lotterie

mit diesem lustigen kilometerstand waren wir von mittwoch abend bis sonntag vormittag in wilhelmshaven – am ausgang der nordsee passage …

was als schnell improvisierte notlösung entstanden war, weil wir keine zwei zusammenhängenden tage in aurich oder emden organisieren konnten, erwies sich als vielschichtiger glücksfall, denn ich konnte direkt an einige interessante erinnerungen anknüpfen und diese eigenartige kunststadt weiter studieren: vor 170 jahren haben die preußen dieses strategisch perfekt geeignete gelände am jadebusen den oldenburgern abgekauft, um den ultimativen kriegshafen zu bauen und die marine aufzurüsten. die keimzelle des militärisch-industriellen komplexes.

im zweiten weltkrieg war die stadt über 100 bombenangriffen ausgesetzt und nach dem krieg mußten die gigantischen hafenanlagen zerstört werden. heute ist alles noch viel größer wieder aufgebaut worden und zum militärisch-industriellen ist noch das touristische dazugekommen. wilhelmshaven hat den tiefwasserhafen mit der größten wassertiefe in deutschland und ist der größte erdölumschlaghafen des landes. ideal geeignet für das frackinggas aus amerika.

viel stoff zum nachsinnen. überall ist das verzweifelte bemühen zu sehen, die stadt atmosfärisch attraktiver zu machen – wie ich später erfahren habe, geht das über großflächige & vollmundige ankündigungen und skulpturale mätzchen nicht hinaus.

und ausgerechnet in dieser stadt wurden wir gleich am ersten morgen von dem menschen begrüßt, der uns schnell & unkompliziert die genehmigung ausgestellt hatte. er hat meine installation sofort begriffen und mir augenzwinkernd zu verstehen gegeben, daß ich quer zur sichtaxe bleiben könne, weil er unsere arbeit gut und wichtig fände. er hat mir das DU angeboten, von seiner arbeitsauffassung erzählt und meine neugierigen fragen beantwortet.

am freitag abend hätten wir den platz verlassen und ins dunkle & ungewisse hinein in den äußersten nordwestlichen zipfel der republik fahren müssen, wo wir dann aufgrund des feiertages erst am näxten mittwoch für drei tage arbeiten. weil ich nicht gern im dunkeln fahre und weil wir keinen wochenendplatz in aussicht hatten, habe ich ihn gefragt, ob wir nicht die nacht zum samstag noch dort verbringen dürften. kein problem – wenn ich mich aus der sichtaxe heraus und parallel zum WHV installieren würde.

wir könnten auch nach gutdünken mit unserer arbeit weiter machen. allen fiel ein stein vom herzen – und weil es so schön war, habe ich ihm am samstag noch mal die gleiche frage gestellt. wieder kein problem – und jeden tag hat er sich nach unserem befinden erkundigt.

dann habe ich heute morgen diesen kilometerstand entdeckt!