heute, am karfreitag, sind die riesigen platanen vor meinem küchenfenster aufgewacht. der frühling ist da. das hat mich zu einem weitläufigen ausritt auf meinem faltrad inspiriert – ich versuche, das jetzt jeden tag zu machen. auf ebener strecke und bergab ist das schon wie fliegen – das wär was für den niederrhein, wo ich herkomme und tausende kilometer geradelt bin, auf den feinsten, ideal auf mich abgestimmten rädern & rollschuhen …
bergauf lieber schieben – das ist unverhältnismäßig mühevoll und liegt nicht nur daran, daß ich ein alter mann bin. ich laß mir nicht die laune verderben und freue mich an den raffinierten kleinigkeiten. aus dem aufstellen und dem auf- & zufalten versuche ich, einen flüssigen tanz zu machen.
ich entdecke mauerblümchen & seltsame orte und habe meine sinne weit aufgespannt. die menschen, die ich treffe, sind freundlicher & offener als sonst – das ist mir mehr wert als die körperliche berührung, die es ja auch vorher schon selten genug gegeben hat. ich weiß nicht, ob das mein innerer jahreszeitenkalender und der eigentlich kurz bevorstehende tourbeginn oder der frühling ist, was mich nach außen drängt und mir eingibt, aktiv die fehlende räumliche nähe auszugleichen – und sei es durch anatale sublimation.
durch meine arbeit gelingt es mir immer besser, intime nähe jenseits von raum & zeit aufzubauen und zu pflegen, das will ich gern erweitern und lernen, die heiligen oasen zu kultivieren. ich denke da an meine vielen getrennt aufgewachsenen brüder & schwestern und natürlich an meine engel, die jeweils ihr eigenes leben haben.
überall leuchtet frisches grün – und als ich heimkam, fand ich auf dem boden die spelzen, die die platanen abgeworfen hatten …