waren wir für einen tag im erzkatholischen eichstätt – mit einer ziemlich kahlen barocken altstadt – ich frage mich, ob der bombastische gestus dieser architektur schon nach einer industrialisierung des bauens verlangte: riesen plätze, endlose reihung identischer fenster usw. überall liegt großkopfiges, schönes altes pflaster, aber es gibt keine gleichaltrigen bäume. haben sich die menschen etwa damals schon eingebildet, sie könnten in der stadt ohne bäume leben? oder sind die bäume zu meinen lebzeiten gemeuchelt worden? ich habe jedenfalls ihr fehlen schmerzhaft empfunden.
auf meinem spaziergang babe ich diese unheimliche figur auf einer brücke stehen sehen.
kontrapunktisch und mein herz erfrischend gibt es hier unverrückbar mitten in der stadt die „galerie der kirchenkritik“, einen beharrlichen stachel im fleisch der katholischen kirche. mit dem „sellinger“, den ich vor jahren auf dem leopold-corso in münchen leibhaftig kennengelernt habe, verstehe ich mich prächtig. von seiner postkarte mit dem spruch:
„ich denke, also bin ich / kein christ“
habe ich gleich zehn stück gekauft. einmal habe ich ihn „zufällig“ in erfurt getroffen – da hat er mir umstandslos zweihundertfünfzig euro in die hand gedrückt.
inzwischen ist carsten abgereist. obwohl er einen hexenschuß hatte, hat er von anfang an total fleißig gearbeitet. er war tief beeindruckt von unserer arbeit und hat sich herzlich für diese erfahrung bedankt. dann ist christopher angereist, auf den ich mich schon sehr gefreut hatte – wir haben uns ewig nicht gesehen. er hat in eichstätt mitgearbeitet und ist abends nach würzburg gefahren. seine mutter hatte sich das handgelenk gebrochen und war ganz allein zuhause. da wollte er das wochenende nutzen, um nach dem rechten zu sehen und hilfe zu organisieren.
also bin ich abends allein mit serafine nach pfaffenhofen gefahren und wir haben uns erleichtert ins wochenende fallen gelassen …