die band

pia (gestern abend) und christopher (heute morgen) sind freudig erwartet bei uns angekommen – das foto hat der redakteur der mainpost mit meinem eifohn gemacht und ich habe mir erlaubt, das zu ende zu komponieren. christopher hat die schönsten geschichten von seiner omnibus-tour erzählt. er hat ganz kurze haare und einen bart.

pia ist ganz natürlich & lokker gleich voll da gewesen und es ist ein erfrischendes vergnügen, sie kennenzulernen. solche gleitenden übergänge erfreuen mein herz immer mehr. jetzt sind wir wirklich bereit für den herbstlichen blues …

wir hatten heute premiere in karlstadt, einem hübschen städtchen am main. wir wurden freundlich empfangen & mit strom versorgt und standen den ganzen tag in der sonne.

und übrigens: ich habe jetzt schon mit verschiedenen besetzungen und unter härtesten bedingungen mit simone zusammengearbeitet und bin auch zwischendurch mal mit ihr allein unterwegs gewesen – mit ihr bilde ich jetzt auch schon ein sehr interessantes trio.

sie war ja teil der traumhaften band, die mich aus rom wieder heil nach hause gebracht hat:

da sind wir (enoch, simone, freya & ich) unterwegs zur voodoo lounge, wo wir zweimal abends vom global forum eingeladen waren. aber das ist eine andere geschichte …

bei vollmond

schwabenporno

auf einmal stand da der feuchte traum jedes autoliebhabers …

da war ein internationales schulungszentrum von daimler benz. ich hab denen am hellen tag noch einmal einen besuch abgestattet, um mir ein eigenes bild zu machen und meiner fantasie freien lauf zu lassen.

wir haben in dieser selbstsüchtigen autostadt sage & schreibe eindreiviertel stunden gebraucht für die dreizehn kilometer von vaihingen zum gemeindehaus von jens löwe. völliger verkehrsinfarkt, mit hakenkreuzstaus und allem drum & dran. isolierte verkehrsteilnehmer, die aggressiv & gesetzestreu auf ihren vorteil aus sind und viel zu langsam reagieren können, um irgendwas in fluߟ zu halten, geschweige denn, darin zu schwimmen.

oh, wie habe ich mich nach rom zurückgesehnt, wo der straߟenverkehr ein soziales unterfangen ist – eine art fluxus tanz. im gröߟten gewimmel gibt es geräumige zebrastreifen ohne ampeln. zwei flüsse durchkreuzen sich, ohne ihren lauf zu unterbrechen. ich habe es geliebt, mich durch rom zu bewegen, zu fuߟ, mit dem omnibus und mit den öffentlichen verkehrsmitteln, bei tag & bei nacht. und zwischendurch wuselten die vespalinnen mit spielerischer eleganz.

hier, in stuttgart, im vatikanstaat der automobilen mobilität, ist dieselbe krachend gescheitert. und über allem liegt der fluch der gigantischen bahnhofsbaustellenoch eine giftig schwärende wunde im öffentlichen verkehr. die mit einem politischen blankoscheck versehenen verursacher der probleme werkeln stur & selbstgerecht einfach weiter und versuchen, die ganze welt mit ihren betrügerischen produkten zu überschwemmen – koste es, was es wolle. und sind auch noch stolz darauf!

der verbrennungsmotor ist eine furzidee, die auf der ganzen welt stadt & land geschändet hat. hier läߟt sich ihre agonie sinnlich erleben.

ein symptom ist auch der schreiende parkplatzmangel. es war für jens löwe unmöglich, auf der straߟe einen platz für den omnibus freizuhalten, obwohl er ein absperrband mit einer freundlich formulierten bitte ausgespannt hatte. beide male blieb uns nichts anderes übrig, als einfach schräg in das gemeindehaus hineinzufahren,

am ende empfanden alle diese räumliche improvisation als schmiegsame syncope, auf die wir uns gerne eingelassen haben und immer wieder einlassen werden, wenn ich gelegenheit habe, mich bei jens anzudocken. mich mit ihm kurzzuschlieߟen, ist jedes mal sehr heilsam – er ist einer meiner weit verstreuten brüder. hier ein paar morfos von seinem gelände:

in dem groߟen bühnensaal stand ein schwarz glänzender flügel, der mit einem groߟen weiߟen leintuch vor staub geschützt war. andächtig habe ich in zwei nächten nach langer zeit mal wieder klavierspielen können …

heiliger alltag

inzwischen sind wir ganz geschmeidig & sanft wieder in unseren heimischen alltag eingestiegen. bei schönstem wetter haben wir zwei tage gegenüber der „schwabengalerie“ in stuttgart-vaihingen gestanden, oben am südlichen rand des berüchtigten kessels, bestens eingewebt in die verkehrsinfrastruktur, im wirtschaftlichen herzen von bawü. brigitte hat intrinsisch motiviert die band mit einer inter-essanten klangfarbe erweitert.

am ende war unser ergebnis viel besser als ich erwartet hatte. ich konnte unvoreingenommene feldforschung betreiben und mich „zuhause“ eingewöhnen.

an beiden tagen hat uns mathias besucht & ganz selbstverständlich geholfen. am zweiten tag hat er uns sogar seine freundin laura vorgestellt, mit der zusammen er ganz in der nähe lebt & studiert. es hat mich sehr gefreut, ihn wohlgemut auf seiner spur zu erleben, denn ich habe immer gern mit ihm gearbeitet und sein eigenwilliges wesen sehr geschätzt.

endlich gab es wieder demeter-butter und auf meinen nächtlichen streifzügen habe ich seltsame entdeckungen gemacht.

schwäbische götzenfiguren & fetische:

morgen mehr davon – es ist halb drei.

original & analog

heute habe ich zum ersten mal den friedenshasen mit zubehör leibhaftig in der postmodernen staatsgalerie in stuttgart sehen können, mit dem vor vielen jahren meine freundschaft mit johannes stüttgen begann. ich hatte den zehnten todestag von joseph beuys zum anlaߟ genommen, den hasen in einer dankbar ihm gewidmeten edition durch zauberei zum glühen zu bringen und habe johannes in diesem zusammenhang um rat gebeten.

das erwies sich als entscheidende weichenstellung für mein weiteres leben, ohne die ich gewiߟ kein omnibus-fahrer geworden wäre. in dankbarem nachsinnen hat mich das viel mehr inspiriert als die ganzen trümmer und der vatikan. wer aus trümmern etwas lernen will, der sollte doch besser nach syrien reisen oder in den jemen, wo gerade die uralte & traumhaft schöne stadt sanaa zerbombt wird.

ich habe lieber die römische gegenwart & die italienische lebensart tief in mich eindringen lassen und bin noch bis obenhin so voll davon, daߟ ich mit dem schreiben nicht nachkomme. vielleicht erzählen ja diese steine was:

hippodrom

in dem groߟen saal, in dem das global forum stattfand, hingen übrigens diese riesengroߟen bilder, bei denen ich den eindruck hatte, daߟ die pferde die hauptdarstellerinnen waren.

pinus pinea

die pinien haben mich von anfang an ungemein fasziniert – in rom waren sie überall zu bewundern:

zwischen den alten steinen und auch & besonders an den groߟen ausfallstraߟen:

ich empfand sie als ausdruck einer über jahrtausende währenden koevulotion von bäumen & menschen, bei der die bäume voller nachsicht mit uns hektischen wesen die führende rolle gespielt haben.

ohne seine bäume & pflanzen würde rom ökologisch kollabieren – das scheinen die römerinnen begriffen zu haben, denn überall, wo es ging, waren alte bäume zu sehen. an beiden ufern des tiber standen riesige platanen, die ihre weit ausladenden äste manchmal auf der ufermauer abstützten. und zwischendrin gab es palmen & succulenten.

wo sie können, verbinden sich die pinien über ihre seitenwurzeln und bilden oben lange gemeinsame, den rundblick nicht einschränkende gemeinsame schattendächer.

diesen erinnerungsschatz werde ich sorgsam hüten.

ma donna !!!

ich bin mal wieder zum paparazzo geworden, um der schönen römerin, die ich auf dem global forum leibhaftig gesehen habe, meine bedingungslose bewunderung auszusprechen. sie ist die personifizierung dessen, was ich an rom so liebe.

virginia raggi, bürgermeisterin von rom. an ihrem beispiel konnte ich erleben, wie in unseren medien die menschen gegen cinque stelle und podemos aufgehetzt und falsch informiert werden. die parteien müssen in panik sein.

so ähnlich wie mit ihr ging es mir mit allen cinque stelle-leuten, die ich in italien persönlich kennengelernt habe: ein neuer menschenschlag, der aktiv eingreift in das geschehen – bis hin zu riccardo fraccaro, dem ersten minister für direkte demokratie, mit dem ich in trento sprechen konnte.

diese natürliche eleganz finde ich einfach unwiderstehlich und wünsche dieser „donna“ von herzen alles gute.

abklingbecken

nach diesem rausch der sinne kommen mir die beiden tage bei jens löwe wie gerufen – meine peristaltik kann in ruhe arbeiten, während wir nach & nach am omnibus ordnung schaffen. simone & jens haben einen riesenberg bettwäsche in einer wäscherei gewaschen & getrocknet und die einkäufe erledigt, während ich mich daran begeben habe, alles mögliche zu sortieren & wegzuräumen. die bettwäsche habe ich dann mit simone „gereckt“ & gefaltet, wie die liebe gabriele uns das gelehrt hat. das chaos lichtet sich und ich kann beginnen, die riesigen lükken in der kronologie zu füllen, denn nach vignola ist so viel geschehen, daߟ ich gleich nach rom gesprungen bin. weil meine erlebnisse nicht angemessen mit worten beschrieben werden können. also habe ich mich auf meine bilder konzentriert …

von vignola aus ist werner schliepkorte erstmals im omnibus mitgefahren, der italienisch spricht und seit jahrzehnten regelmäߟig nach italien fährt. er hat uns zu einem busbahnhof in bologna gelotst und uns dort durch die altstadt und eine der ältesten universitäten europas geführt.

das ist ein morfo aus der astronomischen abteilung. die alte stadt mit ihren schattigen arkaden und den spiegelglatten terazzoböden hat mich tief beeindruckt …

und ich bin auf meine liebsten italienischen motive gestoߟen, an denen ich später in rom noch prima weiter arbeiten konnte:

zum ersten mal auf dieser reise war ich dem fänomen groߟstadt ausgesetzt und das war nach der überwältigenden natur von alto adige & trentino und der teilweise an die ddr erinnernden agrarwüste, wo die berühmten italienischen spezialitäten herkommen (parma-schinken, büffel-mozzarella, pecorino, parmigiano usw.), ein hochinteressanter kontrapunkt.

auf meinen spaziergängen in der nacht habe ich allerdings auch die gnadenlos häߟliche rückseite der stadt entdeckt: mechanisch gerasterte, eckige wohnblocks mit eingebauten eckigen arkaden. alle schaufenster waren mit vollgeschmierten rolläden aus metall geschützt und beide seiten der straߟe lückenlos verstopft mit parkenden autos. gruselig & eiskalt.

schöner als in einer vergleichbaren stadt in deutschland war es allemal – ich könnte da wochenlang rumstöbern, denn zwischendrin gab es wahre kostbarkeiten, die mir mein studium von christopher alexander in erinnerung riefen:

hochzeit

die letzten tage haben wir so eine art hochzeit gefeiert und der omnibus war die braut. tausendfünfhundert traumhafte kilometer zu einer gemeinsamen wunschdestination: dem vitra campus in weil am rhein.

und wieder gab es diesen blitzherbst, wie schon 2009 auf der rückfahrt von istambul. schon in österreich war die zeit der strampelanzüge endgültig vorbei – obwohl es tagsüber heiߟ & sonnig wurde. mit heimischem boden unter den rädern sind wir am bodensee und am jungen rhein entlang gefahren – in vollem einklang. ich wollte die letzten tage mit meinen schutzengeln auskosten, die inzwischen weitergeflogen sind.

unsere (ich spreche hier auch für den omnibus) wunschgeleiterinnen, die mit mir diese tour in die tat umgesetzt haben. wir sind begeistert & zufrieden. freya ist, nachdem sie donnerstag nachmittag & freitag den vitra campus beschnuppern konnte und freitag abend unseren auftritt im unternehmen mitte in basel mitgespielt hat, am samstag mittag abgefahren.

enoch war noch nie auf dem vitra campus und es gab dort viel neues zu sehen. wir haben uns bereitwillig da rein fallen lassen und sogar noch organisiert, daߟ johannes, enoch’s busenfreund, sich kurzerhand vom büffeln gelöst und samstag vormittag zusammen mit uns das neu eröffnete schaudepot von herzog & de meuron und eine da hinein integrierte ron arad-ausstellung angeschaut hat.

zum abschied hat er mir für mein studium der völkerkunde eine sondernummer von „11 freunde“ geschenkt. wir haben da zum beispiel den urahn des freischwingers gesehen:

und die meisterliche ziegelfassade:

und ein schrottfressendes monster von ron arad, das solche häppchen ausspuckt.

joshua, der die veranstaltung in basel gefilmt hat, hat seine familie mitgebracht: clara & emil, mit denen ich mich im letzten herbst in weimar angefreundet habe.

es lief alles so schön rund – da hat es mir auch nichts ausgemacht, daߟ wir über nacht nicht auf dem vitra-parkplatz stehen durften. wir haben die nächte in dieser seltsamen dreiländerecke an der berüchtigten rheinschiene auf einem volksfestplatz verbracht, neben der feuerwehr.

in der letzten nacht konnte ich mich noch lange mit enoch auf dem laufenden halten. wir hatten die glorreiche idee, uns zum abschied mit seiner mutter zu verabreden, die sowieso in stuttgart war. und so kam es, daߟ wir nach einer einträchtigen gondelfahrt zu meinem alten freund jens löwe und einem herzlichen willkommen enoch’s mutter kennenlernen durften. besser gehts nicht.

sie läߟt sich gnädig rosi nennen, weil die deutschen sich an ihrem jugoslawischen namen die zunge brechen – ich werde sie beim nächsten mal fragen, ob ich sie ehrenhalber rosa nennen darf – das ist nämlich gleichzeitig meine lieblingsfarbe.