ahlen in westfalen

mit enoch zusammen sind wir mit der untergehenden sonne im rücken nach ahlen gefahren. ich stellte fest, daߟ ich noch nie dort war (ich hatte das mit ahaus verwechselt und da war ich schon mehrfach). auf den ersten blick sah unser standort ganz malerisch aus – besonders mit dem frisch polierten goldenen gürtel.

bei unserem ersten erkundungsbummel trafen wir allerdings knapp hundert meter entfernt auf den für diese stadt einzig geeigneten platz vor der marienkirche – mittendrin im geschehen. wir haben sofort überlegt, ob wir uns doof stellen und einfach dort hinstellen sollen und leider beschlossen, auf dem vorgeschriebenen platz die nacht zu verbringen und am morgen ganz freundlich zu fragen, ob wir nicht auf diesen platz wechseln dürfen.

sie haben enoch, der am ende sogar persönlich ins rathaus gegangen ist, auf allen ebenen vertröstet und ohne wirkliches ergebnis zurückgeschickt, um uns dann am frühen nachmittag telefonisch mit völlig fadenscheinigen begründungen eine absage zu erteilen.

da paߟt dieses bescheuerte stadtwappen sehr schön: das soll wohl ein geflügelter aal sein. ha ha. da fällt mir gleich der hase von haߟfurt ein. 

aber dieses wundertrio ist immun gegen strukturelle gewalt. wir haben mühelos das beste rausgeholt und brigitte gebeten, uns nie wieder an diesen platz zu schicken.

und ich hatte gelegenheit, das wesen der westfälinnen zu erforschen. wir standen zwischen zwei gründerzeitmonstren, dem alten rathaus, in dem jetzt die volkshochschule untergebracht ist, und einem bis zum zerfall heruntergekommenen ehemaligen warenhaus mit diesem haupteingang:

darüber steht: „temporäres institut für erinnerungen“. das wetter war prima, auch als wir meist im schatten standen. die menschen waren freundlich und wir hatten schöne gespräche … und redakteurinnen beider tageszeitungen waren da. „coole hose“, sagte die eine zu mir.

alle haben uns bemitleidet und auf die stadtverwaltung geschimpft: „wieso stehen sie denn hier? – hier ist doch niemand.“ „die wollen das nicht, ist mal wieder typisch.“ wir haben unser sprüchebuch wieder angefangen und notieren die lustigsten blüten.