die bebilderung ihres titels „rheingold“. und mir fällt auf, daß unsere einträge im netzwerk „songs“ sind, wenn ich das mal musikalisch ausdrücken darf. dieses bild gefällt mir, denn ich denke je länger je mehr, daß unsere kunst hier eine musikalische ist – anders läßt sie sich erst mal nicht beschreiben. die songs speisen die subjektiven nebenflüsse des hauptstroms, wenn ich diesen begriff von joseph beuys mal ausleihen darf.
die krönung dieses glorreichen wochenendes war dann auch eine musikalische: ein orgelkonzert im gigantischen dom zu speyer. hinten hoch oben war eine moderne orgel eingebaut und über einen spiegel war der organist von oben mit seinem ganzen arbeitsplatz zu sehen, allerdings im rücken der konzertbesucher, die alle automatisch nach vorne schauten. da war es irgendwie peinlich, sich umzuschauen. mir reichte die gewaltige akustik – ich habe sogar meine brille abgenommen, um besser zuhören zu können.
heuer ist das hundertste todesjahr von max reger, dem orgelpabst, der übrigens aus weiden in der oberpfalz stammt, wo wir vor kurzem waren. zu dessen ehren gab es eine bunte mischung. der unvermeidliche bach, tschaikowsky, gershwin und am ende ein oder zwei stücke des organisten.
in diesem ungeheuren gemäuer konnte ein winziges menschlein einen übermenschlichen krach entfesseln – mir fiel sofort der kleine schimpanse ein, der zufällig auf einem ölfaß trommelt und mir nichts dir nichts big louie entthront, weil er mehr krach machen konnte als der chef. der organist hat alles zur verfügung, was die analoge technologie zu bieten hat. dieser versuchung konnte unser organist jedenfalls nicht widerstehen und hat voll in die kacke gehauen. es entstand ein bombastischer brei, der total von gestern war, denn sowas kann ich mit meinem eipätt ganz leicht machen.
orgeln sind übermenschlich und erwarten demut & bescheidenheit. ich ärgere mich schon mein ganzes leben lang, daß mir der zugang zu ihnen versperrt wird, denn ich würde gerne mal eine bewährungsprobe machen. große gongs haben vielleicht noch eine höhere analoge bandbreite und vor allem: sie bieten mehr ausdrucksfreiheit, mehr subjektivität. das bedienpult des organisten hätte auch in ein atomkraftwerk gepaßt: da muß man zum knöpfchenzombie (neues wort für fachidiot) werden, um sowas bedienen zu können. mir fällt auf, daß ich gute orgelmusik nur von konserven kenne. es stinkt zum himmel, daß die orgeln immer der kirche oder dem staat gehören – die können nun wirklich überhaupt nichts damit anfangen. also: freien zugang zu orgeln, das wär eine meiner volksinitiativen. vielleicht kann ich freya ja dann mal was vorspielen.