die daten

für diese bilder hat jannik mir zum abschied geschenkt. aufgenommen bei der ausfahrt aus bautzen – die skailein von der spreebrücke hatte ich ja nur im dunkeln gesehen.

wir finden entspannt zueinander – er ist ein praktizierender intellektueller, der beharrlich seinen fragen nachgeht, texte schreibt, klavier spielt und seine erkenntnisse gleich praktisch umsetzt. so geht er in alle rathäuser und fragt nach seinen direktdemokratischen möglichkeiten. er macht die sachbearbeiterinnen darauf aufmerksam, wie wichtig es wäre, darüber ein übersichtliches formblatt bereitzuhalten – und macht sich gleich an die arbeit, dieses blatt zu entwerfen & auszudrukken & in den rathäusern auszuhändigen. er tut was er kann. das weiß ich sehr zu schätzen und bedanke mich mit diesem selbstportrait

und einem bild aus senftenberg, unserer letzten gemeinsamen station

mein schutzengel

bei ihrem anblick fühlte ich mich gleich um tonnen erleichtert – wenn sie nicht aus dem fernen meckpomm eingesprungen wäre – wäre ich mal wieder einige tage solo und möglicherweise ohne sorbinnen & sorben auf meiner serbski sejm tour unterwegs gewesen.

sie hatte dieses jahr am meisten unter organisatorischem kaos zu leiden. ohne sie würde ich jeglichen überblick verlieren.

deshalb bin ich froh darüber, daß sie sich hier voll analog von der sinnhaftigkeit unserer arbeit überzeugen kann. wir sind sofort in einem ruhigen unisono und teilen schwesterlich unsere wahrnehmungen.

ich wollte unbedingt, daß sie thomas & nabelschütz selbst erleben konnte.

bei der gelegenheit hat sie auf den auslöser gedrükkt für dieses bild.

wolkenbruch & 10°C runter

meine füße freuen sich.

den sonntag über haben wir – von der sonne abgewendet – bei voller hitze in schleife gestanden – ein winziges dorf inmitten gefluteter tagebaue, für die über hundert sorbische dörfer weggebaggert wurden. jannik & ich als unverkennbare wessies mit einem mit sorbischen plakaten verzierten außerirdischen OMNIBUS. ganz ohne sorbische hilfe – und ich hatte mich sehr auf einen freien sonntag in nabelschütz gefreut – vor allem, um mal den ganzen clan der zschornaks in fleisch & blut kennenzulernen.

fast nichts passierte – absurd wie beim warten auf godot verrann die zeit. aber ich liebe beckett und finde sowieso, daß kwantitative effizienz überbewertet wird.

die serbski sejm tour ist für mich eine inspirierende geduldsprobe – je mehr ich erfahre, desto verbundener fühle ich mich mit den sorben: an diesem seltsamen sonntag haben wir den sorbischen bildhauer kennengelernt, der die statue der „schlangenfrau“ geschaffen hat, die gegenüber vor dem sorbischen kulturzentrum steht. er ist ganz tief in die welt der sorbischen märchen & mythen eingetaucht und hat sie lebendig für uns heraufbeschworen.

in der mittagszeit kam auch der sorbe mit seiner mutter vorbei, der es so wichtig fand, daß der OMNIBUS an diesen besonderen ort kommt. seine mutter war eine weise alte frau, die auch abgeordnete im ersten sejm ist und aus altersgründen nicht mehr zur wahl antreten wird. die beiden haben uns die ganze für die sorben besonders tragische geschichte dieser durch brutale technology zerstörten landschaft erzählt und uns zum essen eingeladen – reichlich stoff zum nachsinnen & anreichern. ihr ökologisch heilsames wirken hat mich schwer beeindrukkt. es erinnert mich an die pionierpflanzen, die den asfalt aufbrechen und die flechten, die steine verdauen – in tausend jahren.

mit diesem morfo sage ich danke für diesen eigenartigen tag.

und auch für senftenberg im regen – da war auch nicht „mehr“ los.

war wohl nix

mit wolken – weiter kracht die sonne erbarmungslos auf uns herunter – bei durchschnittlich 30°C. in bautzen, wo wir auf drei verschiedenen plätzen waren, habe ich unsere offene breitseite so ausgerichtet, daß wir schatten hatten und den OMNIBUS, wenn uns die sonne erreichte, um 180° gedreht. und bedauert, daß ich damit schon früher angefangen habe.

samstag vormittag waren wir auf den fleischmarkt verbannt, zwischen rathaus & dom. der dom hat einen irritierenden knikk und ist schon seit vielen jahren kwasi ökumenisch – hinten evangelisch & vorn katholisch – ich habe adam & eva getroffen und einen engel.

da gibt es eine berühmte euler orgel – und vorn bei den katholiken noch eine kleine.

und das rathaus: schon wieder neorenaissance – was für ein bescheuerter begriff – übersetzt heißt das wiederwiedergeburt

um acht ist es zappenduster

ich ins bett

bautzen

zu bautzen hätte ich noch viel zu erzählen – je öfter ich hier bin, desto interessanter finde ich diese stadt. am schiefen turm habe ich schon öfter gestanden …

… aber ich muß ins bett !

unser produzent

das ist thomas, der commonale meister des serbski sejm. wir sind reziproke bewunderer & freunde fürs leben. er ist pausenlos in friedfertigen einsatz für alle, mit allen, durch alle – ein echter omninaut auf meiner wellenlänge. obwohl er überhaupt keine zeit hat, muntert er uns mit spontanen besuchen auf und kümmert sich auf rührende weise um unser wohlergehen. morgen abend hat er uns zu sich nach hause eingeladen und ich kann womöglich in der schönsten dusche meines lebens duschen. ich neige dazu, nebelschütz ehrenhalber in nabelschütz umzutaufen.

ein herz & eine seele

die ersten wolken

nach zwei wochen brüllender sonne – wie im höxtsommer. duldsam wie ein zen mönch gebe ich mein bestes und staune, wie belastbar & routiniert jannik schon geworden ist. ich hab ja schon erzählt, wie sehr er mich an mich in seinem alter erinnert – inzwischen ist er eine intellektuelle bereicherung. also kann ich mich getrost mit mir in seinem alter versöhnen.

gleichzeitig & völlig unpassend wird es erschreckend früh dunkel – und ich bin als pilot der serbski sejm tour mehr als üblich an den OMNIBUS gefesselt und kann meinen städtebaulichen wissensdurst nicht stillen. zum beispiel sind wir gerade in bautzen, der hauptstadt der säxischen sorben, und ich kann nicht mal die quellen aufsuchen oder die interessante skailain bei licht fotografieren

nicht unzufrieden leg ich mich aufs ohr

fläsch

auf meinem abendspaziergang hatte ich einen unvermittelten blikkkontakt mit keith richards, dem ich mich brüderlich verbunden fühle. ich liebe seine autobiografie. er ist eine ehrliche haut.

credo

von nun an werde ich mich nicht mehr als kapitän des OMNIBUS bezeichnen. das klingt mir zu hierarchisch. „pilot“ beschreibt meine rolle in der OMNIBUS band viel besser – meine grundlegende verantwortung ist es, das raumschiff zu fliegen – darüber hinaus ist alles offen.

diese anatalen oder digilogen selbstportraits hat andrea ausgelöst – und ich hab mich selbst aus den daten heraus gearbeitet – das genre heißt bei mir normalerweise „anonyme selbstportraits“, aber andrea kann ich als auslöserin nicht unerwähnt lassen …