mir fällt auf, daß mein alltag – wenn es mir gelingt, lokker zu bleiben – eher ein allestag ist, den ich voll auskosten kann. ich fühle mich analog vernetzt und führe in mehreren parallelwelten die aufschlußreichsten gespräche.
heute zum beispiel mit einem feinkosthändler, bei dem mich eine pastrami angelacht hat. dieser mann wußte viele wichtige einzelheiten über hochwertige lebensmittel zu erzählen … und war voll bei mir, wenn ich über meine arbeit gesprochen habe..
oder der messerschleifer (der soundsovielte chef von stahlwaren keil): er hat mir auch noch mein k2-messer „repariert“. obwohl ich es immer nur an einem keramikstab gewetzt habe, um die schärfe zu halten (eine matschige tomate ohne einstechen und säge ganz leicht schneiden), hatte die schneide einen leichten knick. „donauwöhhn“ sagte die resolute herrin des ladens. ich habe einen moment gebraucht, bis ich verstanden habe, daß sie „donauwellen“ gesagt und damit einen typischen laienfehler diagnostiziert hat. „da muß ich den chef fragen … das muß ja ganz neu aufgebaut werden“, sagte sie und ging nach hinten.
zwei stunden später brachte er mir dann mit von metallstaub schwarzen händen dieses wie neue messer in den omnibus. ich habe ihm meine messer und meine wetzstäbe gezeigt und er hat mir beigebracht, wie ich beim wetzen am gleichmäßigsten arbeiten kann.
dann hat er mir noch ganz uneigennützig einen trick verraten, wie ich meine ziemlich abgenudelten wetzstäbe mit schleifpapier noch einmal auffrischen kann. später, wieder in seinem laden, hat er mir dann den ultimativen wetzstab vorgeführt.
am nachmittag war ich in einem laden, um mich über barfußschuhe zu erkundigen … eine schöne junge frau hat mir sachlich alles wissenswerte erklärt und dann zum abschied gesagt: „sie sehen super aus. ihr stil ist der hammer!“ sowas passiert einem opa nicht alle tage. ich fühlte mich ganz beschwingt.
allerdings ging die arbeit am omnibus nicht über ein plätschern hinaus (lokker bleiben). und ich erinnerte mich an eine ähnliche ambivalenz beim letzten mal hier in regensburg. vor zwei jahren. die schöne alte stadt am fluß – im volksmund wird sie als nördlichste stadt italiens bezeichnet – viertgrößte stadt bayerns – viele touristen – der schöne platz – die hier schon mächtige donau … und dann diese läppischen ergebnisse. ich kapier’s nicht.
nach der arbeit haben wir einen sehr schönen abend bei ursula verbracht, die wir beim letzten mal kennengelernt hatten und die ganz in der nähe in einem der alten häuser wohnt. um zu ihrer wohnung zu kommen, muß man erst mal durch einen wuchtigen torbogen in einen schönen innenhof gehen und dann ein paar treppen rauf. sie hatte uns zum abendessen eingeladen und eine lekkere spinat-lasagne für uns gemacht.
ihre beiden kinder jonathan (15) und sophia (20) sind zum essen dazugekommen. sophia hatte heute eine abiturprüfung geschrieben. sie wohnt auf einem schönen kleinen pferdehof außerhalb der stadt und reitet wie eine indianerin. sie ist eine perfekte omnibus-kandidatin. übrigens nennt sie ihr vater, der getrennt von ihr in köln lebt, auch immer sofia.
ich will ja auch dieses blasierte „ph“ aus meiner sprache verbannen und lieber filosofie & filologie sagen – arno schmidt läßt grüßen.