endspiel

ich kann es kaum glauben – heute war der letzte alltag. die beiden letzten städtchen waren allerliebst und obwohl die äuߟeren umstände widerlich waren, können wir mit dem ergebnis durchaus zufrieden sein. die band ist hochkarätig.  mitfühlend und allseits bemüht, das zusammenleben so leicht & freilassend zu gestalten, daߟ sich immer wieder sehr angeregte inseln bilden in raum & zeit. inter-essant ist auch, daߟ annelinde & markus ein künstlerinnengespann sind und in oxford ganz praktisch mit menschen arbeiten. wir können vergleichende untersuchungen anstellen. 

und ich kann nur staunen, wie gut gelaunt gabriele diesen unglaublichen härtetest durchgestanden hat. das waren jetzt vier vollgepackte wochen.




um fünf sind wir von alsfeld im dunkeln & regen hundertdreiߟig kilometer über die autobahn zum schloߟ freudenberg gefahren, wo wir dank den staus um frankfurt herum gegen acht eingetroffen sind. joachim hat uns freundlich empfangen und mit allem versorgt …




und ich konnte endlich mal wieder ausgiebig den groߟen gong spielen und habe entdeckt, daߟ sich das kuschelige wollene jackett, das ich mir in kempen am niederrhein mit sofia als gutachterin gekauft habe, wunderbar eignet, wenn ich den gong direkt mit dem körper spiele: die über die fäuste gezogenen ärmel ergeben die idealen schlegel.



apropos beuys

 
wo die sonne ist, steht noch ganz klein: „sich selbst“ – diese beuys-postkarte klemmte ganz lange vorn hinter der windschutzscheibe, von miߟtrauischen männern kritisch beäugt, die nächstes jahr wahrscheinlich afd wählen.

jetzt haben die amis (sich selbst) rausgeflogen, indem sie tatsächlich diesen irren entfesselt haben – voll in die fresse der politischen kaste. und auch voll in die fresse des militärisch-industriell-digitalen komplexes. und auch voll in die fresse der internationalen diplomatie. und auch voll in die fresse der sogenannten kulturwissenschaften.

das unberechenbare dieser situation fasziniert mich, der einbruch des chaos als manifestation anarchischen lebens. die heuchelei wird auf sich selbst zurückgeworfen. ich hab ja schon immer gesagt: das ende der parteien wird furchtbar abrupt & schmerzhaft sein. wir können ja jetzt schon mal üben für die eiskalte afd-schnepfe.




auf meinem abendspaziergang in der mittelalterlichen altstadt habe ich dann dieses schaufenster gesehen – irgendwie passend. ich bin mal gespannt, wie die vereinigten dumpfbacken reagieren, wenn sie mit den konsequenzen ihrer besinnungslosigkeit konfrontiert werden.

hinter der windschutzscheibe klemmen schon lange die kleinen engel von der sixtinischen madonna und lösen sich ins blaue auf. soll ich da stattdessen vielleicht diese beuys-postkarte hin klemmen?






lauter bach

heute hatten wir unser erstes schneegestöber – die witterungsbedingungen waren unzumutbar und wir haben im omnibus auf die menschen gewartet. ohne äuߟeren stromanschluߟ hätte ich den omnibus nicht starten können.




als es mal kurz trocken war, habe ich gabriele die schrittsteine gezeigt und bin ganz flugs in einem schwung hinübergeeilt. als lokkerungsübung.




um fünf sind wir dann durchs schneegestöber zirka 20 kilometer nach alsfeld gefahren. das letzte mal war ich da vor den ganzen navigationsäpps, die uns die orientierung abnehmen. und ich erinnerte mich an eine komplizierte & abenteuerlich enge einfahrt.

und prompt hat die äpp versagt und uns in die irre geschickt. zwei jungs, die wir gefragt haben, sind begeistert in den omnibus eingestiegen und haben uns an unseren standort gelotst:




wieder eine wie aus dem boden gewachsene mittelalterliche altstadt mit viel organischer baukunst, die mich zu den schönsten gedankenspielen anregt: stadt als pulsierender superorganismus, durchlässig angeschmiegt an die natur rundum – das hoheitsgebiet eines gemeinwesens im einklang.




da fällt mir bolo bolo ein …



hübsch hier

das ist ein städtchen mit schönen fachwerkensembles & kunstvollen schindelfassaden …




wir standen vor dem eingerüsteten rathaus, das energetisch saniert wird. wir hatten gleich einen stromanschluߟ vorgefunden und konnten endlich staubsaugen.

als ich heute morgen runterkam, klatschten einzelne fette nasse schneeflocken zwischen dem regen auf das pflaster drauߟen. muߟ das jetzt auch noch sein? habe ich mich gefragt und zwischen strumpfhose & leguanos noch ein paar socken angezogen.

es war unerträglich naߟkalt und hat dann den ganzen tag genieselt. kaum menschen in diesem unwetter. für die band eine harte bewährungsprobe. als wir um fünf völlig durchfroren den hellerleuchteten omnibus geschlossen und die heizung angeworfen haben, haben hintereinander noch drei menschen einlaߟ begehrt und wir hatten drei intensive und allseits fruchtbare gespräche – wie zur belohnung für die mühen des tages.

und sofia hat mich angerufen.

und maria ist bei „wo lang“ aufgetaucht.

und ich habe wieder ein langes gespräch mit markus über künstlerische praxis geführt. 

das hat opi da lang mit dem häߟlichen wetter versöhnt.



schrittsteine

über die lauter im hübschen lauterbach – die wollte ich unbedingt beschreiten und bin erst am abend dazu gekommen. sehr schön kitzelig … 

es ist viel näher am wasser als die schönste brücke. der rhythmus ist stein geworden und kontrapunkt zum wilden wasser. da tanzen meine gedanken.



drive slow baby

das waren volle tage – viele menschen, unklare parameter, begrenzte versorgung, feuchtkaltes wetter, schwitzendes getriebe, bange kaltstarts, endzeitstimmung.

gleichzeitig ein satter herbst und sensationelle landschaften, intensiver austausch mit den anderen musikantinnen. quartette, quintette, sextette. manchmal big band. 

erste vorfreuden auf den winter blitzen auf und ich trete zart auf die bremse. nach meinem langen gespräch mit markus gestern nacht habe ich mir ein ganz altmodisches gebundenes buch von andreas weber hervorgeholt und beackere es mit gespitztem bleistift. von ihm fühle ich mich verstanden. ein poet & ein doktor – kunst & wissenschaft fallen in eins. das kann ich mit meinen erfahrungen abgleichen und  finde mich in einem heilsamen paralleluniversum.



hilfe, jonathan !

mir ist aufgefallen, daߟ die software die zeitumstellung nicht geschnallt hat – und ich erinnere mich aus dem vorjahr, daߟ du, mein lieber jonathan, diesen fehler schnell beheben konntest.

(den anderen mit der darstellung der bilder ja leider nicht – ich ärgere mich weiterhin schwarz, wenn ich daran denke und versuche, das so selten wie möglich zu tun und niemals nachzuschauen)


gestrandet

gegen zwei uhr sind wir dann durch eine wunderschöne herbstlandschaft, in der die espen besonders gelb leuchteten, nach lauterbach in oberhessen gefahren, ein kleines städtchen, in dem ich noch nie gewesen bin. die einfahrt war sehr eng und es waren verdächtig viele menschen unterwegs – da ahnte ich schon, daߟ auf dem marktplatz wahrscheinlich eine veranstaltung war.

wir konnten jedenfalls nicht auf unseren platz fahren und muߟten uns einen vorübergehenden parkplatz suchen.

jetzt sind annelinde & markus in eine sauna gegangen und gabriele schaut sich die stadt an … und ich kann bei der chronologie der ereignisse aufholen …