vor vielen jahren

hat maxie, meine lieblingsbäuerin, auf dem engelplatz an ihrem geburtstag joshua, der damals noch schüler war und aussah wie ein blonder jesus, in einer rituellen aktion die haare & den bart rasiert … und eine ganz frische persönlichkeit kam zum vorschein. seine mutter war ganz begeistert. heute ist joshua filmemacher und neuerdings mein digitaler betreuer.

engelplatz

in miltenberg standen wir auf dem engelplatz vor der alten post. die einfahrt war so ein atemberaubendes & langwieriges manöver, daß die passanten mit offenem mund stehenblieben und einer sogar die polizei alarmiert hat.

die polizisten fragten mich dann ungläubig, wie ich denn auf den platz gekommen sei, denn ringsum war alles eng zugebaut.

bei der ausfahrt, die genauso kompliziert war, hat mir ein busfahrerkollege geholfen, in mehreren anläufen den einzig möglichen ausweg zu finden.

opa & oma

das fehlte mir noch, als ich gestern „oma & opa“ geschrieben habe. das V steht für victory, denn wir haben mal wieder die notlage in friedlichem einklang gemeistert. wilma ist eine lebenskluge großmutter, die schon mehrfach beherzt eingesprungen ist, wenn ich es am meisten gebraucht habe. sie hat als pflegerin ganz nah am leben & an den menschen gearbeitet und erkennt mit untrüglichem gespür, was notwendig ist, damit unser gesamter betriebsorganismus optimal läuft. sie fügt sich nahtlos ein.

ich hoffe, sie kann sich wenigstens daran erfreuen, was ich für ein schrulliger vogel bin. ich bin ihr jedenfalls unendlich dankbar für ihre mütterliche zuwendung und bewundere ihren mut, sich freiwillig in unseren völlig ungewissen alltag zu stürzen.

nach gabriele erkläre ich sie feierlich zur zweiten „omi da lang“ !!!

danke für alles !

oma & opa

mit wilma, die nächsten monat siebzig wird, bin ich am lebhaft mäandernden main entlang nach miltenberg gefahren, am linken ufer. in ihrer blütezeit im 15. jahrhundert schmiegte sich die stadt wie ein schlauch an die außenflanke einer mainschleife – im osten durch das würzburger tor und im westen durch das mainzer tor verschließbar …

miltenberg war eine wichtige zollstation und hat die wegelagerei geschickt professionalisiert: alle mußten einen auszuhandelnden teil ihrer ladung dort lassen und regionale produkte am zielort vermarkten – ein knotenpunkt für händler & diplomaten.

sie konnten im gasthaus „zum riesen“ unterkommen, das von sich behauptet, das älteste gasthaus deutschlands zu sein. heute lebt die in der neuzeit auf die andere mainseite erweiterte stadt vom industriellen tourismus und es gibt viele kleine boutiquen, cafés, kunsthandwerker, in denen die touristinnen durchaus schöne sachen kaufen können. es gibt gut ausgebaute wander- & radwege, campingplätze am fluß und anlegestellen für die unglaublich langen kreuzfahrtschiffe, bei denen ich mir nie vorstellen kann, wie sie durch die engen schleifen passen.

die alten fachwerkhäuser haben mir zu anregenden & besinnlichen zeitreisen verholfen. das wetter spielte verrückt wie im april und die nächte werden deutlich kälter – am freitag war vollmond.

ich geh jetzt schlafen – was „oma & opa“ angeht, kann ich nur sagen: fortsetzung folgt.

heinrich & valentin

nachdem ich zwei tage allein auf dem stummplatz in neunkirchen gearbeitet und das wochenende auf einem parkplatz verbracht habe, bin ich sonntags allein nach merzig gefahren …

dort hat mich heinrich aus saxen erlöst, der vor drei jahren als 16-jähriger schon mal mitgefahren und umstandslos in die arbeit eingestiegen ist. wir hatten uns viel zu erzählen.

am dienstag ist valentin aus thüringen zu uns gestoßen, der den omnibus in eisenach getroffen und auf unseren hilferuf reagiert hat. mit diesen beiden jungs aus dem osten hat sich die band endlich mal wieder in einen lässigen groove eingeschwungen.

weil es abends so früh dunkel wird, hat es sich eingebürgert, daß wir nach der arbeit so lange fahren, bis es dunkel wird und die nacht auf einer raststelle verbringen, um am nächsten tag im hellen die landschaft genießen zu können. wir waren zusammen bei unserem mitarbeitertreffen in schloß freudenberg und sind sonntags nach bad kreuznach gefahren – da ist das märchen-bild entstanden, denn wir konnten die letzten beiden tage auf der berühmten brücke stehen.

gleich um die ecke vom kornmarkt, wo wir am ersten tag standen

dort hat uns heinrich schon wieder verlassen und ich war mit valentin allein. anschließend waren wir für zwei tage in ludwigshafen, von dem die einheimischen sagen, es sei die häßlichste stadt deutschlands – gleich gegenüber auf der anderen rheinseite hat mannheim viel mehr urbane lebendigkeit zu bieten.

freitag abends ging es wieder so weit, wie es hell war: bis zur raststelle spessart und samstags zu dem parkplatz in würzburg, von dem ich schon berichtet habe. valentin blieb bis dienstag vormittags, nachdem sonntag abends wilma zu meiner rettung kam und sichergestellt war, daß ich nicht alleine unterwegs sein mußte.

ich will mich hier ganz ausdrücklich bei den beiden jungs aus dem osten bedanken für das einmütige zusammenspiel – sie sind immer am omnibus willkommen.

weniger

im zukunftsdorf während der documenta haben sie sich geküßt: der omnibus & das „weniger-gespann“, mit dem mein ein jahr älterer namensvetter herbert küppers aus köln seelenruhig protestierend durch die lande zockelt:

wir haben uns zwar nicht geküßt, aber sehr viel freude aneinander gehabt und uns gegenseitig in unserer arbeit bestärkt. nicht vettern, sondern brüder für immer – selbst wenn wir uns nie wieder sehen.

im zukunftsdorf gab es noch mehr sympathische figuren – wie zum beispiel diesen sanitär-roboter, der auch den omnibus freundlich bedient hat:

es gab geodätische kuppeln mit ausgeklügelten soundsystemen und lauter hilfsbereite vagabunden …

das ist nur eine klitzekleine episode aus der riesigen lükke, die in der kronologie entstanden ist und ich bin hin & her gerissen, wie ich damit umgehen soll. wenn ich mich sünnkronisiere, fehlt ein fetter wust von intensiven erlebnissen.

schönen gruß aus der gegenwart

immer früher dunkel

das ging jetzt ganz schnell: es wird um acht uhr dunkel! für meine abendspaziergänge heißt das: ich tapse im dunkeln und kann mir kaum was genauer anschauen, zumal ich mehr als üblich tagsüber an den omnibus gefesselt bin.

also gebe ich mich so gut wie möglich meiner gegenwart hin und lasse mich dazwischen treiben. und interessiere mich zum beispiel für dieses kraftwerk, das anfang der fünfziger jahre (ich war ein kleinkind) als damals ultramodernes kohlekraftwerk zur wärmeversorgung der wieder aufgebauten stadt gebaut wurde. es hatte einen 105 meter hohen schornstein, der im volksmund „würzburger spargel“ genannt wurde und die silhouette der stadt verschandelte.

2005 wurde es umgebaut in ein wiederum ultramodernes GuD-kraftwerk. architektonisch völlig neu gestaltet und in der nachbarschaft des ebenfalls umbebauten kulturspeichers geschickt in szene gesetzt. der spargel wurde von innen her abgebaut (sprengen war zu gefährlich) und durch drei halb so hohe, metallisch blinkende kamine ersetzt …

die einen frechen kontrapunkt zu den originalgetreu wieder aufgebauten, pompösen manifestationen von kirche & staat setzen, die in dieser stadt eine unheilige allianz gebildet haben – es regierten fürstbischöfe …

fragt sich nur, ob dieses kraftwerk bald mit amerikanischem fracking-gas betrieben wird …

16. märz 1945

im rathaus habe ich mir würzburg aus der vogelperspektive angeschaut, wie es nach dem 16. märz 1945 aussah – das kreuz ist der dom. der krieg war da längst entschieden. in 20 minuten wurden tausend tonnen bomben abgeworfen – zuerst sprengbomben, um die dächer zu zerstören und dann 300.000 stabbrandbomben, die einen feuersturm auslösten, der die innenstadt völlig zerstörte – sieben häuser haben den angriff unversehrt überstanden. etwa 5.000 menschen starben …

und siebenundsiebzig jahre später machen wir eifrig weiter – voller überzeugung, im recht zu sein und den freien westen zu verteidigen gegen iwan, den schrecklichen. dümmer gehts nicht. seit dem zweiten weltkrieg ist der amerikanische präsident immer der schlimmere kriegsverbrecher – und der kriegt den friedensnobelpreis.

jetzt sollen hundert milliarden euro schulden für vernichtungswaffen den frieden bringen.