dekadenz

in westfalen ist mir aufgefallen, daß fast alle uralten kirchen mit barocken zwiebeltürmen verunstaltet waren – romanisch schlichte steingebirge mit frühgotischen elementen und massiven wehrtürmen, die sich durch die wulstigen stummel in fette eunuchen verwandelt haben.

in lippstadt gabs gleich zwei davon – mit ursprüngen im 12. jahrhundert und frühgotischen einklängen. ich versuche immer, im zuge meiner anthropologischen feldarbeit in solche kirchen reinzukommen. meist sind sie verschlossen.

heute ist es mir mal wieder gelungen, mich einzuschleichen, weil der küster mit aufräumarbeiten beschäftigt war und die tür offen stand. wenn da so ein barfüßiger flamingo auftaucht und andächtig diese ursprünglichen beispiele des erweiterten kunstbegriffs bestaunt, öffnet das die herzen und ich kann tausend fragen stellen. heute hat sich ein wunderbares gespräch mit dem alten pfarrer ergeben, der mich kenntnisreich durch die verschiedenen stadien dieser sehr beeindruckenden kirche geführt hat. er hat alle meine fragen geduldig beantwortet und mich auf viele kleine besonderheiten hingewiesen. solche gespräche machen mich glücklich.

und das war nicht der einzige höhepunkt unseres aufenthalts, der so entmutigend begonnen hatte.

so sah es derweil auf unserem ursprünglichen platz aus !

morgen mehr …