der blitzbesuch



von hannah hat mir die tage gerettet – es war ein ungetrübtes vergnügen, sie kennenzulernen. wir hatten uns viel zu erzählen und haben uns analog eingenistet. ich freue mich über ihre ungekünstelte sinnlichkeit und ihr offenes inter-esse am leben.



 

am mittag ist noch julian dazu gekommen, nachdem er am morgen irgendwo im hunsrück seine führerscheinprüfung bestanden hat. er ist der freund von maike, die bald aus nicaragua zurückkommen und wahrscheinlich in lüneburg studieren wird. hannah konnte ihm gleich zwei wohnmöglichkeiten sagen. 

das schräge volk-foto von den beiden gefällt mir.

hannah ist noch mit nach wiesbaden gefahren und hat sich einen bus gebucht, der morgen in aller frühe nach berlin fährt. so konnte sie wenigstens einmal im omnibus mitfahren. in wiesbaden haben wir einen stadtbummel gemacht und ich habe die band zum essen eingeladen.




hannah ist noch omnibus-förderin geworden und ich habe ihr zum abschied „hana“ von joni mitchell vorgespielt und sie meine neuen airpods ausprobieren lassen.




hannah – lebe wohl und vertraue deiner nase. und danke für alles.


der neumarkt

ist eine schwärende wunde in der stadt, häߟliche häuser, verstümmelte platanen und die denkbar ungeschickteste nutzung sind eine beleidigung für alle sinne.

um die renovierung wird nun schon jahrelang gestritten – zäh & unversöhnlich. gerade läuft ein bürgerbegehren und es gibt verbitterte feindschaft. die argumente sind nicht stichhaltig und ich kann mir lebhaft vorstellen, daߟ da demnächst millionen euro sinnlos verschwendet werden. eine lebendige atmosfäre gibt es nicht zu kaufen.

gerade habe ich in dem kleinen büchlein von ute scheub, das mir claudine geschenkt hat, viel über deliberative demokratie und bürgergutachten gelesen. diese situation hier schreit förmlich danach und ich wundere mich, daߟ niemand einen überzeugenden entwurf vorlegt und ein paar leute zusammentrommelt. wenn ich architekt wäre, würde ich das mit links machen.

hier hört sich die diskussion um den bürgerentscheid an wie wahlkampf. es läuft darauf hinaus, daߟ niemand den mut aufbringt, die scheiߟ-autos von dem platz zu verbannen – die „geschäftsleute“ weigern sich verbissen und führen ins feld, daߟ gebrechliche omas mit ihren rollatoren nicht in die arztpraxen gelangen können.

und die zeitung sieht so aus:




und der omnibus so:



hannah



wieder ein neues trio: gestern ist hannah zu uns gestoߟen und beschnuppert für zwei tage unseren betrieb. sie ist bereit & offen für alle möglichen erfahrungen. gestern nacht hatten wir noch ein schönes gespräch über unsere biografischen situationen  & unsere wesentlichen fragen. sie war auch auf der wo lang konferenz – diese gemeinsame erfahrung war ein perfekter anknüpfungspunkt. 

sie ist ein sensuelles, ziemlich lokkeres alfamädchen. bei mir ist sie jederzeit willkommen.



im mulimodus

bin ich gestern von diesem schönen platz – umgeleitet über glückstadt und durch das post-g20-hamburg in ziemlich heiߟem wetter fünfhundertfünfzig kilometer nach limburg gefahren – ich muߟte zweimal tanken!

kurz vor dem ziel wurde ich von zwei überkorrekten polizisten von der autobahn heruntergelotst, weil ich ganz kurz mit hannah telefoniert hatte … und muߟte das ganze umständliche, regungslose ritual über mich ergehen lassen. sechzig euro & einen punkt in flensburg kostet mich das – ohne erbarmen. am ende haben sie noch angedeutet, daߟ auch meine nackten füߟe ungesetzlich seien. am liebsten hätte ich lauthals losgelacht über die anbrandenden kafkaesken implikationen.  puh.

und mehrmals hatte der anlasser aussetzer.

am abend war ich so ausgebrannt wie das feuer, an dem wir in der nacht gesessen hatten, am morgen danach. ich habe noch einen spaziergang gemacht zum wahrzeichen der stadt:




mir ist dieser romanische dom schon viel zu üppig ausstaffiert – mich fasziniert an der romanik gerade die monumentale kargheit. da lobe ich mir den dom zu speya …

rechts ist schemenhaft ein zeitgenössisches beispiel klerikaler dekadenz zu sehen: die exquisite residenz der geistlichen eminenz tebartz-van elst. die medienmeute konnte ihr glück nicht fassen und haben die enthüllungsgeschichte sensationell ausgeschlachtet, so lange es ging. die rezipienten hatten echt was zu geifern.

heute ist der geistliche würdenträger als asylant im vatikan gelandet, dem mekka der dekadenten heuchelei.

sister act

mensch freya alter – das war ja eine abgefahrene nummer. ich überlege ernsthaft, mir so eine art fan altar einzurichten. mit diesem outfit hast du mich mal wieder köstlich überrascht. dieses detail macht deine arbeit unwiderstehlich – da geht nur eine eins.



kein netz

hoch im norden hinterm deich hatten wir kein ausreichendes digitales netz, dafür war das analoge netzwerk quicklebendig – freudige wiedersehen und kreuz & quer verschränkungen. und schöne neue bekanntschaften. ich habe esther & thomas kennengelernt, die landwirte des scharmer-hofes. wir haben uns spontan angefreundet und eine haltestelle vereinbart: der omnibus ist jederzeit herzlich willkommen und ich brenne darauf, den betrieb kennenzulernen.




es war ganz ruhig dort in der nacht und ich war am ersten abend in der schönsten schreibstimmung – ich hatte auch schon texte & bilder im kopf.  als ich merkte, daߟ das digitale netz nicht ausreichte – flog ich gleich aus meinem digitalen kontinuum heraus. fühlte sich seltsam an. ich habe dann sinnend mit schöner musik und hoch gelegten füߟen die zeit verstreichen lassen.



mojn

besser gehts nicht. realisierte dreigliederung im unternehmen. da geht mein herz auf und ich realisiere, daߟ die kunst gerade für das wirtschaftsleben die einzige rettung ist. 

ich kannte sui dschen schon bevor sie paul gefunden hat, der der schöpfer von mojn ist – ein unternehmen, dessen produkte ich auf meiner fahrt an allen möglichen orten sehe. ich verfolge die entwicklung mit höchsten inter-esse. paul ist maler & bäcker, was für mich auf das gleiche hinausläuft.

jetzt verantworten sui dschen & paul als ein ganz erstaunliches künstlerpaar gemeinsam das unternehmen und bilden so ein trio wie freya & ich mit dem omnibus – und ich weiߟ: besser gehts nicht. 

sui dschen ist nicht da und paul steckt mitten in einem millionenteuren ausbau. er hat uns an beiden tagen in glückstadt kurz am omnibus besucht und wir haben ganz nebenbei unser nachtlager bei mojn organisiert, ganz lässig und ohne umstände. heute hat er mir den firmenschlüssel gegeben und mir kurz alles gezeigt, weil niemand mehr da sein würde, wenn wir ankommen.




himmlische ruhe und bald ist vollmond!


wexelbäder



aus der vibrierenden urbanität der documenta sind wir in einem strom von polizeikräften durch die abriegelungen von hamburg  ins sehr überschaubare elmshorn gefahren und hatten dort nur sehr spärlichen publikumsverkehr.




das trio spielt friedlich & inspirierend. mit jonas habe ich seit längerem eine telepathisch-digitale fernbeziehung und bin dankbar für die analogen erweiterungen. und gabriele schenkt mir ihre mütterlichen fähigkeiten, in denen ich mich sehr geborgen fühle.




wir sind voll da und die – zu wenigen – gespräche sind intensiv & klar. ich bin mal gespannt auf unsere quote. inzwischen sind wir in glückstadt.  die stadt wurde vor vierhundert jahren von einem dänischen könig gegründet. hier war ich bestimmt schon fünf mal. liebe freunde haben hier ein unternehmen, das wir am freitag besuchen werden.




gute nacht