die marienkirche

hat mich voll in ihren bann gezogen – die wucht & die masse haben ein ehrfürchtiges staunen bei mir ausgelöst. ich sehe millionen stunden handwerklicher arbeit – ich sehe ein meisterhaftes gemeinschaftswerk zur höheren ehre gottes.

ich bin beeindruckt, wie liebevoll ein so riesiges bauwerk 700 jahre lang instandgehalten wurde

und dann erfahre ich, daß diese kirche 1942 bei einem luftangriff völlig zerstört wurde – das sind die scherben einer glocke, die dabei am boden zerschellt ist. ich realisiere verblüfft, daß rund um mein geburtsjahr mit maschinenhilfe alles noch mal neu gebaut wurde – und frage mich, ob das vernünftig war.

ich habe gerade ein buch gelesen mit dem doppeldeutigen titel „material matters“, das eine zuspitzung der cradle to cradle filosofie ist und vorschlägt, ein materialkataster anzulegen, das ermöglicht, alle stoffe & materialien zyklisch möglichst lange immer weiter zu verwenden.

der ästhetische genuss dieser komposition hat angesichts unserer gegenwart eine dekadente note – was ließe sich mit unserem heutigen wissen aus diesem ungeheuren gebirge aus masse & zeit alles heilsames machen nach dem motto „small ist beautiful“?

das alles hat bei mir eine lübeck-entzündung ausgelöst und ich hab noch tausend anregende einzelheiten über die geschichte der stadt erfahren, so daß ich die mangelnde eignung des marktplatzes leicht verschmerzen und mich auf weitere expeditionen freuen konnte.

nebenbei gab es noch eine „kunst“ausstellung, deren konzeption sich mir nicht erschlossen hat.