ein schmuckstück

wernigerode ist ein sehr schönes altes städtchen – die östliche variante von goslar – auch dort dürfen wir nie auf dem rathausplatz stehen, weil sich wahre massen von touristen da durchwälzen – hier im osten tragen viele noch kameras vor dem bauch. und heute war ein brückentag zum tag der deutschen einheit. touristinnen sind fast nie allein und besonders abgelenkt & kontaktscheu – für viele war das höchste, was sie sich getraut haben, in den „95 thesen zur befreiung der arbeit“ an der vorderen tür zu lesen. ich hab mehrere büchlein verkauft.




erst am nachmittag hat es aufgehört zu regnen. am ende hatte ich acht kandidatinnen auf meiner liste – ein ergebnis, von dem ich sonst nur träumen kann in diesem dürftig zähen jahr der neuerlichen selbstentmündigung, das mich auf eine harte probe stellt. ich traue mich noch nicht, den omnibus mit tischen & stühlen für längere zeit allein zu lassen und habe mir nur schräg gegenüber bei einem freundlichen türken ein dürüm geholt, von dem ich ganz seelenruhig abgebissen habe, wenn mir tiraden gegen „die merkel“ und rufe nach „der obergrenze“ um die ohren wehten. von der stadt habe ich im licht des tages noch nichts mitgekriegt und auch den wikipediaeintrag selbst noch nicht gelesen, den ich gestern schon verlinkt habe. naja, vielleicht morgen – am feiertag …



der herbst ist da

und zwar ziemlich unvermittelt & eindeutig – selbst für mich, der ich immer drauߟen bin. es wird ganz früh dunkel und das laub färbt sich rapidamento. die temperaturen sind ungemütlich und die äuߟeren umstände lassen viel zu wünschen übrig. ich komme in eine gemütslage, für die der blues die beste form ist und höre zur inspiration das album „jimi’s blues“. mir wird klar, daߟ jetzt der bluesige teil meiner arbeit beginnt – der hat sinnlich eine „the higher you fly the deeper you go“-bandbreite, die ich voll auszukosten versuche …




und dann hüpft mein herz vor freude, weil mir enoch aus tokyo eine datei rüberbeamt – mit ihm kann ich raum & zeit überwinden und immer in verbindung bleiben: tokyo ? so what? dies ist als oszillierender dank mein remix.



kalbe / milde

am freitag abend hat mich max abgeholt, ein student der kulturwissenschaften in düsseldorf, der hier für ein halbes jahres mädchen für alles & dorfschreiber in dem projekt künstlerstadt kalbe war. er hat mir beim einräumen geholfen und mich im omnibus auf meinen platz in kalbe gelotst hat. 




das ist corinna köbele, eine künstlerin, die seit 25 jahren in kalbe / milde lebt und bei der leere in die lehre gegangen ist. sie hat sich nichts geringeres vorgenommen, als dieses sterbende städtchen mit kunst wachzuküssen und mit vielfältigen aktivitäten & dekonstruktivistischen immobilien. sie betreibt regionalentwicklung in ihrer schönsten form und hat schon einige preise & auszeichnungen eingeheimst. ganz nebenbei hat sie erzählt, daߟ es für 91.000 euro einen hallenkomplex mit bürotrakt zu kaufen gäbe, wo der omnibus mehrfach untergebracht werden könnte. alle schleusen meiner fantasie waren geflutet und wir haben schon pläne für das nächste jahr geschmiedet –  wie wir im anschluߟ an die kulturelle landpartie im benachbarten wendland zu einem von ihr veranstalteten festival in die altmark kommen könnten …

beiläufig stellte sich heraus, daߟ der architekturdozent der alanus-hochschule, der ja jetzt der lehrer von jan tietz sein wird, schon zu besuch und von den praktischen möglichkeiten hellauf begeistert war. auch hatten uns beiden auf der vorletzten documenta die konzertierten aktionen im hugenottenhaus besonders gefallen … und ich muߟte viel an bolo’bolo denken. wir hatten einen überaus anregenden austausch und haben uns voll inspiriert verabschiedet.




das nächste abenteuer: hundertfünfzig kilometer allein durch die altmark nach wernigerode, am östlichen rand des harz und am westlichen rand von ostdeutschland – das hat mir die liebe freya so eingerichtet – da war ich noch nie.


der kuss

das duo mit dem omnibus ist zu voller blüte gekommen – wir haben uns geküߟt und ganz neue konfigurationen haben sich ergeben. mir ist deutlich geworden, daߟ ich alles, was ich gelernt habe, rücksichtslos & friedfertig ausspielen kann – oszillierend mit dem omnibus als muse & gehäuse. gruppen von menschen haben meinem lied von der blankovollmacht (das würden sie in ihrem normalen leben niemals machen!) sehr aufmerksam zugehört und ich war deutlich erfolgreicher als kolja & ich zusammen genommen am vortag unter den gleichen bedingungen. ich habe die erstbesten um hilfe gebeten für alle verrichtungen, die ich nicht alleine bewerkstelligen konnte. fluxus. 




ich konnte mich als solist mehr austoben als allein – umschlungen mit dem omnibus. und das duo in voller blüte ist der KUSS.