die welt des kampfsammelns ist – besonders im menschenleeren brandenburg – eine inter-essante herausforderung. es geht plötzlich gnadenlos um quantität. es kostet viel aufmerksamkeit, die intrinsische motivation nicht zu verlieren. das wörtchen „jede“ oder „jeder“ bekommt eine neue bedeutung.
es gilt, friedfertig & freundlich unterschiedslos alle anzusprechen und nie zu dis-ku-tieren und zu ver-ur-teilen, obwohl viele äußerungen feindselig & stumpfsinnig sind. liebe & offenheit sind angesagt. über mich ergehen lassen und geduldig auf das auftauchen des wirklichen menschen warten.
heute hat mich ein rentner aus sicherer entfernung mißtrauisch beäugt und gespannt meinen ausführungen in einigen gesprächen gelauscht – ich konnte seine anwesenheit die ganze zeit spüren, obwohl ich meinen gesprächspartnerinnen voll zugewandt war. irgendwann – als es keine zeugen gab – hat er sich herangetraut und unwirsch gefragt: „was soll das ganze?“
am anfang unseres gesprächs sagte er sachen wie: „die flüchtlinge sind doch alle schmarotzer.“ er untermauerte das mit lauter objektiven und insofern richtigen beobachtungen. und erzählte, daß er auch busfahrer war und ziemlich weit herumgekommen. wir haben über die gastfreundschaft von armen menschen geredet. ich habe mich bemüht, ihm den mechanismus der objektivierungsfalle metaforisch vor augen zu führen und die subjektivität zu beschwören, wir haben uns darauf geeinigt, daß wir auge in auge eigentlich alle ziemlich vernünftig sind, jedenfalls wesentlich vernünftiger & sachlicher als unsere „vertreter“.
am ende hat er mir noch seine frau vorgestellt und zum abschied mit festem händedruck zu mir gesagt: „danke für das schöne gespräch. sie sind ein netter kerl.“
solche perlen halten mich bei laune und ich kann der stillen & weiten atmosfäre hier etwas abgewinnen und dem fehlen des konsumlärms. insoweit liebe ich die arbeit in brandenburg und kann mein bestes geben.