noemi

unverhofft hat uns an zwei tagen in bozen noemi besucht, die eine kommilitonin der wo lang studentinnen ist – und leider nicht meine dolmetschin sein konnte, weil sie anderweitig in ihrer ladinischen heimat beschäftigt war. sie war sofort ein volles bandmitglied mit einer unerwexelbaren stimme, sanft & klar. ihr wesen hat mich bezaubert & inspiriert, über dieses kleine volk nachzudenken, das hier vorwiegend in drei märchenhaften tälern siedelt und mit bemerkenswerter geschmeidigkeit vermeidet, im krieg der sprachen zwischen deutsch & italienisch zerrieben zu werden. jedes mal, wenn ich hier war, habe ich mindestens eine ladinin oder einen ladiner besser kennengelernt – und jedes mal waren sie mir grundsympathisch. in den bergen gibt es keinen anlaߟ für geschwätz & wichtigtuerei. sie strahlten eine friedfertige sinnlichkeit aus und gaben sich der jeweiligen gegenwart bedingungslos hin. noemi ist das beste beispiel und in zukunft meine lieblingsdolmetschin, was die italienische sprache angeht.

da fehlen jetzt nur noch michael & joshua, die mit der audiovisuellen reportage sehr viel zu tun haben. ich kann nicht fahren & reden und gleichzeitig bilder machen. und die beiden haben jetzt schon terabytes eingesammelt.

joshua ist am samstag mit unserem pilotfisch nach münchen gefahren, hat ihn eingetauscht gegen seinen eigenen wagen, den er bei nikolaus in pullach abgestellt hatte, und ist nach weimar weitergefahren zu seiner neuen familie. er steckt gerade mitten in der komplizierten endphase eines films und muߟte sehr viel telefonieren. auf die frage: „wo ist joshua?“ sagten alle im chor: „telefonieren“. was nicht heiߟen soll, daߟ er nicht voll bei der sache war. ich kenne ihn schon seit fast fünfzehn jahren und unsere verbindung ist nie abgerissen. ich verfolge seine entwicklung aufmerksam & wohlwollend. die band ist in einem schönen einklang und hat in ihren interaktionen das volumen eines kammerorchesters.

hier in stiller versunkenheit nach einem prallvollen tag. besonders freut mich, daߟ michael endlich mal mitspielt in der band. ich bin ein groߟer bewunderer seiner praktischen fertigkeiten. gleich am ersten tag konnte ich miterleben, wie er improvisierend eine verblüffend zweckmäߟige & zen-artig schlichte lösung für die befestigung unseres stirnbands gefunden hat, die bisher immer eine ziemlich umständliche angelegenheit gewesen war.

nämlich: kabelbinder

der auslöser dieser erfindung war ich, weil ich eine falsche information ans büro gegeben hatte. es half alles nichts, es muߟte eine neue lösung her. sein gesichtsausdruck, als er das realisierte, wird mir in schönster erinnerung bleiben.