von heute
Monat: November 2018
runde sache
unser aufenthalt in butzbach rundet die tour auf eine schöne weise ab – sogar die sonne ist rausgekommen:
wir sind noch mal ins kino gegangen, weil katharian & christopher „a star is born“ noch nicht gesehen hatten – der lief um sechs, sodaß wir nach dem kino noch ausgiebig zusammensitzen & ausklingen konnten.
letzter auftritt
wir sind – zum ersten mal – in butzbach, einem hübschen fachwerkstädtchen. rechts im bild ist das rathaus, wo wir freundlich mit strom versorgt wurden. da steht ein spruch drauf, den sich alle gemeinderäte zu herzen nehmen sollten:
katharian ist für die letzten tage zu uns gestoßen und das wetter ist leidlich. die menschen sind schüchtern & freundlich. morgen kommt was in der zeitung. zur feier des tages haben wir heute mal wieder omnibus-kino genossen.
unsere bühne ist perfekt – wir haben noch drei etagen hinzugewonnen. ich streife herum und mache die seltsamsten entdeckungen …
rumble in the jungle & das haus gegenüber:
und kaskaden:
der richthof
ist eine inspirierende haltestelle – ein heiliges dorf im wald. in besinnlicher stille sind wir unseren spuren gefolgt.
ich habe in einem buch über die edo-zeit gelesen, auf das mich enoch aufmerksam gemacht hat: das ist die zeit von 1603 bis 1868, bevor sie die westliche pest hereingelassen haben. wie die japaner 250 jahre lang gelebt haben, kam bolo‘ bolo schon ziemlich nahe. die bildung war freiwillig & allgegenwärtig. während in europa die alfabetisierungsrate bei 20 & lag, lag sie in japan bei 60 %. land- & forstwirtschaft wurden nach permakulturellen regeln betrieben. es gab fast keinen müll. die menschlichen ausscheidungen wurden in den ökologischen kreislauf eingespeist. die stadtbevölkerung verdiente sich damit ein zubrot, ihre scheiße über eine ausgeklügelte infrastruktur an die bauern zu verkaufen. vielleicht ist ja meine faszination im hinblick auf japan damit zu erklären.
jetzt schenkt enoch mir seine erfahrungen als anregende wegweiser für virtuelle reisen ins reich der aufgehenden sonne. durch yunus bin ich voriges jahr um die gleiche zeit schon mal bis pakistan gekommen.
sowas ging mir durch den kopf, als ich in dankbarer vergegenwärtigung diese beiden richthof-morfos gemacht habe:
blauer sonntag
normalerweise fahren wir am sonntag mittag von unserer wochenendhaltestelle weg – dieses mal brauchen wir erst morgen mittag nach butzbach zu fahren, dem ort unseres letzten auftritts …
wir kommen in den genuß eines vollen sonntags – in goldener abgeschiedenheit:
ich kann nachsinnen über eisenach und die vielen fäden, an denen ich spinnen konnte. nach & nach sikkert ein, daß die letzte woche auf diese wunderbare weise angefangen hat – besser gehts nicht.
goldener november
der tag der baumpflanzung hat uns jetzt was beschert, das der oktober bisher nicht hingekriegt hat: einen leuchtenden herbst zum wegschwimmen …
unsere band hatte hohen besuch: am donnerstag nachmittag ist gabriele für zweieinhalb tage zum omnibus gekommen – ein frohes wiedersehen für christopher & mich und ein erfreuliches kennenlernen für pia & pauline. es ergab sich ein munteres zusammenspiel, heute in der früh ergänzt durch enoch, meinen jüngsten bruder.
zur veranstaltung im kunstpavillon und zur pflanzung heute kamen dann unverhofft viele freundinnen, die schon jahre nicht mehr oder noch nie da waren – die alle aufzuzählen würde hier zu weit führen. ich bin noch ganz erfüllt von lebhaftem inter-esse und fühle mich frisch gewappnet für die letzte woche.
nach einem schönen langen abschied sind pia, christopher & ich bei strahlendem wetter gen westen gefahren, zum richthof – mitten im wald, an der jungen fulda – eine meiner lieblingshaltestellen, wo wir ganz bereitwillig empfangen wurden.
âich bin nichtsâ
sagte pia heute auf die frage, ob sie vegan oder vegetarisch sei …
… und wir (die mit ihr zusammenleben) haben schallend gelacht. sie ist unser aller sonnenschein in dieser anstrengenden zeit.
charlieâs angels
wenn ich es recht überlege, sind meine tauglichen enkelinnen wirklich meine engel – und ich bin fein raus und brauche nicht mehr manieristisch zwischen alfamädchen & gutartigen riesen zu unterscheiden – alle sind sie engel. ich verstehe, daß wir ihnen die führung in die hände legen sollten und damit in einem komplementären sinn ihre engel sein könnten, indem wie ihnen demütig unsere er-fahrungen schenken.
in diesem jahr war das leben am omnibus unter extrem wexelnden umständen unglaublich reichhaltig – die überraschendsten frischlinge sind aufgetaucht – und wir haben in hundert besetzungen alles gegeben. wenn wir die hoheit über das geschehen hatten, ist es immer friedlich zugegangen und wir haben viel freude aneinander gehabt und einen völlig lokkeren umgang gefunden …
ich bin mitten in diesem flüchtigen schwarm – spinner & knotenpunkt eines netzwerks, das sich ständig erneuert und – was raum & zeit angeht – heftig oszilliert. unmöglich, mit allen engeln analog in verbindung zu bleiben. ich übe mich darin, mich dem netzwerk anzuvertrauen und mich tragen zu lassen …
damit fahre ich am besten.