beckum blues

beckum war das gegenteil von soest – ein städtchen nach meinem geschmack. wo wir standen war das schlagende herz der stadt – beschirmt & beatmet von vier mächtigen platanen: ein historisch gewachsener, nicht mechanisierter marktplatz mit dem alten rathaus, in dem sich heute das stadtmuseum befindet – eintritt frei.

in allen gesprächen waren die platanen das wichtigste thema: der platz soll mit geld „von oben“ – und damit von auߟerhalb der gemeinde mechanisiert werden. es gibt einen ratsbeschluߟ, daߟ die platanen im november gefällt werden sollen. erst haben sie behauptet, die bäume seien krank – dann, daߟ die bäume die häuser und ihre unterirdische infrastruktur zerstören. dann ist ein bürgerentscheid am zustimmungsquorum gescheitert. jetzt will der bürgermeister das massaker gnadenlos durchziehen.

kaum jemand kennt so viele plätze wie ich. seit ich „the nature of order“ von christopher alexander entdeckt habe, sehe ich überall „muster“ heiliger baukunst. es bricht mir das herz, daߟ dieser platz jetzt so geschändet werden soll. ich kenne tausend beispiele, denen alles leben ausgetrieben wurde – die blank & heiߟ in der brüllenden sonne liegen.

die einwohnerinnen kämpfen weiter – am 20. september kamen 250 bunt gemischte menschen zur kundgebung und freitag gab es am nachmittag (!) eine kleine fridays for future demonstration, bei der die mittlere generation fehlte. wie im omnibus. ich habe ihnen das buch von „extinction rebellion“ geschenkt …

die band ist mal wieder unbeschreiblich weiblich: lisa ist 51 & milena ist 23 & paula ist 16. eine seltene mischung mit ganz neuen klangfarben – vor allem, weil alle drei vorher nur „kampfsammeln“ kannten. ich versuche, mich zurück zu halten, damit sie möglichst nah an die menschen heran kommen. zwischendurch & nebenbei haben wir gelegenheit, den omnibus zu säubern & zu pflegen. wir sind in einem ruhigen & wetterfesten einklang.