unser amerikanischer bruder

ich will unbedingt noch von rob erzählen, einem amerikaner, der sich gleich am ersten abend in luzern magisch vom omnibus angezogen fühlte, obwohl er kein wort deutsch sprach. wir haben ihn gleich eingeladen. meine muttersprache ist mein künstlerisches werkzeug. deshalb habe ich eine scheu, zu radebrechen, obwohl ich seit jahrzehnten mit vorliebe amerikanische bücher aller art lese und in gesprächen alles verstehe. simone war zu einem schüleraustausch in amerika und pia hat besonnen & poetisch improvisiert. da konnte ich auch meine zunge lokkern und beitragen, was noch fehlte.

das ist mein remix eines bandfotos, das rob von uns aufgenommen hat. unisono haben wir rob herzlich in unsere band eingeladen. das kennenlernen war feinste kammermusik.

er hat in oregon, utah und kalifornien gelebt und eine erstaunliche verwandlung vom politikberater zum anarchistischen friedensapostel durchlaufen. er kam mit seinem letzten euro in luzern an – ohne eintrittskarte & unterkunft. vorher hatte er sich zwei jahre ohne geld & französisch in frankreich unter der gelbwesten-bewegung umgesehen und eine amerikanische sektion gebildet.

mit solchen bannern hat er los angeles & washington dc bespielt und hat sie auch während des global forum zwischen den bäumen vor dem „neubad“ aufgehängt, von dem ich ja schon so geschwärmt habe.

er war genauso entsetzt wie ich darüber, daß der kongreß ganz schamlos & selbstgerecht partei ergriff in einem krieg, der auf beiden seiten so falsch ist wie immer und rein garnix mit demokratie zu tun hat. darauf hat er beharrlich & in vollem selbstbewußtsein mit seiner gelben weste & selbst gebastelten pappschildern hingewiesen. wenn er es für notwendig hielt, hat er auch lauthals seine unverblümte meinung in den saal geworfen. in einzelgesprächen hat er freundlich klartext über das wesentliche & notwendige gesprochen.

wir waren spontan ein herz & eine seele – unisono.

er war jeden tag bei uns und sagte, die omnibus band sei das demokratischste, was er auf diesem kongreß finden würde.

den krönenden abschluß unserer kurzen gemeinschaft bildete dann ein videointerview mit uns allen, das ein weiterer friedensapostel, der auch immer wieder zum omnibus kam und mich mit ghandi verglichen hat, aufgenommen hat. er hieß ion und lebte auf einem segelboot vor der küste von vancouver. ursprünglich kam er aus ecuador und hieß pedro. er hat uns alle wunderfitzig insistierend ausgefragt unsere zungen wurden ganz lokker & frei für die schönsten formulierungen.

das saß mir jetzt seit wochen quer. ich habe mehrere anläufe genommen und hoffe, jetzt in der kronologie weiter hoppeln zu können.