seltsame tage

wir sind in einer mobilen trabantenstadt auf einer landzunge des brombachsees, in dem man schwimmen, surfen, rudern und segeln kann. nichts als wohnmobile und funktionale sanitäreinrichtungen.

heute vormittag riesen-putzaktion – ein freundlicher nachbar gegenüber hat uns strom fürs staubsaugen gegeben. alles ist sauber & aufgeräumt.

wir haben zwei fette briefumschläge mit unserer ausbeute der letzten tage gepackt, die wir gleich, wenn wir zurück in der zivilisation sind, nach münchen expedieren werden. damit ist dieses lehrreiche kapitel beendet. ich hatte den eindruck, daߟ menschen wegen ceta zu uns gekommen sind, die sonst achtlos vorbeigelaufen wären … und sinne nach über die implikationen.

meinen füߟen habe ich hier neben dem heimischen tränenblech einiges geboten: schotter, groben asphalt, wiesen, sand, wasser zum kneippen.

mein abendliches solo war heute ein beschwingter rundgang auf einer ganz leicht stacheligen, schon taunassen wiese. das weckte die lebensgeister und dehnte die gegenwart weit aus.

ende geceta

und ich weiߟ nicht, ob ich lachen oder/und weinen soll: ceta war ein echter kondensationskeim für unsere gespräche am omnibus und gleichzeitig die beste hinführung zu unserer eigentlichen geduldsarbeit. wir standen unter keinem besonderen druck wie sonst beim kampfsammeln und sind alle zu hochform aufgelaufen. mehrgleisig. parallelprozeߟ. wunderbar.

ich als entdecker weiter mit nackten füߟen unterwegs. wieder parallelprozeߟ, denn die arbeit läuft normal weiter. das befruchtet sich gegenseitig.

mit dieser eleganten dame hatte ich ein überaus lustiges gespräch. sie hat mich angelacht und mein leben als luxus bezeichnet. genau. ich fühlte mich voll verstanden und wir haben uns köstlich miteinander amüsiert.

plötzlich tauchte maria auf – überraschung – in den letzten zwei jahren ist das fast immer so. umso mehr freue ich mich, sie zu sehen. und sie strahlte mich an, weil ihr die überraschung so gut gelungen ist. sie sah graziös und – um mit nina hagen zu sprechen – unbeschreiblich weiblich aus. wir sind so königinnenkinder, die meist am anderen ufer sind und hoffen beide sehr, daߟ wir dieses jahr noch mal wenigstens eine woche im omnibus zusammen sind.

und hier am omnibus: zwei generationen geballte frauenpauer. und mathias. was bleibt da noch zu wünschen ?

ich hab noch ein wenig nach gold gegraben.

der laden läuft …

in schwabach … die gespräche sind sehr grundlegend & kompakt und wir ernten herzlichen dank für neue einblicke & anstöߟe..

heute war ab mittag ein sympathischer redakteur bei uns am omnibus, den ich im april in ingolstadt kennengelernt habe (er hatte einen richtig guten artikel für die dortige tageszeitung geschrieben). er wollte ein kurzportrait von mir für bayern 2 machen und wir hatten uns telefonisch für heute verabredet. er erzählte mir, daߟ sich sein auftrag leicht verschoben habe und er nun über die aktuelle arbeit des omnibus in bayern berichten soll.

durch meinen blog war er voll auf dem laufenden und hat sich gleich nach dem befinden meiner füߟe erkundigt.

denen geht es langsam immer besser und mir tun sich welten auf: sensomotorische sensationen von 90.000 rezeptoren ermöglichen eine innenschau auf meine gesundheit und meine haltung – und ich entdecke wirksame ansatzpunkte für feinjustierungen. mit groߟem inter-esse praktiziere ich etwas, das ein amerikanischer wissenschaftler „earthing“ nennt und freunde mich bereits mit meinen füߟen neu an. ich horche darauf, was sie mir zu berichten haben.

ich bin heute nicht dazu gekommen, der spur des goldes weiter zu folgen, aber ich habe es noch einmal nachgelesen: das blattgold ist einen achttausendstel bis zwölftausendstel millimeter dünn.

das ist eine art erin brockovich madonna, die an der kirche gleich gegenüber steht.

und ich rede jetzt lieber mit sofia.

strukturelle gewalt

ich hatte intuitiv den für alle beteiligten besten platz für den omnibus gefunden, wir haben dort gekocht, lekker wirsing zu abend gegessen und sind noch durch die altstadt gebummelt. bis in die nacht hinein habe ich den beitrag über roth geschrieben …

… gleich nach dem frühstück übermittelte mir die schöne untergebene des marktmeisters seinen befehl, den omnibus an stellen zu fahren, die völlig unsinnig waren. ich erklärte der dame, daߟ mir das nicht einleuchte und bat um eine nachvollziehbare erklärung, am besten von ihrem (angeblich abwesenden) chef selbst.

nach einer viertelstunde kam sie wieder und zwang mich, ihren chef anzurufen. der war ein paragraphenreiter, der am ende sagte, es täte ihm leid, er sei ja auch nur ein befehlsempfänger. auߟerdem könnten wir unter keinen umständen die nacht auf dem platz verbringen, das sei prinzipiell nicht mehr erlaubt.

ich bin ganz ruhig geblieben und habe schon während des telefonats nach der zweitbesten möglichkeit ausschau gehalten und ihm die dann elegant aus den rippen geleiert, samt stromanschluߟ und der möglichkeit, über nacht stehen zu bleiben.

wir hatten dort – trotz wolkenbrüchen – einen geschäftigen tag mit einem guten ergebnis.

weil ich so friedlich & geschmeidig mit der bürokratie umgehen konnte, habe ich mir zur bekräftigung & verstetigung einen vergoldeten pflasterstein geschenkt, den ich am abend vorher im schaufenster einer buchhandlung gesehen hatte, denn wir sind hier in schwabach, der goldschlägerstadt, aus der das gold von berühmten zwiebeltürmen stammt. ich liebe blattgold und habe erfahren, daߟ die einzelnen blättchen unvorstellbar dünn sind. ich habe im rathaus gefragt, ob ich den goldenen ratssaal sehen könne und sie haben für mich extra den raum aufgeschlossen.

überall in der stadt vergoldungen, viel kitsch, aber auch echte handwerkskunst. ich versuche, möglichst viel über blattgold in erfahrung zu bringen.

roth

das letzte mal ist bestimmt schon über zehn jahre her. ein fast tausend jahre altes städtchen mit fünfundzwanzigtausend einwohnerinnen. hier hat die industrialisierung schon 1750 begonnen mit der herstellung leonischer waren. geholfen hat auch, daߟ die allererste bahnstrecke deutschlands hier vorbeifuhr. der stammsitz der leoni ag erinnert an die glorreichen zeiten und der seiltänzer vor der kulturfabrik. mitten im ort ist die burg ratibor (was für ein name).

am ersten tag waren wir ein quintett: sofia, gabriele, stephan, mathias und ich. mathias war am sonntagabend in roth zu uns gestoߟen. es war idyllisch & ruhig. sofia hat sofort begonnen, die goldene schiene blank zu polieren. die jungs haben sie später abgelöst. wir haben alle möglichen pflege- & aufräumaktivitäten unternommen und ich habe lang aufgeschobene bankgeschäfte getätigt.

das ergebnis war mager – sowas hätten wir auch zu zweit erreichen können. wir waren anderweitig produktiv und haben uns in der neuen besetzung eingestimmt. der platz war schön – fast keine autos, nur ein bus hielt alle stunden an der haltestelle neben uns. hinter uns gab es einen schönen alten brunnen mit glubschäugigen, o-mundigen wasserspeiern und grünlichem wasser.

der zeitungsartikel heute hats dann gebracht: zu viert hatten wir einen der besten tage des jahres und unser ergebnis von gestern verfünffacht. 


an die neue band …

ich den ganzen tag barfuߟ. der linke fuߟ wird dicker als mein arbeitsfuߟ – ich werde wohl gymnastische übungen machen.

und diese beiden

haben ihre – kurze – zeit miteinander voll ausgekostet. sie waren quasi unzertrennlich. ich kann sie sehr gut verstehen, denn auch ich hatte mich schon auf gemeinsame wochen gefreut.

mir wurde schlagartig klar, wie seltsam es für stephan gewesen sein mag: allein mit zwei alten schachteln. da glaubte er wahrscheinlich, nicht ausgelassen sein zu können. also ist er mit sofia auf bäume geklettert und um die häuser gezogen. unterm wilden sternenhimmel haben sie stundenlang geredet …

lebe wohl & machs gut, stephan mit „ph“

es war mir wieder eine groߟe freude, mit Dir zu arbeiten – meister der intrinsischen motivation. von Dir kann ich freundlichkeit lernen …

zum abschied hat er sich noch liebevoll um mein cockpit gekümmert und alle knöpfe & schalter einzeln gewischt.

in einer lustigen karawane haben wir ihn nach einem köstlichen, schon vorbereiteten tortellini salat und angerösteten bruschette zum bahnhof geleitet …

ich übrigens die ganze zeit barfuߟ – fühlt sich besser an.