lebe wohl, friesland

der erste abend in tönning  
jetzt ist soviel passiert, daߟ ich noch nicht dazu gekommen bin, mich gebührend von friesland und den friesinnen zu verabschieden. 

die dramen am unendlichen himmel sind viel schöner, als menschliche dramen je sein könnten. also sind die friesinnen gelassen & ruhig & freundlich & hilfsbereit. wir haben uns sehr wohl gefühlt und sind tief in dieses lebensgefühl eingetaucht. auf meinen spaziergängen am abend habe ich darüber nachgedacht, ob die mieten in diesen stillen städtchen nicht so günstig sein könnten, daߟ ich da ein etwas groߟzügigeres quartier aufschlagen könnte. allein. eine attraktive option, weil ich da alle fäden in der hand haben würde. auch, wenn ich viele gäste hätte.

also friesland: danke für diese erfahrung. 

auch in der arbeit konnten wir uns voll entfalten und haben alle rekorde gebrochen. so what ? für uns spielte das überhaupt keine rolle. die arbeit war eine sprudelnde quelle. etwas gröߟeres, nach auߟen sich verästelndes gemeinsames entstand. nicht von ungefähr sind mir immer wieder musikalische metaphern eingefallen: ich war von künstlerinnen umgeben und wir haben wunderbar zusammengespielt.

und ich habe die bauernrepublik dithmarschen und die sieben friesischen seelande kennengelernt – dem kann ich jetzt gern weiter nachgehen, wenn ich zeit dazu habe. einstweilen bekomme ich ziemlich wenig schlaf …

„lieber tot als sklave“, in diesen ruf der friesinnen stimme ich gerne ein.

  

salto mortale

die ereignisse überschlagen sich: sofia & anna sind weggeflogen, jan, der blonde jüngere bruder von leon und kolja sind gekommen – filmwechsel – boygroup. da muߟ ich mich neu einstimmen …

… dann kam nach der arbeit wieder die „der-mann,-den-sie-pferd-nannten“- nummer: 250 km in wildem wetter vom nordwestlichsten zipfel zum moorburger elbdeich, wo beim urgestein manfred brandt – war das 2004? – das woodstock der direkten demokratie zuhause war. wir haben viele gemeinsame erinnerungen. auch jetzt hat er wieder untrüglich seinen finger auf die wunde in der verfassung gelegt und alles in bewegung gesetzt, was jetzt bedingungslos getan werden muߟ jenseits von diplomatischem geschacher (auch das muߟ getan werden). da bin ich ganz dabei und in meinem element. 

und wenn jetzt eine sammlerin davon hört, daߟ sie in manfred’s scheune übernachten kann, dann kann sie sich eher einen groߟzügigen raumpalast mit einem riesigen badezimmer mit frei hängender regendusche und einer eleganten frei stehenden badewanne in der mitte des raums vorstellen. 

ein über mindestens drei ebenen verschachtelt flieߟender ausbau mit steilen treppen und alkoven, auf denen schon hängematten aufgespannt waren. zur sonne hin sind in der riesigen dachfläche ganz viele dachflächenfenster – ich muߟte sofort an die lichtspiele in meiner alten wohnung denken, die ich so geliebt & genossen habe.

alle alpha-mädchen könnten hier als kampfsammlerinnen zu höchstform auflaufen und eine überaus sinnvolle & gesunde arbeit tun (einfach nur bei brigitte oder manfred melden). die jungs sind natürlich auch gemeint. 

heute hat es immer wieder wie aus kübeln geregnet und jetzt bin ich hier buchstäblich mit dem hintern im moor gelandet und es gäbe noch so viel zu erzählen.

wenn es engel gibt,

hat mich eine heimgesucht:

  

anna, siebzehn jahre alt, eine völlig unkomplizierte, quicklebendige, facettenreich schillernde junge frau mit wachen sinnen & blitzsauberen emotionen, meisterin aller klassen. sie hat mein herz erfrischt und ich habe viel von ihr lernen können. sie steckt voller überraschungen. 

wenn ich mir eine meisterin aussuchen könnte … ich werde sie mal fragen, was das kosten würde.

hier geht sie gerade ihrer lieblingsbeschäftigung nach (in der kürze liegt bei ihr die würze):

  

jetzt ist sie weggeflogen und ich rufe lauthals und aus vollem herzen:

lebe wohl & machs gut

  
blonde anna 

gezeitenbarometer

  
von meinem schreibtisch bietet sich mir dieses bild: in der säule auf der rechten seite werden ebbe & flut abgebildet !

letzte station

in ostfriesland ist jetzt norden, die nordwestlichste stadt deutschlands. anna hat die zeitungen schon über unser kommen ins bild gesetzt und wird da gleich morgen früh persönlich hingehen.

erfolgsverwöhnt, wie wir nach den letzten wochen sind, müssen wir jetzt aufpassen, uns angesichts des etwas abgelegenen, aber schönen groߟen platzes nicht selbsterfüllenden prophezeiungen hinzugeben über den betrieb morgen …

   
   
gute nacht für alle !

dramatisch

  

war nur der himmel. das ergebnis war heute mager und der zeitungsartikel hatte einen engagierten kursleiter vom job center auf die idee gebracht, mit zwei kursen am omnibus vorbeizukommen, im abstand von ein paar stunden. er war auch durchaus interessiert an unserer arbeit und ich habe ihn mit zusätzlichen informationen versorgt. aber die teilnehmerinnen tun mir immer leid – sie werden zur teilnahme erpreߟt und geben sich in der regel noch nicht einmal die mühe, inter-esse zu heucheln. anna hat ganz souverän die zweite gruppe übernommen.

wir haben unser bestes getan, um sofia im krankenlager zu verwöhnen. wir haben von der gärtnerei aus mit deren schlauch unseren wassertank aufgefüllt. arme anna: sie hatte heute ihren vorletzten arbeitstag und kann natürlich noch nicht nachvollziehen, wie es läuft, wenn wir das erste mal in einer stadt sind – da müssen wir in zwei jahren noch einmal andocken, damit die botschaft da einsickern kann.

herr mahlzahn war das beste, was uns in wittmund passiert ist. von ihm habe ich erfahren, wie die stadt das mit den „netten toiletten“ handhabt – wer ist wohl besser geeignet, diese maߟnahme zu beurteilen als ich ?

  

die stadt zahlt gastronomen & bäckereien geld, damit sie sich mit dem „nette toilette“ aufkleber kenntlich machen und das tun, was für gute gastronomen selbstverständlich wäre: freundlich allen menschen den weg zur toilette zu weisen. das ist in jeder hinsicht effizienter als die wartung öffentlicher toiletten. und hat noch den seiteneffekt, daߟ die öffentlichen toiletten weniger vandalisiert werden. in wangen im allgäu war eine nagelneue, moderne & saubere öffentliche toilette sogar vierundzwanzig stunden geöffnet. sowas geht nur mit „nette toilette“.

herr mahlzahn hat meine wahrnehmungen in vollem umfang bestätigt.

premiere

  

hier war ich noch nie. wittmund ist durch eingemeindungen die flächenmäߟig gröߟte stadt in ostfriesland, aber mit zwanzigtausend einwohnern an fünfter stelle.
herr mahlzahn hat sich als gute fee entpuppt und für alles sofort eine gute lösung gesucht. er hat sich heute selbst davon überzeugt, daߟ mit dem stromanschluߟ alles glatt läuft. auf eine kleine bemerkung hin hat er sofort telefonisch den chef einer gärtnerei zum omnibus geschickt, damit er mir zeigt, wo ich jederzeit unseren wassertank auffüllen kann. und so freundlich sind die meisten menschen hier. 

das wetter hat wild gewechselt:

  

am himmel flogen die fetzen, in mehreren schichten und unterschiedlichen geschwindigkeiten. zwischendurch immer wieder kurze sprühregen, bei denen wir in einem lebendigen ballett das papier rein & raus geräumt und die regenschirme aufgespannt haben. anna & ich im duett, denn wir haben es tatsächlich geschafft, daߟ sofia ihre hart verdiente bettruhe eingehalten hat. danke für die hilfe – ich glaube, sie ist über den berg.

beim ersten mal läuft die arbeit ganz langsam an, besonders in so kleinen, abseits gelegenen städtchen. mit einem quantitativen erfolg ist nicht zu rechnen. qualitativ war unser tag mal wieder eine sensation: die quote lag bei über neunzig prozent, die anzahl war durchschnittlich. anna ist ein naturtalent – und so jung – ich staune. 

wir drei sind ein dream team. murmelnd wie ein bach floߟ unser tag dahin, am abend sind wir zusammen zum essen ausgegangen (wir verwöhnen uns). unsere gespräche sprudeln los, sobald wir zusammen sitzen oder stehen. wir lachen viel miteinander.

  

wittmund

gleich nach der arbeit sind wir nach wittmund gefahren und von einem freundlichen herrn mahlzahn auf einen exponierten platz vor dem rathaus gelotst worden. morgen werden wir mit strom versorgt – die zeitung ist von anna benachrichtigt und wird uns wohl zumindest ankündigen.

  
inmitten einer busladung badischer rentnerinnen haben wir zu abend gegessen. die mädels sind längst im bett. ich bin noch mit hip hop durch die altstadt spaziert.

auf dem eifohn habe ich mir schon das „ziggy stardust“-foto von mir angeschaut, das gerade kursiert und wellen schlägt. das sieht irgendwie postapokalyptisch aus. fehlt nur noch sofia als das äquivalent für „imperator furiosa“ (die rolle, die charlize theron in „mad max – fury road“ gespielt hat). 

ich könnte damit leben, aber ich vermute, daߟ mir das kuh-foto besser gefällt. das war ein wirklicher höhepunkt des jahres !

   
 
hier hat es jetzt auch schon heftig geregnet & geblitzt.