ich lasse es bleiben



allzu strikt hier längere beiträge zu verfassen. ich hätte noch ein herbstbild von gestern im angebot:




diese nacht wurde die zeit umgestellt – wir sind alle leicht benommen. jetzt wird es um fünf uhr dunkel. um die zeit sind wir zum anger gefahren – hier war ich schon öfters (und stand jedes mal anders). ich war unschlüssig und habe den omnibus noch einmal anders ausgerichtet …

dann kam enoch geradelt mit einem stadtplan und war ein unterhaltsamer führer auf einem ausführlichen spaziergang durch die altstadt – über die krämerbrücke, die wir von innen & auߟen betrachtet haben – bis zum domplatz, auf dem ich mit dem omnibus das erste mal eingeschneit worden bin.

dort haben wir auf besonderen wunsch von gabriele thüringer spezialitäten gegessen bei „due angeli“. das bezog sich auf die beiden engel, die unten am rand der sixtinischen madonna darauf warten, das endlich was passiert – ihr bild vorn hinter der windschutzscheibe löst sich wegen der vielen sonne dieses jahr in blaue wolken auf. 





indian summer

um halb zwölf sind wir aufgebrochen nach süden – besser konnte es nicht laufen. wir waren ganz oben auf dem harzgebirge – achthundert meter.

der herbst ist wie eine späte zeitlose erleuchtung. eine rekapitulation von lebendigkeit.  ein tod in schönheit. ein tänzerischer übergang …





wir hatten uns einen wohnmobilplatz am rand von erfurt herausgesucht. alle unsere hoffnungen waren darauf gerichtet, daߟ wir dort unterkommen würden – und dann war der ausgebucht. aber: wir dürfen drauߟen stehen mit allen annehmlichkeiten (sauna, duschen, wasser, strom). eine hübsche win-win-situation.




morgen sind wir mit enoch in der stadt verabredet, am anger. und wahrscheinlich werden wir über die krämerbrücke spazieren  – das will ich mir nie entgehen lassen und mir fällt die brücke von bad kreuznach ein.



tristesse

braunschweig ist die zweitgröߟte stadt von niedersachsen, sehr weitläufig und mit stadtautobahnen durchzogen. wir stehen im alten herzen der stadt, aber dreihundert meter entfernt sind die schloߟarkaden, eine groߟkotzige weihestätte des konsums.

heute haben wir lauter hochzeiten miterlebt – die zeitlich versetzte ankunft der hochzeitsgesellschaft, die vorbereitungen, die ankunft der braut, das hochzeitspaar, die eltern, kinder und geschwister und freunde … den empfang des brautpaars nach der trauung vor den toren des rathauses. 

der omnibus ist mal wieder in den hintergrund einiger hochzeitsfotos geschlüpft … „schaut mal da, den omnibus – als wir geheiratet haben, konnten wir nur parteien wählen. da ging natürlich alles drunter & drüber. das könnt ihr euch nicht mal in euren schlimmsten träumen ausmalen.“




das ist der innenhof des rathauses – der schwarze turm ist mit einem netz von toten ästen bedeckt.

und dann fing es noch an, zu nieseln.




für mich gab es am ende noch eine schöne überraschung: enric hat mich besucht, ein katalanischer künstler, der hier in braunschweig studiert hat und beim „aufrechten gang“ mit einer fuߟverletzung am omnibus gestrandet ist. damals war maria am omnibus und wir haben uns alle prächtig verstanden. er baut im moment für eine performance schilder, wie sie bei demonstrationen hochgehalten werden, aus gegossenem glas, total transparent und sehr schwer. da geht sofort meine fantasie mit mir durch. wir haben uns trefflich verstanden und gleich pläne geschmiedet. von „wo lang“ und den aktionen war er sehr angetan.




nach der arbeit wollten wir auf einen wohnmobilplatz am südlichen rand der stadt fahren, aber der war voll besetzt. jetzt stehen wir wild vor dem messegelände und werden hier die nacht verbringen, damit wir morgen die fahrt nach erfurt voll auskosten können. dabei werden wir in südlicher richtung den harz durchqueren – im goldenen oktober.



winzig & verloren

stehen wir im durchgang mitten auf einem platz vor dem bombastischen gründerzeitrathaus von braunschweig. links von uns der achthundert jahre alte dom, in dem heinrich der löwe & mathilde von england tief in der krypta in steinernen särgen ruhen.



dort gab es eine moderne orgel und ich konnte ganz nah an die steuerkanzel heran:




am liebsten würde ich eine volksinitiative für freien zugang zu orgeln starten … 

übrigens lese ich gerade das buch „gegen wahlen“ von diesem belgischen historiker. hochinter-essant, wie er beschreibt, wie das viel sachgerechtere & demokratischere losverfahren nach der amerikanischen und der französischen revolution tabuisiert wurde und sich schleichend ein wahlfundamentalismus verbreitet hat wie eine tückische krankheit. die revolutionäre, darunter sklavenhalter, abgetakelte aristokraten & bürgerliche karrieristen, wollten unter sich bleiben und sind dann ebenso schleichend berufspolitiker geworden – eine bemitleidenswerte sorte mensch, auf der wir unser schlechtes gewissen abladen und die wir mit unserer selbstgewählten unmündigkeit grenzenlos überfordern.

und ich lese, daߟ schon aristoteles das losverfahren als demokratisch und wahlen als aristokratisch beschrieben hat.

die arbeit tröpfelt vor sich hin, obwohl wir hier wirklich in einem durchgang stehen und ich ein radio-interview gegeben habe, von dem brigitte ganz angetan war. das freut mich natürlich. und unter den wenigen gesprächen sind auch immer wieder richtige perlen.




das trio hat einen lokkeren groove – alle sind voll bei der sache und wir nutzen jede gelegenheit, uns auszutauschen & abzusprechen. so kann jeder schön seine eigenen fäden spinnen.




ich zum beispiel mit dieser visuellen improvisation über den herbst …

lassenskraft



ich freue mich sehr darüber, wie schnell sich dieses schöne wort verbreitet – das beschreibt genau, was ich ständig trainiere (immer schön lokker bleiben).


fräulein freya

begrüߟte mich gestern abend in braunschweig nach einer sehr anstrengenden fahrt im dunkeln über die landstraߟe mit zig kilometern umleitung über holperige nebenstraߟen. ich war im „der mann, den sie pferd nannten“-modus.

und gleich übte sie ihre besänftigende wirkung auf mich aus …

die anrede fräulein schmückt sie für mich wie ein auszeichnung und ich würde zu gerne wissen, was sie davon hält. also ab die post!



scheiden tut nicht weh

heute ging unser unverhofftes stelldichein zu ende. wir waren ganz praktisch produktiv und haben uns durch die theoriewüsten der sozialwissenschaften geschlagen und ihre hausarbeit einträchtig aufgelokkert. das war schön und wir haben beide eine menge gelernt.

tagsüber huschte sie immer wieder mit ihrem peugeot-damenklassiker vorbei zwischen ihren diversen veranstaltungen. und am ende hat sie uns hinterherfotografiert. auf die bilder bin ich mal gespannt … (eines würde wahrscheinlich gut hier passen)

opi da lang (das ist mein jedi-name) sagt: lebe wohl, liebe sofia – und mach dir keine sorgen.


lüneburg trio

heute war der tag, an dem die kälte kam. ich huste wie ein wildpferd. esse sanddornhonig von der insel rügen. wenn es so kalt ist und wir haben keinen stromanschluߟ: werde ich nervös. also bin ich zu meinem sachbearbeiter ins ordnungsamt gelaufen, um zu sehen, was sich machen lieߟe … nach einigem hin & her haben wir jetzt einen teuren stromanschluߟ und ich brauche mir darüber keine sorgen mehr zu machen.




 ab halb fünf können wir den omnibus festlich illuminieren wie eine martinsfackel – ohne stromanschluߟ wäre daran überhaupt nicht zu denken.




die stadt ist mir grundsympathisch – die  giebel sind als vielfältige gesichter der straߟe zugewandt und erzählen von der kunst des bauens mit bescheidenen ziegelsteinen, die menschen der erde entrungen haben. soviel geduldige, friedvolle liebe zur arbeit kann ich da sehen und träume vom leben in der blütezeit der stadt, als die maurer künstler waren.




und sofia studiert hier und wir sehen sie nach so kurzer zeit schon wieder. statt zu frieren haben wir uns gegönnt, gestern & heute abend alle zusammen lekker essen zu gehen. so bekommen wir von ihr was mit, obwohl sie schon wieder mitten drin ist in ihrem studium. gabriele hat mit grummelnder peristaltik bei ihr geschlafen. nach unserem herrenfrühstück mit frischen brötchen ist sie wieder zu uns gestoߟen und war voll auf ihrem posten. mathias ist drauf & dran, sich eine warme jacke zu kaufen …