reunion

heute bin ich zum ersten mal wieder auf meiner verlobten geritten – das war ein schönes gefühl: volle bandbreite – eine komplementäre umstülpung (um mal johannes stüttgen zu zitieren).

mit brigitte zusammen habe ich den omnibus aus der werkstatt geholt und durch die waschstraߟe gefahren – hin & zurück abwechslungsreiche 30 km fahrt, die bei mir eine vertraute vorfreude auslösten.



ganz allmählich




lasse ich die kupplung kommen, um mich in das tick tack des öffentlichen lebens einzuklinken, ohne meinen synkopatischen groove zu verlieren, den ich mir in meiner freien zeit zu eigen gemacht habe. anders gesagt: ich bin bereit, mich nach der uhr zu richten und in bewährter weise meine zwanghaften veranlagungen zu instrumentalisieren, aber der rhythmus ist nicht das ticken der uhr, sondern der wilde puls des lebens.

was die zeit angeht, werde ich mit gröߟtem inter-esse meine dehnübungen in der öffentlichkeit fortsetzen. und ich habe keinen anlaߟ, hektisch zu werden. also koste ich die letzten tage in meiner eremitage noch richtig aus und arbeite an meinen wolkenbildern:





ich muߟ mir bald noch eine weitere sammelmappe für meine ausdrucke besorgen – die arbeit mit der digitalen schiefertafel hat meinen ausdruckswillen tiefgründig befriedigt und mich jeweils von allem äuߟeren druck befreit. und das lustigste ist: ich habe „opi da lang“ auf mich bezogen und das gerät gegen den strich genutzt, wie es eine digitale eingeborene niemals machen würde. mit dem „zeichnen“, für das die äpps mit den ausgefeiltesten werkzeugen & presets ausgestattet sind, habe ich noch nicht mal begonnen. mein ewiges vorbild ist das, was jimi hendrix mit der elektrischen gitarre gemacht hat. sowas konnte ich hier volle kanne rauslassen, ohne meine sehr lärmempfindliche nachbarin zu belästigen! also: ganz wichtiger tip: die bilder immer mit kopfhörer anschauen.

das schreiben fühlt sich auch schon extrovertierter an …

und jetzt gibt es zum nachtisch auch noch ein paar frische bilder von gerhard richter:




ein veritabler altmeister

am freitag habe ich eine schöne & nützliche rundreise nach köln gemacht: einen gerade eben noch in letzter not ergatterten zahnarzttermin zur inspektion & profi-reinigung (ich bin jedes mal total erleichtert, wenn ich das hinter mir habe, denn ich hatte früher eine neurotische angst vor zahnärzten) habe ich mit einem besuch bei meinem alten freund günter verbunden, er war früher eine beliebte anlaufstelle für mich in köln – wir haben viele gemeinsame interessen. kennengelernt haben wir uns in den achtzigern auf dem moerser jazzfestival. und uns dann oft hin & her besucht. einmal hatte ich für ein paar wochen seine fender stratocaster samt amp und lauter effektgeräten zur freien verfügung …

in den letzten beiden jahren ist er, nachdem er ganz lange in einer wohnung in ehrenfeld gelebt hat, dreimal umgezogen. schon von weitem konnte ich erkennen, daߟ das ganze umziehen sich ausgezahlt hatte: schöne ruhige gegend, riesen-parkanlage in der nähe und schnelle schneisen in die stadt – es gab sogar gleich vor der tür einen freien parkplatz.  es war deutlich zu spüren, daߟ er ein wohltuendes zuhause gefunden hat – und ich konnte das so gut mitempfinden.

mit der straߟenbahn sind wir in die stadt gefahren und haben uns im museum die ausstellung „neue bilder“ von gerhard richter angeschaut, sehr schön angelehnt an die groߟe richter-sammlung des museums, das schon in den sechziger jahren arbeiten von ihm erworben hat. diese arbeiten haben eine unglaubliche bandbreite, der ich schon lange höchste bewunderung zolle.

und da legt nun dieser über achtzig jahre alte maler 26 bilder aus dem letzten jahr vor, die mich mit ihrer frischen lebendigkeit umgehauen & hingerissen haben. ich habe oben nur kleine bilder gewählt, weil ich mich mit den groߟen monatelang auseinandersetzen könnte. die ausstellung war für mich eine wirkliche sternstunde der malerei – freie improvisationen eines alten meisters, verspielt & weise. es hat mich wirklich glücklich gemacht, diese bilder leibhaftig gesehen zu haben, obwohl sie natürlich in ihrer bandbreite nicht zu erfassen waren. 

es gab einen schönen kleinen katalog, den ich jetzt mit auf meine tour nehmen und immer wieder mit der lupe betrachten kann.

und wo wir gerade über musik sprechen: hier ist noch eine kleine improvisation von mir mit dem dateinamen blu:



wo lang sam

auf wo lang hat freya ihre langsamkeit beklagt und ich will ihr genau dafür ein loblied singen – mit ihr läߟt sich so trefflich die gegenwart gaaanz weit ausdehnen – auf mich wirkt das wie ein zaubertrank. allein das wort lang sam zergeht doch auf der zunge.

und freya ist nicht nur angenehm langsam – sie ist auch ungemein langmütig. wie ein fels in der besinnungslosen hektik des alltags. 

also, meistin, gräme dich nicht – dein beispiel hat mir den schönsten aller winter beschert.

als ich las „… wie ein büffel im visier …“ fiel mir ein bild ein, das ich gesehen hatte:




das ist der berühmte bulle von der wall street im visier von freya.


frühlingsblues

heute war ein gutes beispiel: herrliches wetter … ich lese im moment charles eisenstein in der deutschen übersetzung auf papier mit bleistift und empfinde das als schöne vertiefung – und so habe ich das immer zur hand, wenn ich unterwegs sein werde. ich habe das zehnmal für den omnibus bestellt …

an den platanen ist schon das erste grün. erst in den letzten tagen ist mir bewuߟt geworden, daߟ das ausgeprägte alleen-gefühl in meinem straߟenabschnitt von nur vier gigantischen platanen ausgelöst wird – eine dieser riesinnen steht gleich gegenüber auf der anderen straߟenseite. wenn theoretisch in der wohnung mehr sonne seit könnte, werden die groߟ ausgebreiteten blätter im weg sein.

also ist diese wohnung auch insofern perfekt auf mich zugeschnitten, weil ich auf meiner tour mehr als genug sonne haben werde. ich freu mich schon auf den afrikanischen strampelanzug, den ich bei meiner schneiderin bestellt habe. sie wird auch die beiden schwarzen strampelanzüge und meine storchenbeinhose vom vorigen jahr liebevoll restaurieren.

auf meiner digitalen schiefertafel habe ich heute mein erstes himmelsbild gemacht:



accelerando

die gegenwart beschleunigt – und das wird jetzt bis zu meinem start wahrscheinlich so bleiben. jetzt muߟ die devise wieder lauten: immer schön lokker bleiben. ich rekapituliere, was mich genährt hat in diesem entspanntesten aller winter und besänftige meine ambitionen.




einige male musste ich früh aufstehen und die sonne hat mich heimgesucht. überhaupt ist das wetter wunderbar – am liebsten würde ich wieder barfuߟ laufen. ich habe mir einen graumelierten anzug hervorgeholt und an den füߟen immer noch die leguanos. überall fange ich mir anerkennende kommentare ein. am schönsten war die reaktion von freya – ich muߟ so lachen, wenn ich daran denke. ich vermute, die neutralität gefällt ihr und werde mir das zu herzen nehmen.

 


und ich werde mich jetzt neu synchronisieren und kann damit sofort anfangen …

wenn es sowas überhaupt gibt, dann habe ich den frühlingsblues und kann mich ganz prima einklinken in diesen groove.