sacred economics 2

zitat:

„a thousand years from now, when money is so different from what we know today that we might not even recognize it as money, the basic idea of investment will remain. 

we will always have the wherewithal – increasing over time – to create marvels through collective human effort and in partnership with „Lover Earth“. at the most basic level, sacred investing is simply the intentional channeling of this superabundance toward a creative purpose. it begins with the meeting of needs and unfolds into the creation of beauty.“


sacred economics

der sonntag & die ruhe & die abgeschiedenheit haben mir erlaubt, mich ausgiebig meinen studien zu widmen. ich bin ein groߟes stück weitergekommen mit „sacred economics“. ohne es zu wissen, ist charles eisenstein zu meinem lieblingsprofessor avanciert – von ihm lerne ich gerade am meisten im hinblick auf freigiebigkeit & ge-lassen-heit.




das nenne ich konkrete poesie – damit kann ich sofort etwas anfangen und meine haltung besser ausbalancieren. ich sehe unendlich viele anknüpfungspunkte. zum beispiel entscheide ich jetzt ganz lokker, das klavierspiel heute ausfallen zu lassen.



wie im märchen

unser platz hier in der havelhöhe ist märchenhaft schön. wir sind mit allem versorgt  und haben egon’s schlüssel für die schule.




so eine verrückte waldorfschule hätte ich nicht für möglich gehalten – da können die schülerinnen kein abitur machen !!!  da bin ich aus vollem herzen neugierig und öffne bereitwillig alle kanäle …




gestern nacht habe ich im eurhythmiesaal seit langem mal wieder ausführlich klavier gespielt. das war erstmal viel lokkerungsarbeit – bis ich mich aus der uhr-zeit voll ausgeklinkt und auf den pentatonischen raum konzentriert habe: das war der übergang zu etwas wildem & freiem. da konnte ich mich differenziert & sentimental austoben.



das hat sich angehört wie diese drei fliegenden teppiche …


wie im fluge



im bewährten „der-mann-den-sie-pferd-nannten“-modus bin ich heute bei schönstem reisewetter nach berlin geflogen. von mir aus gesehen, hatte mathias heute seinen ersten geburtstag. seit einem jahr haben wir eine gemeinsame entwicklung und ich lote immer weiter die möglichkeiten des oszillierenden rollentauschs aus.

wir sind beide eigenbrötler und reden am liebsten nur das nötigste, weil wir so beschäftigt sind – was ist das gegenteil von small talk? wenn wir ungestört sind, entspinnen sich ganz direkte & praktische gespräche. wir synchronisieren unsere betriebssysteme und lernen jeweils neue anwendungen kennen, die wir sofort im alltag erproben können. am schönsten entwickelt sich das, wenn er sagt: „werner, darf ich dir mal eine persönliche frage stellen?“

wir schenken uns die volle aufmerksamkeit – besser gehts nicht. deshalb verging die zeit wie im fluge.




die sicht war grandios – an manchen stellen konnten wir 100 km ins land sehen. in hannover haben wir an der raststelle zwei tramperinnen aufgelesen: anouk & leila aus amsterdam. sie haben oben in der aussichtskanzel gesessen und lauter selfies gemacht, um einen beweis zu haben, mit dem famosen omnibus gefahren zu sein. vor uns waren sie von einem tesla mitgenommen worden – die konnten ihr glück nicht fassen. wir haben sie in alt kladow an der bushaltestelle herausgelassen.


ekliges nie-selwetter

nie hat es heute aufgehört, zu regnen. nicht ein hauch von sonne. ich war mit vergnügen über eine woche barfuߟ unterwegs – das führt sofort zu den kurzweiligsten konversationen mit höchst unterschiedlichen menschen. kinder schauen mir mit fragendem blick direkt in die augen und scheinen sich an etwas freies & wildes zu erinnern.

ältere damen sorgen sich um meine gesundheit und sagen: „ich würd mir ja den tod holen.“ andere sehen überall scherben & splitter. eine wunderschöne 40-jährige donna sagte: „ich bewundere, daߟ sie sich das trauen.“ die nackten füߟe taugen offensichtlich als auslöser für verbundenheit, denn alle diese gespräche sind ruhig & friedlich und ungemein fruchtbar. ich habe allen grund, zufrieden zu sein.

allerdings hat das scheuߟliche wetter die menschen in ihren behausungen gehalten und die wenigen, die unterwegs waren, haben ihre regenschirme als scheuklappen eingesetzt, um keinen blickkontakt zuzulassen.  das quantitative ergebnis ist also erbärmlich. das & die nasse kälte krochen mir am nachmittag in die knochen. um sechs habe ich meinen „kamin“ angemacht und mir die füߟe gewärmt und anschlieߟend lieber die leguanos angezogen.

wir werden hier noch die nacht verbringen und morgen über tag nach alt kladow fahren …



läuternde wolkenbrüche



es gab immer wieder wolkenbruchartige regenfälle – sogar unsere blumen wurden erbarmungslos niedergeschmettert. und ich konnte meine aufmerksamkeit frei schweifen lassen und habe inter-essante einzelheiten über diese einzigartige stadt erfahren. solingen darf sich offiziell „die klingenstadt“ nennen – das steht auch als untertitel auf dem ortsschild. 1403 wurde die zunft der klingenmacher gegründet. ich male mir aus, was jahrhundertelange weltmeisterschaft bedeutet, gespeist aus den vielen bächen & flüssen – da lacht mein herz wie die herzen der meister gelacht  haben mögen angesichts der verheiߟungen der industrialisierung.

die industrialisierung hat hier im bergischen ganz früh eigenartige blüten getrieben: die wuppertaler schwebebahn, die müngstener brücke als höchste eisenbahnbrücke deutschlands, ursprünglich kaiser wilhelm brücke genannt und in solingen das am besten ausgebaute netz von oberleitungsbussen. ich habe mich erinnert, 2009 in sarajewo uralte oberleitungsbusse gesehen zu haben, die noch die beschriftung der solinger verkehrsbetriebe trugen.




am nachmittag haben uns michael & thomas, die betreiber der „bundesagentur für freiheit“ im omnibus besucht. zusammen mit thomas sind wir – von ihm eingeladen – in einem dieser oberleitungsbusse ins 10 kilometer entfernte solingen-ohligs gefahren. während der fahrt hat mir thomas etwas über die seltsame topologie dieser groߟstadt (160.000 einwohnerinnen) erzählt: die bebauung zieht sich über lange bergrücken hin – dazwischen gibt es lebendige biotope mit flieߟendem wasser – mir war bei der anfahrt schon aufgefallen, daߟ es im stadtgebiet immer wieder serpentinen gab.




thomas hat unterwegs schon ein paar pizzen bestellt, die wir dann in der agentur zusammen verspeist haben, während thomas & michael lauter fragen über ihr projekt beantwortet und uns über die „bundesagentur für freiheit“ ins bild gesetzt haben. nach & nach kam dann eine etwa 15-köpfige runde von menschen zusammen zu einer improvisierten abendveranstaltung, zu deren einstimmung ich ziemlich musikalisch mein lieblingskapitel aus der „blütenstaubwirtschaft“ vorgelesen habe – das quirlte die runde auf zu einem sehr lebendigen gesprächsabend, bei dem alle sich beteiligten – die atmosfäre hat mich an unser aktionscamp mit daniel häni anfang des jahres erinnert.






wir rollen wieder

hauptstraߟe, am stein – unser erstes ziel.. bei unserem ersten versuch haben wir gesehen, daߟ wir höchstens aus der gegenfahrbahn rechts abbiegen könnten – danach haben wir uns ziemlich festgefahren … bis uns ein freundlicher motorradpolizist auf eine komplizierte weise zu unserer einfahrt lotste, indem er geduldig vorausgefahren ist. es geht hier rauf & runter. die berühmten täler des bergischen landes, wo die wasserkraft so klug eingesetzt wurde, daߟ die besten werkzeuge dort hergestellt wurden. ganz viel handwerkliches können, höchst analog.




solingen, heimat meiner geliebten windmühlenmesser. dort durfte ich während der arbeitszeit der belegschaft die arbeit des omnibus vorstellen. abgerundet wurde unser besuch durch eine lehrreiche prozession durch die produktion. mit frank, der das unternehmen zusammen mit seiner schwester in der x-ten generation leitet, habe ich mich spontan angefreundet.

er hat mir einen händlerrabatt für den omnibus angeboten, weil er mir meine freude an guten messern gleich angesehen hat. als ich dann einmal wild entschlossen mein absolutes lieblingsmesser bestellt habe, hat er es einzeln anfertigen lassen, rostend, santoku-form, der griff aus vogelaugenahorn. 

in dem paket, das mich an einem osterwochenende bei sui dschen in schleswig-holstein erreichte, lag ein brief von ihm, in dem er erklärte, daߟ er mir die ganze sendung als dank für meine arbeit schenken würde. ich hab mich gefühlt wie im märchen. leider ist der betrieb in einem 10 km entfernten stadtteil und ich werde ihn wohl dieses mal nicht sehen können.




wir stehen in einer von den konsumhöllen an der peripherie leergesaugten fuߟgängerzone aus den sechziger jahren. hier können sich nur noch italiener & türken halten. viele italiener wurden in der ersten flut hier angespült – das ruhrgebiet und die landeshauptstadt sind ganz nah. 

ich vermute, daߟ wir zum abendessen bei dem ältesten italiener der stadt waren – sehr auf rustikal gebrasselt (die unbegreiflichen deutschen schienen das zu mögen). inzwischen wirklich alt(modisch. das essen war wirklich lekker. mindestens drei resigniert brummelige ältere herren aus der ersten generation, die in deutschland hängengeblieben ist, haben uns bedient.

ich studiere mit voller aufmerksamkeit, wie sich nichtdeutsche hier assimilieren, weil ich selbst überall ein fremdling bin. geschmeidige assimilation ist eine meiner professionen und ich kann von fremden so viel lernen. besonders viel von kindern & schönen frauen …




wie bin ich jetzt nur darauf gekommen? ach so, ja: bei den brummeligen alten italienischen männern habe ich gedacht: „wenigstens haben sie ihre schöne sprache!“



opi da lang

habe ich mir geraten – warum sollten wir nicht alle mal glück haben ? nachts in der werkstatt habe ich die paranoiden kaskaden abgeschüttelt – wir sind bei laufendem betrieb aufgestanden und haben normal gefrühstückt, als ob wir in der stadt stünden, während karl das groߟe grüne steuerkabel verlegte und befestigte – er hat erzählt, wie auch er erst einmal geduldig suchen muߟte, bis er das alte kabel freilegen und sich eine vorgehensweise ausdenken konnte. für ihn war diese technik schon uralt, als er seine ausbildung gemacht hat. es ist sehr beruhigend, ihm bei der arbeit zuzuschauen. auch don pedro erkundigte sich immer wieder nach dem stand der dinge.




ich habe bemerkt, von wie viel wohlwollen ich umgeben bin – alle haben mich so liebevoll und freundlich behandelt – ich hab das omaauto, ich hab freya, brigitte, jan, leon, kilian, isabella, gregor, johanna und die kleine anna gesehen. und meine wohnung.  ich war mit mathias im kino & lekker essen. wir hatten schöne gespräche. ich studiere sehr inter-essiert seine entwicklung und versuche, den oszillierenden rollentausch zu kultivieren.




ich habe das ganze wohlwollen einmal tief & lange eingeatmet und dankbar entschieden, morgen nachmittag planmäߟig nach solingen zu fahren, dort donnerstag & freitag wieder ganz normal zu arbeiten und den samstag zu nutzen, um nach berlin ins geliebte alt-kladow zu fahren, in berlin haben wir am dienstag ein shooting. am donnerstag danach ist ein feiertag und ich peile an, mit einer ladung von teilnehmerinnen der wo lang konferenz nach alfter zu fahren. 




so, jetzt ist es heraus – und mir fällt ein stein vom herzen. wir haben eine ausführliche probefahrt zur waschstraߟe gemacht und unseren tank aufgefüllt. jetzt haben wir noch einen tag im schönen vogelsang. hier sind in der tat jeden abend vielstimmige konzerte zu hören. je nach jahreszeit stimmen auch die frösche ein.



skurrile wexel



heute habe ich mit voller kraft die profis beackert, die für diese art von störfall unentbehrlich sind: don pedro als chef unserer heimatwerkstatt und dirk poguntke von pokra, der dort die gröߟte übersicht und die werkstatt mit ins leben gerufen hat. der liebt genau diesen typ doppeldecker – das ist seine intrinsische motivation. er ist sehr hilfsbereit und kennt sich in der labyrinthischen werkstatt bestens aus.

ich muߟte mindestens drei mal den vermittler & übersetzer spielen, ehe sie direkt miteinander gesprochen haben, obwohl ich ihnen jeweils den ernst der lage eindringlich vor augen geführt hatte, kamen sie erst einmal mit widersprüchlichen ausflüchten – da habe ich mich in einen doppelagenten in eigener sache verwandelt und höchst effektiv alle inter-essanten informationen über das getriebe und die symptome des versagens gesammelt. mein gut entwickelter laienverstand war plötzlich schärfer als der der profis. ich entdeckte lauter sinnfällige ungereimtheiten. ich konnte die komplex vibrierenden interessenlagen klar vor mir sehen und wie eine leuchtschrift quer darüber die frage:

wer ist hier für was verantwortlich?


als die beiden dann endlich miteinander geredet haben, ging alles hoppla hopp, weil beide sichtlich überfordert waren mit meinen ansprüchen. während mathias & ich mit dem omaauto zum einkaufen und für einen rekonvaleszentinnenbesuch bei freya in witten waren, wurde der omnibus in die werkstatt geholt – ein völlig unerwarteter zug, denn wir waren uns eigentlich einig, daߟ diese reparatur am besten hier in der heimatwerkstatt von alex aus berlin, dem getriebespezialisten von pokra, ausgeführt werden sollte – 900 kilometer mit einem auto voller meߟgerätschaften & spezialwerkzeuge – drei tage. 




ich entdecke immer noch das innenleben von normalerweise verborgenen hohlräumen. unser zuhause sah plötzlich ziemlich zerrupft & chaotisch aus. sogar eine total verruߟte schachtel blaue manitou ist zum vorschein gekommen. das war nun das gegenteil von gemütlichkeit. wir hatten keine lust, dort zu essen und sind schon wieder zu dem liebenswürdigen italienischen lokal im industriegebiet gegangen, wo es tortelloni industriale gibt. die matronin heiߟt maria und der clan umfaߟt mindestens drei generationen  – da bin ich immer wieder gern mit den unterschiedlichsten bands eingekehrt. das ist echter ruhrgebietsblues.

don pedro hat ein dickes grünes, zehn meter langes komplexes steuerungskabel aus einem anderen bus herbeigezaubert und dirk kann keinen alex entbehren. das kabel wird morgen gleich eingebaut. dann probefahrt und ab gehts. ich hab eher das gefühl, daߟ dann die probefahrt wieder von neuem anfängt und male mir schreckensszenarien in der einöde aus.

ich hab das ja selbst am freitag nacht erlebt und war so glücklich, den heimathafen erreicht zu haben.

das ist so etwa der stand der dinge.

tröstlich war das vollkommen gelöste gesicht von freya – sie ist auf dem weg der besserung, da hab ich es gelassen, ein bild von ihr zu machen, obwohl es mir in den fingern zuckte.

dafür gibts jetzt noch werkstattromantik.






voll ins ungewisse



jetzt muߟ ich aufpassen, nicht selbst einen getriebeschaden davonzutragen. da leg ich vorsichtshalber den leerlauf ein und lasse mich rollen …

mit dem oma-auto zum beispiel. heute haben wir brigitte & jan besucht, ich habe zum ersten mal meine leere & geputzte wohnung gesehen und unwillkürlich alles mögliche zurechtgerückt und schiefe bücher aufgerichtet. dann war ich gleich voll daheim. und während ich über die lücken nachsann, konnte ich handfest erfahren, daߟ diese traumwohnung kein traum ist. 




just in time rief mich maria an und ich konnte zum ersten mal seit anfang januar ihre stimme hören. wir wollen uns unbedingt verabreden. sie hat mir eine aufnahme in aussicht gestellt von einer cellosonate, die beethoven für cello & klavier geschrieben hat. die hat sie sich mit vollem herzen mit einem cellisten für dessen prüfung erarbeitet und konnte das so richtig auskosten. ich male mir aus, wie ich mir diese musik auf meinen abendspaziergängen anhöre.




maria ist nämlich eine wahrhaft aristokratische pianistin …

wir haben erwogen, freya zu besuchen, aber wir waren uns einig, daߟ sie in erster linie ruhe & frieden braucht.

bei jan im (….) raum haben wir eine lekkere asiatische suppe gegessen ,,, mit mathias verstehe ich mich prima und der tag floߟ gemächlich & freundlich dahin. jetzt sitze ich wieder vor dem groߟen teelicht … morgen weiߟ ich hoffentlich mehr.