gegen mittag fing es an – und wir hatten noch weniger betrieb als gestern, weil die meisten menschen überrascht ohne regenschirme vorbeihasteten. aber ich habe mich zweimal lange mit einem alten medizinprofessor ausgetauscht, der den größten teil des jahres hier auf der insel lebt, aber eigentlich aus bayern stammt. wir waren uns auf anhieb sympathisch und haben eher beiläufig über die technischen einzelheiten der direkten demokratie geredet – er hat einen vorsichtigen vorstoß unternommen und sich mit material versorgt. stunden später kam er wieder – mit dem fahrrad durch den regen – und hatte sich bei seiner lektüre notizen gemacht und aus seiner perspektive vorschläge & ideen zur sprache gebracht. er hat aus einem reichhaltigen leben erzählt.
„jong, du häß mesch dä daach jerettet!“ … fällt mir da ein: das hat einmal am niederrhein ein älterer gesprächspartner zu jan hagelstein gesagt.
hier im winter zu leben wäre auch ein traum. ein archaisches paradies, immer mit dem stachel des tourismus im fleische, als erinnerung an unsere unfähigkeit. das weiß ich sowieso, ich versuche ja gerade, mitten drin, überall dazwischen zu sein und volles inter-esse an den tag zu legen.
hier sind inter-essante und hellwache menschen zu finden, die sehr gesund wirken. die insel ist zu einer gemeinde zusammengelegt worden, aus verwaltungstechnischer bequemlichkeit und in dem glauben, mit zentralistischen methoden besser wegzukommen. das kann man sich aber nur mit stimmvieh erlauben. mit geld sind aber die meisten menschen, die hier leben, nicht zu erpressen, weil sie wissen, daß die lebensqualität in ihrem gemeinwesen ihr ureigenes inter-esse ist. da formiert sich eine kraft für eine inter-essante insellösung. ich gehe jede wette ein, daß das hier ein direktdemokratischer brennpunkt ist. die haben da schon praktische erfahrungen gesammelt (diverse bürgerbegehren und bürgerentscheide).
in so einer urtümlichen landschaft und in der abgrenzung zum festland bilden sich automatisch lebendige netzwerke, die sich um den ganzheitlichen zusammenhalt kümmern.
konventionelle förderinnen können wir hier nicht erwarten, aber wir können uns zeigen: den extrem verwurzelten ureinwohnerinnen und den unterschiedlichsten, völlig entwurzelten erholungssuchenden. vielleicht bietet mir ja jemand spontan ein winterquartier an, der sowieso im winter nicht hier lebt. das wär doch mal was: