fracking

  

ich wundere mich, wie viel argumentiert wird. was hier vor aller augen abläuft, ist galoppierender irrsinn. und alle tun so, als sei das noch normal und glauben an den rechtsstaat. bei ttip ist das genauso. die braven untertanen rennen mit parolen herum – als teil ihres konsumverhaltens und halten damit den laden am laufen (in ihrer freizeit).

wo bleibt der aufstand ? wie auch immer.

mein inter-essantestes gespräch hatte ich heute mit einem mann, der sich darüber geärgert hat, daߟ der omnibus sich mit diesem thema gemein gemacht hat und deshalb erst einmal behauptete, er sei ein fracking-befürworter. in wirklichkeit war er ein flammender befürworter der demokratie mit praktischen schritten, die jede mitvollziehen kann – oder es lassen. wir haben uns in gutem einvernehmen nach einem grundlegenden gespräch voneinander verabschiedet und es hat mir zu denken gegeben.

   
   

erholung beim bauern

in visselhövede haben wir einen verregneten dreiviertelsamstag im nirgendwo verbracht, die band hieߟ „nowhere girls“ – da hält dann tatsächlich eine blondine im porsche 911 turbo cabrio und stöckelt zum omnibus 

  
 

dann sind wir durch bauernland mit stämmigen eichen in ein bauerndorf gefahren, zu sabine & henry, wo wir ganz liebevoll & umsichtig empfangen wurden, verwöhnt mit speis & trank, duschen, waschmaschinen, strom, wasser, toiletten, fernsehern, wintergarten usw. 

   
 

henry ist wieder so ein gutmütiger riese (siehe weiter unten) mit schalk in den augen, ganz ruhig und gelassen. unterdessen wirbelt sabine herum und organisiert alles. sie hat ganz freiwillig valentin acht euro spendiert, damit er ein konzert besuchen konnte, bei dessen eintrittspreis er kurz gezögert hatte (es kostete fünfzehn euro). 

das konzert fand in einem schön restaurierten gebäude-ensemble aus alten hofgebäuden statt, das dort mit lauter subventionen (von wem genau?) hingepflanzt worden war. als ich mir das angesehen habe, war gerade die erste hälfte des konzerts vorbei. valentin war stark beeindruckt und hat mir die musik beschrieben – das hätte mir wahrscheinlich auch sehr gut gefallen.

   
 

sabine & henry waren zu einem fest eingeladen …

und wir konnten einen schönen letzten abend mit gabriele verbringen. 

wir beide haben in dieser kurzen woche die zeit überlistet. wir kennen uns schon ewig und unsere inter-essen & erfahrungen ergänzen sich komplementär. 

nach einem ausgiebigen frühstück im omnibus, das wir uns gewünscht hatten, habe ich sie heute vormittag mit dem auto nach rotenburg zum bahnhof gebracht, wo wir noch ne dreiviertelstunde zum reden hatten und uns friedlich und gut synchronisiert verabschieden konnten.

lebe wohl, groߟe mutter !

visselhövede

  

da haben wir heute einen ruhigen tag verbracht. ich habe einen martin getroffen, den es aus köln-ehrenfeld hierher verschlagen hat – hat in ottersberg studiert. hier ist er allseits bekannt und gehört zu den honoratioren dieses städtchens, das weniger als zehntausend einwohnerinnen hat. er hat eine schamanische position hier und ist schon seit dem blauen omnibus förderer. es war schön, seinen rheinischen singsang zu hören.

  

gabriele & kolja haben ihre aufmerksamkeit wieder den fensterscheiben gewidmet und verheiߟungsvoll glänzende ergebnisse erzielt. ich habe vier monate kassenbuch ins reine geschrieben & gerechnet und die bankbelege zusammengesucht.

visselhövede
es gibt eine wuchtige, siebenhundert jahre alte kirche – leider mit barockaltar. und einem dicken, kurzen, völlig geschlossenen quadratischen grauen turm.

   
 

hinter der kirche ist eine uralte kultstätte, markiert durch einen bronn (ein kleiner teich), aus dem die vissel hochquillt. der teich sah erbärmlich grün & tot aus, umstanden von hier seltenen bäumen wie riesenmammutbaum, sumpfzypresse, gingko, tulpenbaum usw., die auch keine gesunde ausstrahlung hatten. das mikrobielle milieu auf abwegen.

  

kahl & leer

 

kuscheliger platz

  
wir fühlten uns total geborgen in soltau – kein lärm, kein verkehr, aber auch: wenig betrieb. aber wir waren gut beschäftigt mit experimenten mit mikroorganismen. thema war das fensterputzen. wir hatten die kleinen helferlein vorher immer am ende auch abgewischt – wie sollen sie da ihre wirkungen entfalten können ? also: nicht abwischen ! einen feinen feuchten film erhalten. und siehe da: die scheiben lösen sich auf bis zur unsichtbarkeit.

gabriele war meine dozentin. sie schenkte mir ihr praktisches wissen und ich konnte mit eigenen augen das unsichtbare bei der arbeit sehen. phänomenal. frage: ist sie nun eine wissenschaftlerin oder nicht ?

schade schade jedenfalls, daߟ sie nur eine woche hier ist. seltene gelegenheit. schön lokker bleiben und alles teilen, was es mitzuteilen gibt.

am ende des tages waren die zahlen unbefriedigend, aber ich habe eine menge gelernt und auch noch zeit gefunden, mit gabriele ins „felto“, das filzmuseum, zu gehen. von joseph beuys keine spur, aber eine menge filz in allen möglichen zuständen & verarbeitungsstufen …

   
 

traum geplatzt

kurz leuchtete zum ersten mal eine möglichkeit auf, den winter zu verbringen, auf die ich mich richtig freuen konnte. dieser traum wurde jäh durch eine art digitales fallbeil beendet und ich bin wieder zurück auf null mit meiner quartiersuche. das rückt mir jetzt echt auf die pelle. ich fühle mich so hilflos – ich habe doch auch hier schon meine not geschildert. ich kann ja nur daraus schlieߟen, daߟ ich für andere menschen als mitbewohner nicht zu ertragen bin.

so what ?
 
ich bin gleich heute fremdgegangen und habe mir von einer schönen selbstbewuߟten türkin die haare schneiden lassen. sie arbeitete mit energischen handbewegungen und hatte meine vorlieben sofort erkannt. sie wuߟte immer genau, was sie tat. sie war so schnell & professionell, daߟ sie mir gründlich meine geliebten ohrhaare ausrasiert hat, ehe ich auch nur piep sagen konnte. dabei hat sie mir eine blutende wunde in der ohrmuschel beschert (es hat nicht wehgetan) und ganz unschuldig gefragt: „haben sie sich verletzt?“ und dann: „soll ich auch an ihren augenbrauen was machen?“. als sie mit einem richtigen rasiermesser geschickt meinen nacken ausrasiert hat, hätte ich sie fast gefragt, ob sie mich nicht auch rasieren könne. vielleicht beim nächsten mal. ich habe ihr mit vergnügen fünfzig prozent trinkgeld gegeben und der erste kommentar meiner mitfahrerinnen war: „du siehst jünger aus.“ jetzt habe ich eine blutige schramme im ohr zur erinnerung.

hier in soltau gibt es ein mit eu-mitteln gesponsertes, nichtstädtisches filz-museum (das ist der geheimnisvolle turm von gestern) mit angeschlossenem laden, wo man alles mögliche aus filz erwerben kann. da werde ich morgen nachsehen, ob auch joseph beuys ausgestellt oder doch zumindest erwähnt ist.

  

einen hauch besser

war unser zweiter tag in lüneburg. das wetter hatte lichte momente. ich auch, denn mindestens zweimal hat mein traktorstrahl mitten ins herz getroffen.

und vornehme herren haben mir anerkennend gelauscht und „alle achtung!“ gesagt. gabriele wirbelt wirkungsvoll herum. ich könnte sie vom fleck weg engagieren.

  
diesen artikel haben wir valentin zu verdanken (die jeweils jüngsten mit der pressearbeit zu betrauen, war eine wirklich gute idee). wie auf dem foto bin ich ganz im hintergrund geblieben, aber irgendwie werde ich langsam von denen wie so eine art pop star abgehandelt. mir ist das kein biߟchen peinlich, denn es erweist sich als wirkungsvoller anknüpfungspunkt. was kann ich mir besseres wünschen als daߟ die menschen sich für mich inter-essieren ?

   
 
zwei gutmütige, mit maschinenpistolen bewaffnete polizisten standen mit ihrem bus vor dem omnibus (sie muߟten den weg für irgendeinen mafioso sichern, der in einem der amtlichen häuser in der nähe war). sie haben zum beispiel ganz freundlich verirrten touristen, die falsch in eine einbahnstraߟe fahren wollten, den richtigen weg erklärt.

  
inzwischen sind wir in soltau, einem kuscheligen städtchen mit 22.000 einwohnerinnen, die uns gleich neugierig begutachtet haben, als wir im schneckentempo auf den intimen kleinen platz gefahren sind. der wirt vom „don camillo“ hatte ein intensives dß©ja vu und wuߟte nur, daߟ er den omnibus vor kurzem irgendwo wahrgenommen hatte. wir haben dann bei ihm am fenster mit blick auf den omnibus lekker gespeist.

  
bei meinem abendspaziergang kam mir eine inter-essante idee:

wir müssen sowieso zu unserer eigenen orientierung am ersten morgen in einer stadt in die touristen-information (die wissen, wo alles ist und haben meist auch noch einen handlichen kostenlosen stadtplan). wir werden unser kommen einfach als attraktion für die stadt inszenieren und sie bitten, doch für die dauer unseres aufenthalts einige unserer unterlagen (und vielleicht postkarten-sets) auszulegen und uns anzupreisen … (das plakat mit den kühen wäre da auch ein schöner blickfang) …

   
   

voll verregnet

war unser erster tag – und gleich morgens kamen ganze pulks in den omnibus und wollten besinnungslos gegen fracking unterschreiben. sich da reinzugraben ist eine art von homo-archäologie und ziemlich kräftezehrend. gabriele & valentin hatten ihren ersten tag und kolja war nicht voll auf seinem posten, aber unsere ausbeute war höher, als wir für möglich gehalten hätten.

wir haben gemüse-risotto mit speck zubereitet und alles ganz lokker aufgegessen. während die jungs gespült haben, bin ich mit gabriele in der dämmerung durch die wasserstadt gebummelt – ich sehe hier überall altes ziegelfachwerk, das mich rückwärts an die zeche zollverein erinnert und wie sofia aussah, als wir uns dort gesehen haben. in ihrer rekonvaleszenz hat sie jetzt snow crash gelesen und kann nachvollziehen, was ich meinte, als ich sie mit y.t. verglichen habe. 

hallo, liebe sofia – machs gut !!!

  
 du bist schon ganz verschwommen.

das ist mir jetzt hier einfach so reingerutscht im geknatter der assoziationen.

die anderen sind längst im bett und ich habe noch andere korrespondenzen.

  
nacht zusammen

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auf normalbetrieb. nachdem wir nach einem ausgiebigen sonntagsfrühstück alle noch mal die regendusche in manfred’s palast genossen hatten, sind wir 50 km über die autobahn nach lüneburg gefahren.

hier war ich schon oft. nach dieser stadt ist eine meiner lieblingslandschaften benannt. die ersten siedlungsspuren sind 150.000 jahre alt. später dann hansestadt mit wunderbarer backsteingotik, kunstvoll, aber nicht abgehoben. selbstbewuߟt. im hanse-zeitalter wurde der bargeldlose zahlungsverkehr erfunden … ich schweife ab …

  
  
hier hatte kolja vor drei jahren seinen ersten normalen arbeitstag am omnibus. hier wird nächsten monat sofia studieren.

gabriele hat unsere einfahrt in einem cafß© auf sich wirken lassen und uns gleich anschlieߟend zu den köstlichsten sahnetorten eingeladen. anschlieߟend bin ich mit ihr kreuz und quer durch die altstadt gelaufen und wir haben die über tausend jahre alte michaeliskirche von innen angeschaut.

  
giebel wie gesichter, individuell, aber auch abgestimmt, auf der suche nach einklang. immer wieder begegneten uns menschen in historischen kostümen und es fing an, ganz leicht zu nieseln.

am omnibus haben wir die jungs aufgesammelt und zur feier des tages beim italiener zu abend gegessen. auf meinem abendspaziergang bin ich auf die wasserstadt gestoߟen, die einen ganz anderen charakter hat.

  
da will ich unbedingt im hellen noch mal nachsehen. und so steht unsere lady da: