frisch von heute

es ist mal wieder halb zwei morgens – am ersten oktober – krasse szenenwexel liegen hinter mir mit unerwarteten wendungen, auf die ich mich wunderfitzig eingelassen habe. also klaffen mal wieder große lükken, die ich längst füllen wollte …

seht ihr ihn da ganz hinten ?

zäh fließender verkehr

anders kann ich den betrieb vor dem OMNIBUS beim besten willen nicht karakterisieren – das macht mich nervös, denn ich bin gern in ostfriesland – da geben autofahrer den fußgängern freundlich den vorrang, selbst wenn sie nur unschlüssig am straßenrand herumstehen. und ich mag auch die städtchen, in denen wir waren – zuerst drei tage in leer (da war lisa noch dabei).

wir standen auf dem denkmalplatz quer zum publikum und weithin sichtbar. das denkmal bezog sich auf den deutschen sieg 1870/71 und die flechten verdauten die seelen der gefallenen:

das letzte mal war ich vor sieben jahren hier, als enoch zum ersten mal mitgefahren ist. es hat sich einiges verändert – und ich habe die stadt ganz neu entdeckt und angeregt durchstreift. die menschen hier sind besonnen & freundlich – sie schimpfen nicht so viel wie anderswo. aus einem üppigen second hand laden hat ein einziger rosa mantel nach mir gerufen.

um mich trotz des tröpfelnden betriebs bei laune zu halten, arbeite ich viel an meinen bildern, die sich jetzt seit zwei wochen bedenklich anhäufen. mein blog ist immer noch & schon wieder kaputt und ich kann nur stoßweise atmen …

soviel zu leer, dem tor zu ostfriesland …

mein liebstes bolo

ich kann hier nicht weiter schreiben, ehe ich mich beim ganzen märchenhaften clan der hartkemeyers für die erhellenden tage des sommercamps noch mal von herzen bedankt habe.

ich bin ein glühender bewunderer ihrer arbeit und staune jedes mal über alles, was sie in der zwischenzeit wieder gemeinschaftlich aufgebaut haben – im einklang mit ihrer avantgardistischen idee von landwirtschaft & sozialer heilkunst.

dabei sind sie stets auf der höhe der zeit und haben auch das wetterfiasko geschmeidig & resilient überstanden – als symbiotischer sozialer organismus. davon träume ich immerzu …

also nochmal: danke für alles & freut euch des lebens.

zappenduster

so dunkel ist es jetzt schon um acht uhr abends und mein groove gerät irritiert ins eiern. seit hof pente ist schon eine prallvolle woche vergangen und ich suche immer noch nach worten, mein erleben dort angemessen zu beschreiben, bevor ich in die kronologie zurückfinde …

also erst mal ein paar bilder zur einstimmung (das letzte zeigt unsere ausfahrt). damit ist noch längst nichts gesagt, denn hof pente ist das boloartigste soziale gebilde, das ich kenne. besonders gefreut hat mich die gelegenheit, meine verbindung mit peter guttenhöfer auszubauen, den ich leider erst im letzten herbst kennengelernt habe. er ist ein protagonist der „handlungspädagogik“ und ein praktizierender filosof nach meinem geschmack.

als ich jetzt – eine woche später – dazu komme, mein übervolles herz auszuschütten, stellt sich heraus, daß mein eifohn wieder mal einen nervenzusammenbruch hatte und ich erst nach stundenlangem gefummel überhaupt wieder mails verschicken kann.

und ich habs geahnt & befürchtet: nach der erfolgreichen reparatur, auf die ich richtig stolz war, war mal wieder mein blog kaputt und ich muß den armen joshua, den ich übrigens auch zum sommercamp gelockt hatte, wieder über bande mit meinen beiträgen beballern …

das sommercamp

das sommercamp auf hof pente fühlte sich an wie ein märchen aus einer heiligen zukunft. eine egalitäre großbaustelle, angetrieben von eifrigen „schulkindern“, zu denen nach den konzepten der handlungspädagogik natürlich auch alle „erwachsenen“ zu zählen sind. innerhalb einer woche sind da in vor lebenslust sprühender atmosfäre „gemeinsam“ unglaubliche sachen geschaffen worden:

zum beispiel diese „arena“ – die selbst die weitwinklige optik des eifohns nicht in voller größe abbilden konnte. als wir am vierten abend ankamen, sah es da noch so aus:

am samstag konnte sie schon bespielt werden – ich war dabei, als selbst tobias völlig verblüfft & begeistert staunte, wie das gelingen konnte. samstag mittag wurden dort schon die arbeitspferde vorgeführt und die arbeit mit den pferden erklärt.

und bis in die nacht hinein wurde diese neue kultstätte mit musik & tanz eingeweiht – als schleuse der gemeinschaft zu den kosmischen elementen.

die vorfreude auf dieses ereignis & das andocken an meiner lieblingskarawanserei hat mich das ganze jahr über bei laune gehalten, ohne vorstellung davon, was sich tatsächlich ereignen würde.

mein herz ist noch so voll, daß ich hier mal eine pause einlegen will. ich bin ja jetzt schon ganz woanders und gerate mit der kronologie ins schleudern …

happy ending

ich wurde unruhig, als am ersten tag in bramsche außer den ihhbaix nicht viel passierte. ein paar beiläufige unterschriften nach kurzem geplänkel. was ist los? geht das jetzt so weiter?

am zweiten tag kam gleich morgens der bürgermeister vorbei – er führte eine sehbehinderte frau mit armbinde & blindenstock durch die stadt und sollte ihr den OMNIBUS erläutern. mit seinem jungenhaften wesen hat er mich sehr an den bürgermeister von grimma erinnert. souveräne bürgermeister sind meine demokratischen helden und ich nutze gern jede gelegenheit, sie zu ihrer praxis zu befragen.

er war mitglied in der solidarischen landwirtschaft von hof pente. wie sich später herausstellte, hat er kraft seines amtes entschieden, daß sie auf hof pente eine schule eröffnen dürfen. das gespräch mit ihm hat mich aufgemuntert und daran erinnert, daß ich mir keine sorgen machen und nicht an zahlen denken wollte.

dann kamen beate & siegbert und es war, als kennten wir uns schon immer. sie betreiben in der nähe die „arche alfsee“ und haben sich gleich als haltestelle angeboten und waren dann (am zweiten tag) die ersten, die sich in die telefonliste eingetragen haben. ich habe ihnen ehrlich von unserer finanziellen notlage erzählt und ihnen was zu lesen mitgegeben …

übrigens: seit ich es kenne, erzähle ich allen leuten von dem wunderbaren buch von gertrude lübbe-wolff – und hole mein exemplar zum abfotografieren heraus – wenn diese saat aufgeht, sind wir einen großen schritt weiter!

zaghaft kamen weitere telefonnummern auf unsere listen …

am dritten tag – ich war in ein gespräch vertieft – kam beate vorbei, hat irgendwas an raphael übergeben und ist gleich wieder verschwunden.

in schönster handschrift hat sie mit wenigen worten ihre tiefe verbundenheit ausgedrückt und mir ein schmuckes bändchen mit ihren gedichten geschenkt. in dem umschlag befanden sich außerdem noch zwei braune geldscheine und die auftragsbestätigung zu einer herzhaften spende für den OMNIBUS …

so haben die so schleppend beginnenden drei tage in bramsche doch noch eine üppige ernte eingefahren und wurden gekrönt von unserer landung auf dem hof pente.