seit dessau fühle ich mich umzingelt von wohnmaschinen, denn nach der zerstörung der stadt haben die durchaus wohlmeinenden planer der ddr mit eiskalter präzision den bau von wohnmaschinen auf die spitze getrieben … und ich vermute, daß die planer sich als legitime erben der bauhaus-tradition verstanden.
in dessau ist die architekturgeschichte der ddr anschaulich zu studieren. und das ist wirklich ein schräger kontrapunkt zu der perle bauhaus.
für diese jungen werktätigen & aspirantinnen gebaut.
am ende der karriereleiter lockte ein gemütlicher funktionärsposten, mit den wesentlichen sondervollmachten ausgestattet. mausgrau & langweilig. mit vielen emsigen konkurrentinnen … voll das rattenrennen. womit nichts schlechtes über ratten gesagt ist.
die einzigen „alten“ gebäude waren die stadtbibliothek und ein unglaublich protziges rathaus – beide rekonstruiert und beim rathaus absurd übertrieben, was die funktionen angeht. so aufgeblasen wie disneyland – es hätte mich nicht gewundert, wenn das hohl geklungen hätte. ein schreiender kontrast zur bauhaus-idee.
wir standen in einem häuserensemble, das mitte der fünfziger jahre gebaut wurde: erste zeugnisse der ddr-architektur – funktionell & bescheiden, mit kleinen verzierungen. mindestens so gut wie das, was zu der zeit im westen gebaut wurde (da fingen die handwerker bald an, zu schludern, um mehr umsatz zu generieren) – ich kann ein lied davon singen.
danach sind die architekten einem technologischen größenwahn verfallen. nach der wende werden jetzt überall die plattenbauten gepimpt, mit balkongerüsten und begehbaren & bepflanzten dächern, manchmal schräg aufgesetzte penthäuser.
unsere gespräche waren die früchte dieser umgebung. viel verbitterung und zwischendurch kristallklare greisinnen & greise, deren augen blitzten. zu fuß und mit dem fahrrad unterwegs. gut durchblutet. die urhebergeneration der ddr, und zwar der teil, der sich ehrlich bemüht hat, ein anständiges leben zu führen. wunderbare menschen, besonders die frauen.