das wetter war traumhaft schön – wir konnten erleichtert wärme tanken, besonders am zweiten tag, als wir uns auf anraten von yunus der sonne zugewandt haben – ganz weit hinten auf einem riesigen platz:
wieder so eine schöne alte stadt – durch die bergakademie schon immer mit einem weltläufigen unterton. ich habe ihre schatzkammer entdeckt und konnte gleich eine wunde heilen: mir wurde in tangermünde von einem quengeligen althippie mein weißer lieblingsstein gestohlen, als ich meine aufmerksamkeit einem anderen menschen zuwandte. der war geformt wie eine computermaus.
ich habe einen wilden analogen artgenossen gefunden und konnte den auch gleich gut gebrauchen, denn kontrapunktisch zu der idylle ist hier die afd die stärkste partei und zwischendurch kamen triumfierende saxen und riefen in ihrer unnachahmlichen mundart „wir haben gewonnen“ & „denen haben wir’s gezeigt“. ganz gruselig stumpfsinnig.
so rum standen wir am ersten tag – es war wenig los und die touristinnen trauten sich nicht aus ihren grüppchen. ich bin dann von einem redakteur der „freien presse“ (so heißt die wirklich) unter der rubrik „was machen sie denn hier?“ interviewt worden. der hat sich unseren einleitungssatz „wir setzen uns als bürgerinitiative dafür ein, daß die volksabstimmung auf der bundesebene gesetzlich geregelt wird.“ wortwörtlich notiert und uns mit seinem artikel den ganzen auftritt hier gerettet, obwohl unser quantitatives ergebnis noch sehr zu wünschen übrig ließ.
abgesehen davon – und das fällt mir schwer – wurden mir elementare bedürfnisse erfüllt. die wärme. die stille. die schönheit. und eine quelle der inspiration für meine steinernen teppiche.
ich taufe die jetzt mal versuchsweise als „reziproke lithografien“ und wuchte sie durch den äther …
gute nacht!