die batterien meiner tastatur gewechselt …
Monat: April 2018
dankbarer abschied
dieses bild habe ich meiner höhle gewidmet, die mich den winter über so wohltuend einverleibt hat – das lasse ich mir gleich ausdrukken … das ist gleichzeitig das auftaktbild für meine tour 2018.
jetzt bin ich draußen und die umstülpung ist vollzogen. heute hat kolja meinen umzug gemacht und ich verbringe die erste nach im omnibus. wo ich jetzt sitze, sieht es so aus:
morgen habe ich noch einen tag zum einräumen & einstimmen. immer schön lokker bleiben. ich freue mich auf die arbeit, auf die menschen, auf die landschaften, auf das wetter, auf das gondeln & manövrieren.
und den omnibus habe ich mir einverleibt – ein besseres gehäuse kann ich mir nicht wünschen.
die letzte nacht
in meiner höhle. die will ich schön gelassen & wohlig verbringen – und das ganze umräumen ist immer mit längst fälligem aufräumen verbunden. da kann ich sachen loslassen. ich habe feierlich bei kerzenschein ein bad genommen und darüber nachgesonnen, wieviel exotik ich in den alltag hinüberretten kann. ich liebe den alltag und die wexelfälle des lebens …
schrägstrich
gleich nach unserem langen gespräch vorgestern nacht hat mir enoch mit einem fliegenden teppich einen digitalen besuch in tokyo geschenkt – ich konnte sozusagen mit dem gleichen teppich zurückfliegen. ich bin seine wege mitgegangen und habe vor seinem wohnheim gestanden. ich ahne, daß ich mich in so einem viertel wohlfühlen könnte – die häuser sind alle unterschiedlich und haben ein menschliches maß wie bei den alten städtchen im osten.
auf dieser karte sind wohnheim und uni zu finden – da bin ich virtuell herumspaziert und habe die atmosfäre beschnuppert. mein herz lacht.
da fällt mir gleich yunus ein, mein prinz aus dem morgenland – der ist gerade seit langem mal wieder in pakistan und ich bin ganz gespannt auf seine erzählungen. ihm sei von herzen dieses bild gewidmet, das ich an einer häuserwand in bochum gefunden habe.
japan – pakistan – frankreich – amerika: das war mein reisevehikel im winter und ich finde, das kann durchaus in die omnibusfamilie aufgenommen werden. dann haben wir endlich auch jemanden mit migrationshintergrund bei uns.
am späten nachmittag scheint indirekt die sonne in meine küche.
digipathie
in so ein schwarzes loch haben mich meine digitalen gerätschaften gerissen – auch das noch, so kurz vor dem start. zuerst wurde mein schoßcomputer angegriffen und ich habe mich von meiner panik überrumpeln lassen und eigentlich alle meine geräte damit korrumpiert. und ich wußte ja, daß der rechner unglaublich zugemüllt war, weil ich spätestens, wenn ich mich in einer schleife verfangen habe, als opi da lang die hilfe meiner enkelinnen brauche.
kaskadenartig überrollten mich katastrofenszenarien mit ungeheurer tragweite: eine falsche handbewegung und die daten verflüchtigen sich und die fliegenden teppiche stürzen ab … die bilder sind zu einem integralen bestandteil meiner arbeit geworden. ich reagiere mit nervöser unbeholfenheit und male mir paranoid die übelsten konsequenzen aus – der gegenspieler von „immer schön lokker bleiben“ hebt sein irres haupt …
vorgestern kam jan zu meiner rettung und sagte immer wieder: „hör auf, dir sorgen zu machen – das ist nur die technik“ – wie so ein zen-mönch. jetzt ist mein fast zehn jahre altes meckbuck mit dem frischestmöglichen betriebssystem ausgerüstet, völlig entrümpelt und sauber und mir fiel ein ganzes gebirge vom herzen.
danke, lieber jan – du kannst dich jetzt papa da lang nennen – du hast mich befreit.
übrigens wird sich jetzt mit einem weichen übergang meine nummer ändern – das ließ sich nicht vermeiden. wie ich das am geschicktesten anstelle, können mir sicher meine enkelinnen erklären …
bei mir siehts aus wie kraut & rüben. übermorgen ziehe ich um. morgen habe ich noch einen termin bei saskia zum haareschneiden.
gestern nacht habe ich dann mit den neuen gerätschaften ganz selbständig enoch in tokyo angerufen und wir haben bis halb vier geredet – bei ihm war es früher nachmittag und die gerühmte kirschblüte ist gerade vorbei. er ist am weitesten weg und wir sind immer voll verbunden – das hat mir diesen winter glückliche momente beschert, auch weil ich brennend an japan inter-essiert bin und selbst höchstens noch auf dem landweg dahin reisen würde – mit der transsibirischen eisenbahn. was ziemlich unwahrscheinlich ist.
christopher alexander
das ist die entdeckung meines winters – im vorigen winter war ich bei der lektüre von charles eisenstein auf sehr schöne zitate gestoßen. da hab mir aus amerika drei dieser vier bände schicken lassen und diese drei eigenartigen, großen & schönen & teuren bücher erwartungsfroh im omnibus herumkutschiert und mich in meiner wohnung gleich reingestürzt – es haben sich gedankengüter aufgetan. gestern habe ich mit dem vierten band angefangen …
hier als kleiner lekkerbissen: die 15 fundamentalen eigenschaften, die das dynamisch oszillierende leben aufweist – von der mikrobiellen bis zur galaktischen ebene: das war meine winterliche reise durch die innenwelt. die er-fahrungen werden sofort meine fahrt mit dem omnibus befruchten – ich scharre schon mit den nackten füßen.
es lohnt sich, den mal zu kugeln. für die letzte oya habe ich ein kleines „lied“ aus dem vorwort herausgeschrieben und mein freund matthias fersterer hat das mit ausdrücklicher erlaubnis aus californien kundig übersetzt – das ist eine schöne einstimmung auf seine arbeit.
blindekuh
so fühle ich mich — gnadenlos marschiert die uhrzeit in mein leben ein und in einer woche ziehe ich um in den omnibus. obwohl ich aus erfahrung weiß, daß der zeitenwexel jedesmal überraschend schnell & leicht gelingt, habe ich leise panikattacken. es gibt noch so viele unwägbarkeiten, für die es, wenn ich einmal losgefahren sein werde, zu spät ist …
da war es sehr schön beruhigend, heute zum zweiten mal mit meiner geliebten alten dame zu fahren und mich nach ihrem befinden zu erkundigen. alles lief wie am schnürchen.
aus meiner winterwerkstatt, in der sich mir wieder innere kontinente erschlossen haben, gilt es jetzt, alle wichtigen werkzeuge für das zusammenspiel mit dem omnibus zu inspizieren & auszuwählen & einzupacken.
dies war – wie ja viele vielleicht bemerkt haben – mein einsiedlerischster winter bisher. ich habe selten meine höhle verlassen, habe hier nicht geschrieben und bin in der ganzen zeit nur ein einziges mal in köln gewesen.
dann aber richtig. zuerst war ich bei frau taha, meiner kostümbildnerin. wir haben den afrikanischen strampelanzug begutachtet, den ich im vorigen jahr nicht mehr ausziehen wollte, als es schon viel zu kühl dafür war. gemeinsam haben wir den schnitt aus meinen er-fahrungen weiter entwickelt. sie hat mir den wie vereinbart geänderten anzug schon schön verpackt per post geschickt, damit ich den auf jeden fall mit auf die reise nehmen kann. und ich habe zwei weitere anzüge nach dem neuen schnitt bestellt, einen afrikanischen und einen europäischen, damit die farben nicht so schnell in der sonne erbleichen.
anschließend war ich bei max & milla, meinen enkelinnen, die im abstand von einer woche geburtstag haben – milla am ersten april, wie meine jüngere schwester. wir hatten viel freude aneinander.
so freundlich & gelassen sind übrigens alle meine seltenen ausflüge & menschlichen kontakte geraten – ich nehme das als zeichen dafür, daß meine eremitage gelungen ist.
und schwupps – ist es viertel vor drei!