brille

der omnibus nimmt jetzt alles durch die brille der volksinitiative wahr – und ich erlebe die mir schon vertrauten städte aus einer neuen perspektive. meine vorfreude auf memmingen hat sich vergegenwärtigt, obwohl das quantitative ergebnis zu wünschen übrig lieߟ – der neue platz ist prima und ich hatte laufend zu tun.

morgen wird es zwei zeitungsartikel geben und wir werden wegen des markts eine halbe stunde früher anfangen. am abend ist lea zu uns gestoߟen. eine person mehr in der band macht beim intensiven sammeln eine menge aus – oder anders gesagt: ein trio ist zu wenig – denn eine person ist meist mit organisatorisch-haushälterischen aufgaben unterwegs. zum beispiel geht jetzt unser wasservorrat zur neige.

memmingen

so stehn wir jetzt auf dem schrannenplatz in memmingen – nördliches tor zum allgäu. ich hab lauter gute erinnerungen. bisher stand ich immer auf dem markt. davon ging ich auch diesmal aus. als ich allerdings entdeckte, daߟ ich auf diesem platz die meiste zeit schatten vor dem omnibus haben werde und hinter mir ein opulenter brunnen plätschert, habe ich mich hier häuslich niedergelassen.

bis morgen abend sind wir zu dritt, dann kommt lea, eine kommilitonin von milena, dazu. ich freue mich schon auf die arbeit – wir sind hier drei tage und können beharrlich alles abgrasen.

es wird jetzt schon erschreckend früh dunkel – halb zehn ist es zappenduster. dabei ist doch hochsommer.

abends bin ich noch zum markt & rathaus gelaufen, um mich recht zu erinnern. am dienstag ist dort markt – da können dann die mädels gut sammeln.

pause

jetzt machen wir pause auf einem campingplatz an der aitrach, den freya uns organisiert hat und können runterkommen vom hochtourigen betrieb – wir haben jetzt schon deutlich mehr als doppelt so viele unterschriften gesammelt wie in bawü insgesamt.

obwohl der zweite tag in der groߟstadt genauso schlecht lief wie der erste. schön war allerdings, daߟ wir endlich nikolaus teixeira voll analog kennengelernt haben – er ist einer der vertrauensleute der volksinitiative und hat uns mit nachschub für den rest der bayern-tour versorgt. wir haben uns spontan befreundet – ich bewundere so menschen wie ihn, die sich praktisch auf den weg machen zur direkten demokratie, ohne strategisches manövrieren und vorauseilende kompromisse.

bei manomama waren zwar die näherinnen in der groߟen halle wieder fleiߟig bei der arbeit, aber sina trinkwalder war noch im urlaub – und so durfte ich noch nicht mal ein foto in der halle machen – ok – geschenkt.

hier lassen wir jetzt unsere seelen baumeln.

stolze alemanninnen

gestern mittag kam die mutter von serafine, um uns kennenzulernen & serafine abzuholen. für mich war es sehr aufschluߟreich, die beiden zusammen zu erleben, denn serafine war für mich noch voller geheimnisse – sie hat aus dem stand die ganze zeit fleiߟig gearbeitet – und wenn wir ruhe hatten, haben wir uns je auf eigene weise entspannt. aus welchen gründen auch immer hat sie mir wenig über sich erzählt – womöglich war sie schüchtern wegen des altersunterschieds. ich habe sie jedenfalls nicht ausgefragt, obwohl ich tausend fragen hatte.

seit ich ihre stimme zum ersten mal am telefon gehört habe, bin ich total fasziniert von ihrer unverwexelbarkeit. obwohl sie nicht mehr dort lebt, läߟt sie keinen zweifel daran aufkommen, daߟ sie alemannin ist – das klingt so ähnlich wie schweizerisch. ich liebe das. deshalb habe ich ihre gegenwart musikalisch ausgekostet – sie hat mir ein schönes lied gesungen und war voll bei der sache.

lebe wohl – und danke für alles.

nachträglich

am sechzehnten august ist madonna sechzig geworden: da will ich ihr aus vollem herzen gratulieren & alles gute wünschen. sie ist eine der amazonen meines herzens – ein archetyp stolzer weiblicher selbstbehauptung – she’s the boss! ich hoffe, daߟ sie jetzt auch mal schön lokker lassen kann.

filmwexel

anderes genre: groߟstadt. denkbar ungeeignet für intensives sammeln. ich stand wie ein einsamer rufer in der toten konsumwüste – das bild oben ist ein gemeinschaftliches werk von christopher & mir. ich hatte den ganzen tag schatten und konnte voll auf sendung gehen, aber viele konsumentinnen haben mich nur hilflos angegrinst und konnten sich nicht mal kurz auf mich einlassen – die sich auf mich eingelassen haben, haben alle unterschrieben. insofern hatte ich heute den besten part. christopher hat zuverlässig die logistischen notwendigkeiten abgearbeitet, zwischendurch immer wieder gesammelt – und eingekauft – und uns am abend lekker bekocht.

die mädels sind als gespann losgezogen und haben ihr bestes gegeben. nach den schönen kleinen städtchen bisher war die groߟstadt für uns alle ein schock.

ich hab mir das selbst eingebrockt, weil ich unbedingt sina trinkwalder und ihr unternehmen monomama gleich um die ecke besuchen und dort das wochenende verbringen wollte. die adresse war schwer zu finden und es stellte sich heraus, daߟ dort bis zum wochenende betriebsferien sind. verdammt & zugenäht.

dieser passenden aufforderung, die ich auf meinem nachtspaziergang gefunden habe, werde ich jetzt folgen. gute nacht allerseits!

und übrigens: in kleinen städten haben wir viel bessere ergebnisse.

haltewunsch

es war schön & friedlich in pfaffenhofen. milena & christopher sind zugestiegen und waren sofort voll da. milena hat eine zu ihrem fänotyp passende frisur gefunden, die sie höchst individuell & einzigartig macht. gefällt mir sehr. christopher hat einen bart & eine brille, hinter der die augen vergnügt blitzen – er ist aktiv auf seiner spur und sucht sich seine wege. mit ihm kann ich mich jederzeit kurzschlieߟen und reden, wie mir der schnabel gewachsen ist. unsere rollen oszillieren vorwärts & rückwärts, denn wir kennen uns nun schon sechs jahre, in denen wir uns aufmerksam begleitet haben.

und das sind unsere gasteltern in pfaffenhofen: manfred & kerstin, frisch vermählt. es war mir ein vergnügen, die beiden zu erleben und alles mögliche über ihr leben zu erfahren. manfred ist parteilos für eine bunte liste im stadtrat und mischt sich nach kräften ein. beide sind vielseitig involviert in die angelegenheiten ihrer gemeinde – mit spürbarer wirkung. zum beispiel haben sie einen interkulturellen garten ins leben gerufen, mit insektenhotels & schmetterlingsweiden & bienenstöcken. kerstin ist biologin und erforscht praktisch mit kindern flora & fauna …

der aufenthalt war so anregend & erquickend, daߟ ich jetzt ganz kräftig auf „haltewunsch“ drücke. wie auch bei heidenheim sehe ich hier viel potenzial, geduldig & kumulierend was praktisches zu entwickeln & aufzubauen.

volle kanne = reiche ernte

die band war heute voll im groove und freundliche wildfremde menschen haben sich ausdrücklich für unsere arbeit bedankt. wir hatten sympathische helferinnen und einen riesen-zeitungsartikel.

im vollen vertrauen auf die band habe ich mich ganz auf die arbeit konzentrieren und meine aufmerksamkeit feinmaschig ausbreiten können. am omnibus lief ich auf vollen touren, denn es kamen laufend menschen ganz gezielt zu mir und haben bereitwillig unterschrieben. ich vermute, wir haben einen bleibenden eindruck hinterlassen, an den ich gern immer mal wieder anknüpfen würde.

diese bandfotos hat manfred mensch mayer gemacht, bevor er uns heute zum zweiten mal ins kino eingeladen hat. manfred war von anfang an mein vertrauensmann in pfaffenhofen und ich habe mich immer willkommen gefühlt.

obwohl unser standort auf dem langgezogenen hauptplatz ziemlich seltsam war, haben wir uns hier richtig wohlgefühlt und deshalb beschlossen, noch eine nacht und den morgigen feiertag auf dem automatischen wohnmobilplatz zu verbringen. da kann ich dann vielleicht ein paar lücken ausfüllen.

in der zwischenzeit

waren wir für einen tag im erzkatholischen eichstätt – mit einer ziemlich kahlen barocken altstadt – ich frage mich, ob der bombastische gestus dieser architektur schon nach einer industrialisierung des bauens verlangte: riesen plätze, endlose reihung identischer fenster usw. überall liegt groߟkopfiges, schönes altes pflaster, aber es gibt keine gleichaltrigen bäume. haben sich die menschen etwa damals schon eingebildet, sie könnten in der stadt ohne bäume leben? oder sind die bäume zu meinen lebzeiten gemeuchelt worden? ich habe jedenfalls ihr fehlen schmerzhaft empfunden.

auf meinem spaziergang babe ich diese unheimliche figur auf einer brücke stehen sehen.

kontrapunktisch und mein herz erfrischend gibt es hier unverrückbar mitten in der stadt die „galerie der kirchenkritik“, einen beharrlichen stachel im fleisch der katholischen kirche. mit dem „sellinger“, den ich vor jahren auf dem leopold-corso in münchen leibhaftig kennengelernt habe, verstehe ich mich prächtig. von seiner postkarte mit dem spruch:

„ich denke, also bin ich / kein christ“

habe ich gleich zehn stück gekauft. einmal habe ich ihn „zufällig“ in erfurt getroffen – da hat er mir umstandslos zweihundertfünfzig euro in die hand gedrückt.

inzwischen ist carsten abgereist. obwohl er einen hexenschuߟ hatte, hat er von anfang an total fleiߟig gearbeitet. er war tief beeindruckt von unserer arbeit und hat sich herzlich für diese erfahrung bedankt. dann ist christopher angereist, auf den ich mich schon sehr gefreut hatte – wir haben uns ewig nicht gesehen. er hat in eichstätt mitgearbeitet und ist abends nach würzburg gefahren. seine mutter hatte sich das handgelenk gebrochen und war ganz allein zuhause. da wollte er das wochenende nutzen, um nach dem rechten zu sehen und hilfe zu organisieren.

also bin ich abends allein mit serafine nach pfaffenhofen gefahren und wir haben uns erleichtert ins wochenende fallen gelassen …

happy weekend

die ereignisse überschlagen sich mal wieder … jetzt haben serafine & ich ein erholsames wochenende in pfaffenhofen verbracht, wo wir von manfred mensch mayer & seiner frau katrin liebevoll empfangen & umsorgt wurden und auf einem automatischen wohnmobilplatz gestanden haben – verkabelt & verschlaucht.

ich konnte an seltsamen morfos arbeiten, die alle etwas mit insekten zu tun haben …

ich konnte in „bullshit jobs“, dem neuesten buch von david graeber, weiterlesen und alle möglichen appdates machen. jetzt ist mal wieder zwei uhr morgens und ich bin aus der kronologie gefallen.