hinter meinem fahrersitz hängt seit langem die weltkarte von bolo bolo, meinem anarchistischen märchenland, in dem es höchstens noch prügeleien gibt, jedenfalls keine machtballungen und keine kriege zwischen staaten.
es war mir sehr sympathisch, daß der autor das völlig nichtssagende pseudonym p.m. gewählt hat (die häufigste abkürzung im zürcher telefonbuch) – also nicht berühmt werden wollte. das sehr schön gemachte buch mit lesebändchen und japanisch anmutenden pictogrammen ist 1983 – also vor dem digitalen zeitalter – erschienen und liegt auch viel gelesen hinter meinem fahrersitz.
p.m. hat es immer wieder aktualisiert und durch einige romane sinnlich nachvollziehbar am leben gehalten – zuletzt mit einem schönen kleinen büchlein mit dem titel „warum haben wir eigentlich immer noch kapitalismus?“, das ich schon an alle möglichen menschen verschenkt habe.
an dem tesafilm, mit dem ich „bolo bolo“ beklebt habe und an der fliegenscheiße auf „warum …“ ist zu sehen, wie intensiv diese beiden bücher in den letzten jahren mit mir zusammengelebt haben.
inzwischen weiß ich, daß der autor hans widmer heißt und in der schweiz ganz praktisch an der verwirklichung seines sozialen modells arbeitet.
beim bildungsfestival in schloß hamborn habe ich mich spontan mit niko paech angefreundet, dem profeten der postwachstumsökonomie. er kannte hans widmer und hat mir erzählt, daß leopold kohr, ein aus österreich stammender weltbürger, ihr gemeinsamer lehrer war und insofern die quelle für bolo bolo.
daraufhin habe ich leopold kohr’s anfang der fünfziger jahre auf deutsch erschienenes buch „das ende der großen – zurück zum menschlichen maß“ gelesen, in dem er vorschlägt, die großmächte in ihre natürlich gewachsenen regionen aufzuteilen, wenn wir immerwährende kriege vermeiden wollen. er war ein brüderlicher freund von ernst f. schumacher, dem urheber von „small is beautiful“.
da schlossen sich für mich viele kreise …
ich finde, leopold kohr’s vorschlag für die aufteilung europas kommt bolo bolo schon ziemlich nahe.
ps: übrigens hat er bereits in der endphase des zweiten weltkriegs – er lebte & arbeitete in den vereinigten staaten – vorhergesagt, daß es zwangsläufig zu einem großen krieg zwischen rußland und amerika kommen würde.