertel, das heute ungeschönt multikulturell ist. viele farbige menschen.

ich hatte besuch von gabriele, die schon mal warme sachen für ihre mitfahrt im oktober vorbeigebracht hat. und später von meinem alten freund günter, bei dem ich meinen ersten omnibus-winter verbracht habe (und den ich im letzten winter nicht getroffen hatte).

am donnerstag abend kam auch sofia für einen blitzartigen zwischenstop vorbei (sie wird ab heute nacht für drei wochen mitfahren). sie hat schon mal ihr gepäck im omnibus deponiert und ist am freitag in aller frühe übers wochenende nach frankreich gefahren. 

als die anderen schon im bett lagen, sind wir auf der rechten seite der brücke über den rhein und am anderen ufer durch die wiesen gelaufen und haben uns kurzgeschlossen und auf den neuesten stand gebracht. und nach den ganzen heiߟen letzten wochen hat es zum ersten mal zu regnen begonnen – weit & breit nichts zum unterstellen. für mich, der ich ziemlich wasserscheu bin, war das ein schönes urerlebnis, dessen bewuߟtseinserweiternder wirkung ich mich dankbar hingegeben habe. die trampelpfade wurden unter meinen nackten füߟen richtig glitschig. die auf dem hinweg grün leuchtende hängebrücke war in einer wolke verschwunden. über die andere brückenseite sind wir zurückgelaufen – das war schon mal ein vorgeschmack auf unseren schönen platz an der deutzer werft in der vollmondnacht.

sofia hat zum ausklang noch dieses foto mit meinem eifohn gemacht:

jetzt gerade sitze ich auf dem rücksitz des omnibus in schwerte und warte freudig auf ihre rückkehr.

freya in der tagesschau

die junggesellinnen haben geheimnisvolle, stark wirkende bilder erzeugt – soviel ich bisher weiߟ, in köln und in berlin. das hat mich für den scheiߟ-rummel mehr als entschädigt, in den ich gegen meinen ausdrücklichen willen hinterrücks manövriert wurde.

wer zuletzt lacht, lacht am besten. gestern habe ich ja schon ein paar bilder von unserem traumhaften schlafplatz gezeigt – um 20:05 war vollmond, allerdings war der himmel bewölkt. ausnahmsweise habe ich die rollos neben meinem bett geöffnet und der ausblick war auch ohne mond prächtig.

als der morgen dämmerte, bin ich aufgewacht und ein groߟer gelber mond stand kurz über dem westlichen horizont, zu schön zum fotografieren. es war, als ob der mond mich aufgeweckt hätte. wie in trance habe ich die geburt des tages erlebt – und als die mädchen das frühstück vorbereiteten, bot sich mir aus meinem kissen dieser ausblick:

die beiden niedrigen wolkenpilze sind die braunkohlenkraftwerke des rwe. unter den tausenden menschen, die sich nach & nach sammelten, waren viele freundinnen & freunde, so daߟ ich eine menge kurzweiligen austausch hatte. wenn ich mich treiben lieߟ, haben mich wildfremde menschen aus der menge herausgepickt und mich gefragt, wer ich bin, obwohl ich keinerlei abzeichen & parolen an mir hatte. die intensiven gespräche, die sich daraus ergeben haben, waren wie mein täglich brot.

und zum omnibus kamen menschen, die von mir gehört hatten und mich unbedingt kennenlernen wollten, zum beispiel diese wunderschöne türkin:

und die mutter & „groߟe“ schwester von katharina:

und dann die wunderbare improvisation der jungen, anonym & stumm – eine pfeilförmige irritation gegen den menschenstrom, die mir unter die haut ging, obwohl ich sie überhaupt nicht gesehen habe. sie hatten für jule, die sich damit auskennt, noch schnell kameras organisiert, mit denen sie die aktion filmisch dokumentiert hat.

sie waren eines der am meisten fotografierten motive … am abend haben wir erfahren, daߟ freya in der tagesschau gelandet ist. da lache ich laut vor freude.

die kunst ist unsere einzige rettung!

zeitsprung

ich überspringe einen tag, über den ich später noch schreiben kann, weil wir jetzt einen wirklich atemberaubenden standort für die nacht gefunden haben, den ich gebührend genieߟen will …

hoher besuch

ein höhepunkt des zweiten südstadttages war der besuch von johanna, meiner allerjüngsten omnibus-mitarbeiterin: im alter von acht wochen hat sie auf meinem arm mit mir unterschriften gesammelt. sehr effizient. wir standen vor dem hamburger bahnhof in berlin, wo die beuys-ausstellung „la rivoluzione siamo noi“ lief. und bei der ausführlichen führung mit johannes stüttgen habe ich ihr die bilder erklärt.

bevor sie laufen & sprechen konnte, ist sie mit ihrer mutter über eine woche im omnibus mitgefahren und hat mir sehr geholfen. ich verfolge ihre entwicklung mit höchstem inter-esse und es gibt ein ikonisches bild, das aufs schönste unsere beziehung illustriert (die meisten kennen das wahrscheinlich schon):

jetzt ist sie acht jahre alt und im zweiten schuljahr. im omnibus hat sie ihre hausaufgaben gemacht.