das ging jetzt ganz schnell: es wird um acht uhr dunkel! für meine abendspaziergänge heißt das: ich tapse im dunkeln und kann mir kaum was genauer anschauen, zumal ich mehr als üblich tagsüber an den omnibus gefesselt bin.
also gebe ich mich so gut wie möglich meiner gegenwart hin und lasse mich dazwischen treiben. und interessiere mich zum beispiel für dieses kraftwerk, das anfang der fünfziger jahre (ich war ein kleinkind) als damals ultramodernes kohlekraftwerk zur wärmeversorgung der wieder aufgebauten stadt gebaut wurde. es hatte einen 105 meter hohen schornstein, der im volksmund „würzburger spargel“ genannt wurde und die silhouette der stadt verschandelte.
2005 wurde es umgebaut in ein wiederum ultramodernes GuD-kraftwerk. architektonisch völlig neu gestaltet und in der nachbarschaft des ebenfalls umbebauten kulturspeichers geschickt in szene gesetzt. der spargel wurde von innen her abgebaut (sprengen war zu gefährlich) und durch drei halb so hohe, metallisch blinkende kamine ersetzt …
die einen frechen kontrapunkt zu den originalgetreu wieder aufgebauten, pompösen manifestationen von kirche & staat setzen, die in dieser stadt eine unheilige allianz gebildet haben – es regierten fürstbischöfe …
fragt sich nur, ob dieses kraftwerk bald mit amerikanischem fracking-gas betrieben wird …