vorgestern früh um halb fünf wurden wir durch einen fürchterlichen krach aufgeschreckt und fanden auf dem fahrersitz einen sturzbetrunkenen kerl, der keine ahnung hatte, wo er sich befand – und wie er dorthin gelangt war. draußen kreischte eine frau: „komm da raus oder ich ruf die polizei.“
und auf dem boden lag – völlig unversehrt – die vordere türscheibe. mir fiel ein stein vom herzen – das war so ein unwahrscheinliches glück. alle mechaniker, mit denen ich gesprochen habe, haben sich sehr gewundert, daß die scheibe nicht kaputt gegangen ist.
während ich die polizei angerufen habe, hat freya den mann entwaffnet mit der einfachen frage: „warum machst du unseren omnibus kaputt?“ ziemlich sanft hat sie ihm begreiflich gemacht, was er angerichtet hat und wo er sich befindet. bruchlandung in der wirklichkeit. da wollte er uns dauernd die hände schütteln und sagen, wie leid es ihm täte. torkelnd hat er uns seine hilfe angeboten.
die polizisten haben seine identität aufgenommen und mir auch seinen namen und seine adresse gegeben. sie haben durchblicken lassen, welches bürokratische monster ich entfesseln würde, wenn ich den mann wegen sachbeschädigung anzeigen würde.
er jammerte nämlich, daß er kein geld habe und streckte theatralisch die armgelenke vor, um sich handschellen anlegen zu lassen. „nehmt mich gleich mit!“ rief er.
es gab dann noch ein nervtötendes ewiges hin & her, bei dem die polizisten nach & nach alle register gezogen haben. vergebens, denn am ende mußten sie ihn wirklich im polizeiauto wegtransportieren.
notdürftig haben wir die scheibe wieder eingesetzt und sind völlig benommen in unsere betten gestiegen.
am vormittag habe ich herumtelefoniert und gegen mittag kam ein mechaniker von em a en balingen und hat die scheibe geschwind wieder eingebaut und mich darauf hingewiesen, daß die dichtungslippen ganz bröckelig & spröde sind. das sei wahrscheinlich mein glück gewesen – hat er gesagt.
also sind wir glimpflich aus diesem zwischenfall herausgekommen und konnten die ganze zeit unsere arbeit machen. ich staune, mit welcher seelenruhe wir das gemeistinnt haben. kurz bevor ich durchdrehe, rettet freya meine haut mit ihrer engelsgeduld.
letztens, in überlingen, ist das schon einmal passiert: eine betonköpfige politesse mit russischem akzent wollte uns vom platz verweisen und überhaupt nicht mit sich reden lassen. ich hatte schon entnervt gesagt, sie solle doch die polizei rufen und mich zurückgezogen – da hat frau lintz übernommen und die frau aus ihrer erstarrung herausgelöst. anscheinend hatte sie panische angst um ihren job. am tag darauf hat sie noch einmal nach dem rechten gesehen und entschuldigend aus der wäsche geschaut.
wenn ich mit freya zusammenspiele, ahne ich, was charles eisenstein mit „heiliger wirtschaft“ meint.