es ist unerträglich schwül und kostet mich einige überwindung, nachts noch im omnibus zu sitzen und zu schreiben. nebenbei arbeite ich an einer reichhaltigen morfoausbeute. also hier eine art bildreportage von ulm:
wir standen winzig kleingedrückt neben dem umstrittenen „stadthaus“ von richard maier, worum es in den neunziger jahren einen häßlichen bürgerentscheid gegeben hat. das zustimmungsquorum wurde nicht erreicht. also gibt es bis heute keinen frieden.
inzwischen sind schon grobe bauliche mängel entdeckt worden – das bleibt nicht aus, wenn der architekt bei der praktischen ausführung abwesend ist. die idee und den kontrast zum münster, das wegen seiner aufgeblasenen proportionen genauso gut monster heißen könnte, finde ich ganz interessant. denn das monster stand ja schon da, fertiggestellt in einem phallischen wettkampf mit dem kölner dom. monumentaler ausdruck erwachenden nationalstolzes. echte gotik ist viel zierlicher & eleganter.
zweiunddreißig grad im schatten. unzumutbar für alle beteiligten. wir haben am mittag den tisch & die stühle gegenüber in den schatten gestellt. zwischendurch habe ich die schönsten gespräche mit menschen, die nicht unterschreiben können oder wollen. auf unseren spaziergängen haben wir das malerische fischerviertel entdeckt und ich habe eine stelle gefunden, wo ich im schatten kurz nach einer rauschenden stromschnelle meine füße in schnell fließendem kühlen wasser baumeln lassen kann.
wir waren auch kurz in bayern am anderen ufer der donau. ich freue mich jetzt schon auf bayern, denn die lage kann nur noch besser werden – so häßlich & scheinheilig ist dieser volksantrag. wofür wir in schleswig-holstein höchstens zwei tage gebraucht hätten, haben wir hier gerade mal in zwei wochen geschafft. ich bin also die ganze zeit ein glücklicher sysiphus.
heute habe ich in der brand eins gelesen, daß die italiener tatsächlich deutlich länger arbeiten als die deutschen. ihr image als „faule südländer“ haben sie nur, weil in der mittagshitze die meisten arbeiten einfach nicht gemacht werden können. das kann ich jetzt gut nachempfinden.