akklimatisierung

in der nacht nach dem ersten arbeitstag sitze ich zum ersten mal an meinem nigelnagelneuen schreibtisch und schreibe bei musik & kerzenschein. wir sind in bingen und standen bei strahlendem wetter fast den ganzen tag im kalten schatten

administrativ klappte alles prima. in den nächten ist es saukalt und wir schrammen alle knapp an erkältungen entlang (christopher ist ganz tapfer krank angekommen und hat sich über das wochenende im bett durchgeschlagen – heute hat er dann ganz normal mit gearbeitet und uns sogar noch liebevoll & köstlich bekocht). ich habe sicherheitshalber meine leguanos angezogen & schlecke sanddornhonig & blütenpollen. nach dem essen bin zum rhein gelaufen …

inox

mit groߟem interesse habe ich inox, dem insektenforscher gelauscht, der im park von schloߟ freudenberg insektenführungen gemacht hat … eine quelle der erstaunlichsten geschichten über spinnen, ameisen, käfer, wanzen, bienen, wespen, elfen & waldgeister – die kinder haben mit offenem mund zugehört … (ich wahrscheinlich auch)

und nach langen monaten konnte ich am samstag nacht mal wieder ausführlich den groߟen gong spielen. ich benutze keine schlegel mehr, sondern spiele nur noch mit meiner weichen gongjacke oder direkt mit den händen – so bin ich ganz nah & unmittelbar. dieses mal habe ich zum ersten mal meine nackten füߟe zur rhythmischen akzentuierung eingesetzt und einen gonggang auf der stelle aufgeführt.

über ostern sind wir wieder im schloߟ freudenberg und matthias, der schloߟherr, hat mich für ein konzert am ostersonntag gebucht.

die endgültige nacht

im schoߟ meiner höhle ist schon fortgeschritten …

… im hinteren zimmer ist ein riesen tohuwabohu aus kisten & beuteln & kleidern. es fehlen nur noch küche & bad & die vielen kleinen paraphernalien für das cockpit, mit denen ich mich erst richtig zu hause fühlen kann. das werden auch immer mehr …

die umstülpungstage sind immer heftig oszillierende ballungen – sehr eigenartig. ich kann mir nie vorstellen, wie ich das schaffen soll – dabei ist es immer wieder die gleiche schwelle, die ich überqueren muߟ.

die schülerinnen

in witten haben am letzten freitag mit kreide einen schönen spruch auf den rathausplatz geschrieben:

lieber eine zukunft ohne abi

als ein abi ohne zukunft

ich bin ja so froh, daߟ ich von dem medienrummel zu diesem thema wenig mitbekomme auߟer den spöttisch razzionalen und grauenhaft überheblichen kommentaren des gedruckten SPIEGEL (in groߟbuchstaben).

die kinder haben den zivilen ungehorsam neu erfunden, weil wir in der hinsicht wirklich keine vorbilder sind. das und ihr umgang mit den digitalen medien sorgen für die kolossale wirkung. ohne gewalt. da staune ich und bin guter dinge …

enoch hat sich handschriftlich aus japan gemeldet & christopher wird in mein zimmer einziehen, wenn ich ausgezogen bin – die idee gefällt mir und ich gebe mir mühe, das zimmer nicht zerfleddert zu hinterlassen …

in bälde

muss ich meine höhle verlassen – die uhr fängt an, zu tikken & mein herz flattert. ich versuche noch, schön herumzutrödeln. letzte woche war schönes wetter – ich konnte barfuߟ laufen und in meiner wohnung bekam ich besuch von der sonne – aus dem norden !

gestern konnte ich endlich meine kleine postkarten-edition bei herrn schade abholen. 4 x 4 motive, jeweils in einer auflage von 40 bzw. 20 exemplaren. jede karte kommt in eine gebrauchte lohntüte (da kann ich bei gelegenheit eine geschichte drüber erzählen).

bei der produktion war ich auf äuߟere hilfe angewiesen – herr schade war überfordert und es brauchte mehrere anläufe. jan hagelstein hat mir eine matrizze gebastelt & jedes motiv 4 x da rein praktiziert, auf einen Adrei-bogen. jetzt bin ich froh – ich habe diesen winter meinen ganzen ausdruckswillen in meine bilder gelegt und mir die unglaublichen ereignisse des letzten jahres nachsinnend vergegenwärtigt. auf diese weise habe ich alles viel besser verdauen können als durch reden oder schreiben. jetzt werden meine bilderstapel immer höher und ich tanze vergnügt durch diese sinnliche reportage meiner arbeit und bade in ihrer reichhaltigkeit …

oder ich lese …

damit ist es jetzt vorbei – ich habe nervöse anwandlungen, wenn ich ans pakken denke.

übrigens habe ich vorgestern den omnibus aus der werkstatt geholt und bin mit kolja durch die waschstraߟe gefahren. das italienische stirnband haben wir drangelassen – das soll uns noch bis zur europawahl schmücken. kolja wohnt jetzt in einer schule und wird dem omnibus auf dem schulhof noch den letzten schliff geben und den schreibtisch hinten umbauen – da kommen jetzt zwei metallene unterschränke hin und ersetzen endlich meine vier pappkästen, die nach fast zwanzig jahren völlig abgeranzt sind und kaum noch zu handhaben.

nächsten mittwoch zieh ich um.