das frieren hat mich vollkommen fertiggemacht – in der nacht & am morgen habe ich gehustet wie ein wildgewordener hirsch und womöglich hatte ich auch ein leichtes fieber. immer mehr klamotten, icebreaker unterwäsche – alles hat nicht geholfen und abends konnte ich nur noch vor meinem kamin sitzen und lesen …
das wochenende haben wir da verbracht, wo wir auch schon am vorigen wochenende gewesen sind: auf halber höhe über meiningen, nur zu erreichen über eine straße mit 15 % gefälle, die wir also auf keinen fall in der gegenrichtung fahren könnten. vor einer woche war ich da noch barfuß unterwegs.
pia & christopher haben mich tapfer durch die woche getragen, die auch vom ergebnis her ziemlich deprimierend war. den ganzen tag über gab es heißgetränke und sobald die türen des omnibus zu waren, wurden alle heizungen angeschmissen. ich habe keine abendspaziergänge gemacht und bin abends um elf ins bett gegangen.
ein erfreulicher tupfer war, daß holger auerswald mich besucht hat, ein engagierter & bestens vernetzter protagonist der beiden thüringer volksbegehren. vor elf jahren war er für kurze zeit der halter des omnibus, weil jemand uns ein nummernschild geklaut hatte und wir auf keinen fall unsere arbeit unterbrechen wollten. wir haben ihm anschließend den kfz-schein und die nummernschilder geschenkt. das war in suhl, wo er zu der zeit fraktionschef der linken war. in suhl hatte ich schon ausschau nach ihm gehalten und erfahren, daß er inzwischen aufs land gezogen war.
umso mehr habe ich mich gefreut, als er uns in meiningen besucht hat. er hat geheiratet und ist der glückliche vater von zwei kindern. als männliche rollenvorbilder kenne ich ja sonst nur die „gutartigen riesen“ vom omnibus und meine brüder. ihn würde ich als gutmütigen bär bezeichnen. unser wiedersehen war ganz herzlich & warm.
das gute an meinem kaputten rhythmus war, daß ich eine umfangreiche biografie von leonard cohen gelesen habe.
heute dann: der endgültige einbruch: die zeitumstellung – jetzt wird es um halb fünf dunkel. wir sind über den rennsteig nach erfurt gefahren. durch die wolken. oben hat es geschneit. ansonsten graue suppe.
und ich habe das gefühl, ich bin über den berg – mach meinen abendspaziergang und sitze ohne heizung und mit nackten füßen um viertel nach eins bei kerzenlicht und schreibe …