Monat: September 2018
turbolento
zu volle tage – ich falle beim besten willen mal wieder aus der kronologie. am donnerstag abend sind wir an den ort zurückgekehrt, wo unsere südost-europa-tour zu ende ging. brigitte & michael sind mit einem vollen kofferraum zu uns gestoßen und joshua, der filmemacher.
nach langer zeit ist der omnibus mal wieder voll und die ereignisse überschlagen sich …
buona notte – und mal sehn, wie es weitergeht.
wiener platz
so ließ sich auch die landeshauptstadt gut aushalten: der wiener platz war ein lebendiger kiez, wo entspannte menschen unterwegs waren und abseits vom konsumlärm in der sonne saßen. joana & freya sind gleich voll in die arbeit eingestiegen.
am zweiten tag hat uns linda unterstützt und hatte die gelegenheit, nach ihrem worst case szenario in bawü auch mal eine schöne unterschriftensammlung zu erleben. ich habe mich sehr gefreut, sie wiederzusehen. sie hat uns auch am freitag beim aufräumen & großreinemachen geholfen und dabei dann auch alle anderen kennengelernt und die abendveranstaltung miterlebt.
joana hatte sich schon als 14-jährige für ein betriebspraktikum bei freya beworben. ihre waldorfschule wollte aber den omnibus nur als sozialpraktikum anerkennen, das erst zwei schuljahre später dran wäre. im juli hat sie dann „zufällig“ den omnibus in ulm gesehen. ich war gerade anderswo unterwegs und so hat linda, die damals in ihrem urlaub bei dem schrecklichen „volksantrag“ in bawü mitgearbeitet hat, sie früher kennengelernt hat als ich. joana hat das als wink des himmels verstanden und gleich noch einmal bei freya angerufen, um herauszufinden, ob sie nicht wenigstens in ihren ferien ein paar „schnuppertage“ einlegen könnte. und wie das leben so spielt, passte das wie angegossen und erwies sich als krönung von „rettet die bienen“ – alle haben sie ins herz geschlossen und ich kann kaum erwarten, sie im nächsten jahr wiederzusehen …
schöner konnte dieses kapitel nicht zu ende gehen – die letzten beiden tage gehörten zu den erfolgreichsten und am ende haben wir dem lieben nikolaus formvollendet 3.914 unterschriften übergeben:
si
obwohl es in der nacht und den großteil des tages gnadenlos gepladdert hat, habe ich hier eine schräge haltestelle gefunden. was alt kladow für berlin ist, könnte pullach für münchen werden: eine kontrapunktische andockstelle an die großstadt. dieses erste mal habe ich ziemlich wenig von der umgebung mitbekommen, weil es draußen so naß & ungemütlich war aber an der isar war es schön und unsere herbergseltern waren liebenswürdig & hilfsbereit.
jetzt bin ich wohlbehalten auf dem wiener platz in münchen gelandet, wo joana, eine frische 15-jährige praktikantin, schon auf mich gewartet hat. gegen zehn kam freya und mein solo fand sein zufriedenes ende.
seltsame solotage
ich bin fast nie allein mit dem omnibus – und nun für vier tage an einem sonderbaren ort – abgeschieden in einer infrastrukturbrache und gleichzeitig nur zirka 15 km vom herzen der landeshauptstadt entfernt. am oberen rand des isartals. der erste tag war total verregnet und ich habe viel gelesen.
am zweiten tag war es trocken und manchmal brach sogar die sonne durch. da hab ich mich mal grob orientiert und bin zur isar heruntergelaufen …
ich versuche, nicht auf die uhrzeit zu achten und mich der gegenwart hinzugeben – und bemerke, wie wichtig eine wie auch immer geartete band für den omnibus-alltag ist, gerade für die entspannung, wenn es links von mir so aussieht:
heute hat mich nikolaus zu einem edlen italiener im herzen von pullach ausgeführt und ich konnte ihn endlich besser kennenlernen. morgen um zehn sind wir für eine große umräumaktion verabredet und am nachmittag wird er mich nach münchen lotsen – dort kommt dann abends meine meistin an und ich kann aufatmen.
es ist durchaus reizvoll hier und meine provider sind sehr freundlich.
rolle rückwärts
obwohl zwei tage trostlos regnerisch waren, haben wir in rosenheim zu dritt 424 unterschriften gesammelt – ein stolzes ergebnis. am zweiten abend hat uns die resolute „bewegungsfrau“ eva stilz zum duschen & schmausen ins idyllische samerberg eingeladen (vor jahren hat sie vor meinen augen spontan einen überweisungsträger über 2.500 euro ausgefüllt, weil wir in akuter geldnot waren). eine energische & lebenslustige amazone, die uns mit den schönsten geschichten unterhalten hat.
wir waren inmitten des drittgrößten volksfests in oberbayern – und standen wieder einmal direkt neben dem exklusivsten trachtengeschäft. die ganze stadt war eine immerwährende trachtenmodenschau mit einer erstaunlichen vielfalt, die ich erstmals als kunsthandwerk wahrgenommen & genossen habe. wohlbedacht habe ich mir dann einen langgehegten wunsch erfüllt und mir eine edle weste ausgesucht.
an einem abend sind wir zum zusammenfluß von mangfall & inn spaziert …
und ich habe auf meinen nächtlichen spaziergänge die seltsamsten entdeckungen und traumhafte morfos gemacht.
salute, milena
milena ist mir in den drei wochen sehr ans herz gewachsen mit ihrer unkomplizierten bereitwilligkeit, sich voll in den groove unserer arbeit einzuklinken. früher hätte ich sie als alfamädchen bezeichnet – heute sage ich lieber „taugliche enkelin“. immer, wenn es darauf ankam, war sie eine treue lotsin – unsere letzte gemeinsame fahrt von rosenheim nach pullach im isartal erwies sich als echtes gesellinnenstück, weil wir kurz vor dem ziel in eine weiträumig vertrackte umleitung geraten und noch eine stunde im regen in der abendlichen dämmerung durch pittoreskes oberbayern geirrt sind. ich in möglichst gleichmütigem mulimodus. im nassen & kalten & dunklen sind wir gelandet – und haben noch die abrechnung von drei tagen rosenheim gemacht und die gasflasche gewexelt.
also, milena, lebe wohl & danke für alles.
käptn solo
nachdem ich heute vormittag milena zum nächsten bahnhof begleitet habe, bin ich jetzt für ein paar tage allein am omnibus und hab mich da erstmal genußvoll reinfallen & aus dem ticktack der uhr rausfallen lassen – viel gelesen & den tag versonnen …
es ist ungemütlich naßkalt und ich habe gestern abend mutwillig die heizung angefacht – auch weil ich mir klarheit über die gasvorräte verschaffen wollte. prompt wurde die vordere gasflasche leer und konnte ausgewechselt werden. wenn ich draußen rumlaufe, ziehe ich die leguanos an.
wir stehen auf dem gelände eines sehr ehemaligen „staatsbahnhof großhesselohe“ in pullach, schön verwildert. in dem rechten häuschen wohnt ein liebenswertes bikerpärchen (er ist aus dem kohlenpott zu seiner liebsten gezogen). sie haben uns an den strom angeschlossen und ihre haustür über nacht nicht abgeschlossen, damit wir auf die toilette konnten. den platz hat uns nikolaus organisiert, der in der nähe wohnt und sich schon mehrfach nach unserem wohlergehen erkundigt hat. mit der s-bahn könnte ich in zwanzig minuten am münchner hauptbahnhof sein.