ich habe mich schlagartig an alle bodensee-erfahrungen erinnert. zum beispiel an dieses fleischlichen bildhauer, dessen üppige skulpturen hier überall als „kunst im öffentlichen raum“ zu sehen sind. das bekannteste werk ist die große hure im hafen von konstanz, die einen kleinen papst und einen kleinen kaiser in den händen hält, jedenfalls klerus & adel. ich würde mir wünschen, nur eine einzige seiner arbeiten zu kennen.
ähnlich wie in regensburg ist es einfach zu schön hier. die menschen spüren keine akuten notwendigkeiten. es herrscht ein fast obszöner wohlstand, der aber nur aus geiz entstanden ist. die eingeborenen halten die prächtige und einmalige natur für selbstverständlich und fordern saftige preise für alles. die auswahl ist riesig – bei meinem bummel habe ich ein reißbrett-neubauviertel mit teuren eigentumswohnungen entdeckt, gekrönt von einem maxxx outlet.
frage: wer braucht den ganzen scheiß ???
es gibt aber hier auch einen menschenschlag, der den üppigen reichtum der bodensee-landschaft voll auszukosten weiß und tief mit dem leben verbunden ist. demeter bäuerinnen & marktfrauen, lebensgemeinschaften, kulturschaffende, künstlerinnen, die hellwach den irrsinn der zeit wahrnehmen und mit denen ich sofort voll verbunden bin. diese kontakte sind balsam für mein gemüt und öffnen mich noch weiter, als ich mich aus mir selbst heraus öffnen könnte.
die arbeit macht freude, aber mangels masse mit bescheidenem ertrag. das nenn ich jetzt mal den „bodensee blues“. traurig ist ja auch schön … und der blues ist die ehrlichste gesungene musik, die ich kenne.
und das alles in so einer gewaltigen kulisse.