winzig in darm-stadt

kontrapunktisch sind wir jetzt drei tage in darm-stadt – am rand des zentralen knotens & mitten im groߟstadtambiente. morgens sind wir eingezingelt von lieferfahrzeugen und müssen geduldig abwarten, bis sie sich verzogen haben. ich habe heute in zwei handwerksbetrieben angerufen, weil wir hinter dem omnibus plätze freigehalten haben, damit sich die monteure dort hinstellen konnten. wir konnten erst nach 10 uhr öffnen und bisher auch noch keine stromquelle auftreiben. also die üblichen groߟstadtprobleme …

… and big brother is watching us:

fachwerkrausch

im über tausend jahre alten bensheim gab es viele wesenhaft lebendige fachwerkhäuser. im vergleich zu ihnen wirkten alle „modernen“ bauten tot & kalt & mechanisch – auch wenn sie noch so sehr versuchten, sich ins gefüge einzugliedern.

donna haraway würde solche fachwerkhäuser wahrscheinlich als „critter“ bezeichnen – das kann ich gut mitvollziehen.

und vor 120 jahren gab es hier einen architekten, nach dem ein ganzes stadtviertel benannt ist, weil er bis zur nazizeit 130 villen & landhäuser gebaut hat, so eine art frank lloyd wright der bergstraߟe – dem werde ich bei meinem nächsten besuch meine aufmerksamkeit widmen …

— auf den ich mich schon freue.

toni uomo

so wie ich sofia weiterhin mit f schreibe, werde ich toni in zukunft ehrenhalber immer toni uomo nennen, weil er so ein prachtexemplar von mann ist – und ahne, daߟ er mir verzeiht, daߟ ich mir die freiheit genommen habe, einen einzigen buchstaben sinnfällig auszutauschen …

meinen freund & podologen dr. hans peter greb, von dem ich alles über den ballengang erfahren habe, darf ich auch liebevoll „gandalf“ nennen.

wir sind ein herz & eine seele und haben viel freude aneinander – der meisterhafte praktiker & der fahrende spinner. und schon wieder sind mir vor lauter sympathie brüste gewachsen.

über solche wege sind wir gestern mit seinem elektrosmart an weinbergen vorbei hoch auf den berg über der stadt gefahren, wo er herzhaft damit begonnen hat, einen hektar wildnis heilend zu kultivieren – einen groߟen garten und noch einen viel gröߟeren wilden wald. ich hab ihm das grundlegende buch von david holmgren über permakultur geschenkt, das mein freund matthias fersterer so liebevoll ins deutsche übersetzt hat. ich weiߟ: mit mir geht immer der bücherwurm durch und ich vergesse, daߟ kaum jemand so viel liest wie ich. ich versuche, mich zu mäߟigen und lieber praktische hinweise zu geben. in unserem fall waren das meine praktischen erfahrungen mit effektiven mikroorganismen und die vermittlung der wichtigsten kontakte. toni hat das potenzial sofort erkannt und freut sich schon auf die praktische anwendung.

dort oben hat mensch einen weiten überblick & himmlische ruhe. ringsum sind schon überall die früchte von toni’s arbeit zu sehen.

toni uomo – herzlichen dank für dieses unvergeߟliche vergnügen !

in vollem glanz

strahlt der goldene gürtel, weil nora ihn heute geduldig in einem rutsch auf hochglanz poliert hat – der omnibus steht ziemlich genau nach süden gerichtet – also konnte sie die arbeit mit dem sonnenlauf sünnkronisieren und immer im schatten arbeiten. sie hat diese feuertaufe mit bravour gemeistert und sich als echte heroine der arbeit erwiesen …

wir sind ja wieder eine girl group und ich fühle mich pudelwohl. ich habe reichlich gelegenheit für streifzüge & gedankenspiele.

camouflage bilder zeugen von meinem bemühen, mich jedes mal tiefer in den sozialen organismus unserer auftrittsorte einzuklinken und mehr über ihre entwicklung herauszufinden. den ort mit offenen sinnen abzuschmecken.

dieser aufkleber klebte auf dem schaufenster des parteibüros der grünen – genau über dem gesicht der kanzlerkandidatin:

bensheim

das ist unsere andockstation in bensheim: toni como’s holzofen bäckerei. da können wir uns eindecken mit handwerklich erzeugten qualitätsbackwaren und mit allen fragen landen und die toiletten benutzen.

toni hat sich persönlich davon überzeugt, daߟ wir gut angekommen sind und eine potentielle stromquelle geprüft – da war allerdings kein saft drauf. morgen werde ich mit ihm in seinen garten fahren, den er nach permakulturellen prinzipien bewirtschaftet.

nachdem jan in koblenz abgereist ist, ist heute mia zu uns gestoߟen, eine mitschülerin von nora, die seit einer woche dabei ist. so können sie eine gemeinsame woche am omnibus verbringen und nora kann mia einarbeiten, die nach ihrer abreise noch eine woche am omnibus ist. so überschneiden sie sich in der mitte.

herz der bergstraߟe – mit einem organisch gewachsenen kern mit mit liebevoll instandgehaltenen 400 jahre alten fachwerkhäusern. kommerz & gewerbe liegen an der periferie, mit allem, was man in der groߟstadt kaufen kann. eine komfortable lebensqualität, von der auch alle möglichen villen zeugen. von hier aus kann man bequem nach heidelberg oder darmstadt oder frankfurt pendeln.

der ortsteil auerbach, wo die dorfmühle ist, ist luftkurort und an den beiden tagen strömten ständig freizeitmenschen die bachgasse herauf & herunter. auch regine & nora haben ausgedehnte spaziergänge unternommen.

como & como

das wochenende verbringen wir in einer meiner lieblingskarawansereien, wo uns immer umständlich ein platz an der viel befahrenen & beparkten bachgasse freigehalten werden muߟ – wir stehen direkt an der mauer neben der alten dorfmühle, wo astrid & toni como wohnen. die dorfmühle wird jetzt von der nächsten generation erfolgreich weiter geführt.

hier werden wir immer schlaraffenmäߟig mit allem versorgt. heute hat toni meisterlich für uns gekocht – er weiߟ genau, woher seine lebensmittel stammen und ist ein analoger alleskönner, dessen zupackende vielseitigkeit ich wunderfitzig studiere. ich muߟte laut lachen, als ich erfahren habe, daߟ er am ersten mai geburtstag hat.

wie beim letzten mal vor zwei jahren habe ich heute schnell & konzentriert meinen steuerkram für das zweite quartal erledigt, obwohl ich in eine romantrilogie von octavia butler vertieft bin – eine schwarze science fiction autorin, auf die ich durch donna haraway aufmerksam geworden bin. wie bei ursula le guin wundere ich mich, wieso ich erst jetzt von ihr erfahren habe, denn ich war gleich begeistert.

reitstunden

heute zum dritten mal eine längere strecke gefahren – einschlieߟlich einer stunde stau auf der autobahn. ich habe alle tentakel ausgefahren und hingebungsvoll gelauscht, welche auswirkungen meine vorsichtigen impulse hatten. ich will mich möglichst intensiv mit dem neuen critter verbünden.

es ist ja bisher nur im stadtverkehr unterwegs gewesen und als ich bei leichtem gefälle mit 80 stundenkilometern über die glatte autobahn rollte, habe ich ein behagliches schnurren vernommen und konnte mich entspannen. jetzt gilt es, einen symbiotischen groove zu finden. mit möglichst viel freilauf für alle beteiligten …

opa wünscht sich ein lokkeres gondeln.

koblenz

derweil wir von lauter katastrofen an rhein & mosel hörten, schien bei uns schon wieder die sonne fast zu sehr.

die band ist in einem freundlichen einklang. heute abend war ich das erste mal seit ewigen zeiten im kino – es krachte & schepperte gewaltig und eine menge technologie explodierte. eine perfekt gestylte charlize theron verkörperte die eiskalte böse, die über die modernste waffentechnologie & die besten söldner verfügte und am ende für weitere folgen erhalten blieb.

ich hoffe noch auf eine gelegenheit, den zornigen vater rhein zu sehen – morgen sind wir auch noch hier …

buona notte

alles feucht

seit wir aus bonn weggefahren sind – über die bundesstraߟe 9 am rhein entlang – hat es unablässig geregnet …

die b 9 ist der zwilling meiner lieblingsstraߟe – der b 42, die ab königswinter auf der rechten rheinseite an der loreley vorbei bis nach wiesbaden führt.

mit dem neuen motor & wilden scheibenwischern & bunten lichtern, die fäden ziehen im nassen asphalt … war die fahrt dieses mal ein alle sinne kitzelndes poetisches drama mit straff gespannten nerven …

in diese wilden bilder habe ich die anspannung entladen – die sind auf meinem ersten abendspaziergang in „confluenza“ entstanden, wo die mosel in den rhein flieߟt. es war naߟkalt. ich hab meine leguanos angezogen und war mit meinem regenschirm bewaffnet.

und bin noch auf ein wahres ungetüm von konsumhölle gestoߟen:

und heute hat es den ganzen tag erbarmungslos geregnet …

bon bon

die beiden tage in bonn waren prima – obwohl sie gleich neben dem bahnhof ein riesiges primark gebaut haben und architektonisch ziemlich auf den putz hauen, wirkt die stadt nicht so kaputt & kaltherzig wie sonst die „groߟstädte“. eher melancholisch dekadent wie ein blues.

mein rheinisches gemüt spielt natürlich auch eine rolle. und „vater rhein“, der im moment so mächtig strömt wie schon lange nicht mehr (die bootsanleger zeigen schon fast in den himmel). ich wäre gern noch ein paar tage geblieben.

heute gab es dann richtig trubel, als unsere freundinnen von „mehr demokratie“ & „democracy international“ uns fleiߟig unterstützt haben – eine bunt gemischte big band & erfreuliche wiedersehen. michael ist extra aus dem ruhrgebiet gekommen, um die aktion zu dokumentieren.

also waren wir zeitweise das sextett für direkte demokratie und die arbeit lief wie am schnürchen.

das schönste war, daߟ ich mich so lang & breit von enoch verabschieden konnte, den ich womöglich dieses jahr nicht mehr sehen werde (was ich erst heute kapiert habe).

jetzt ist es spät und ich bin schon ganz woanders …