ausrutscher

wenn wir in bad schwalbach davon geredet haben, daß unsere näxte station idstein ist, haben alle gesagt, daß das ein nettes fachwerkstädtchen sei und wir dort bestimmt viel besser ankommen würden. in bester hoffnung sind wir dann am dienstag von dem häßlichen parkplatz abgehauen, ohne zu bemerken, daß wir in bad schwalbach eine genehmigung für drei tage hatten …

das mit dem fachwerkstädtchen stimmte zwar, aber unser platz war so häßlich wie das konsumhöllchen in witten – „postmodernes siebziger jahre biedermeier“.

wir waren auch wirklich etwas erfolgreicher als in bad schwalbach, aber dadurch, daß wir nur zu zweit waren, hatten wir kaum gelegenheit, die schönheiten des städtchens zu bewundern, zum beispiel den weithin bekannten hexenturm

oder eine vollständig bemalte kirche

die wirklich außerordentlich schönen fachwerkbauten haben wir nur auf prospekten der touristeninformation anschauen können.

danilo führt oft ausufernde gespräche, bei denen er die interessantesten menschen ziemlich gut kennenlernt.

und da wir beide „wußten“, daß wir in idstein nur für zwei tage eine genehmigung hatten, sind wir mit der größten selbstverständlichkeit am donnerstag nach der arbeit ins jammertal aufgebrochen, zu birgit weidmann in der neuwagenmühle – eine abenteuerliche und für mich ziemlich anstrengende fahrt mit serpentinen durch enge dörfer (z.b. katzenelnbogen) nach kördorf – da hat kalla, der mann von birgit eine scheune gemietet, vor der wir auch im vorigen jahr gestanden haben. zur mühle können wir mit dem OMNIBUS nicht fahren – die sieht man da unten zwischen den bäumen

als wir uns – solange wir noch netz hatten – bei den beiden angemeldet haben, haben wir erst kapiert, daß wir einen tag zu früh dran waren – sowas ist noch nie passiert.

also waren wir für vier tage offline – danilo schwebte ob der digitalen abstinenz einen halben meter über dem boden und tobte überall herum. er hat alle tage für alle exotisch gekocht – hier präsentiert er seine kreation von sonntag abend:

leonie & jonas, die beiden jungen leute, die die obere etage der mühle bewohnen, hatten „kinderfrei“ und haben ziemlich viel im garten geschafft. danilo kannte die mühle schon aus dem vorigen jahr und hatte sich da schon mit den beiden angefreundet. er hat überall ausgeholfen. die stimmung war fröhlich & inspirierend.

bei mir stauten sich mails, anrufe, bilder, blogeinträge, so daß ich wegen des fehlenden netzanschlusses etwas ambivalenter gestimmt war.

auf dieser veranda habe ich über die ersten zwei tage birgit’s druckfrischen roman „carmencita“ gelesen, in dem sie sich in aufschlußreicher weise mit den 14 jahren auseinandersetzt, die sie in der „otto mühl kommune“ verbracht hat. sie findet diesen namen völlig unzutreffend. da ich vor ihr auch zwei jahre dort gelebt habe und diese „kommune“ einzigartig radikal war, hatten wir uns eine menge zu erzählen. birgit ist eine hexe im schönsten sinn des wortes – und wir haben beschlossen, sie mindestens einmal im jahr zu besuchen.