holzminden

nach der ersten nacht in holzminden ließ sich morgens die heizung nicht mehr einschalten. nach hektischem suchen sind wir drauf gekommen, was die ursache war: die sonne hat uns in stich gelassen. die letzten tage war so ein „mieseliges“ wetter gewesen, daß unsere solaranlage zu wenig futter hatte. zum ersten mal seit drei jahren brauchten wir einen äußeren stromanschluß – früher hat mir das problem des stromanschlusses keine ruhe gelassen.

die kommunikation mit diversen sympathischen amtspersonen lief erstaunlich lokker – hilfsbereit & freundlich. am ende haben wir einen stromanschluß gehabt und keinen cent bezahlt und keine formulare ausgefüllt.

das wetter war mies, aber meine spaziergänge waren inspirierend – die weser war ganz schön breit & schnell (die jungs sind später auf der stelle gegen den strom geschwommen).

am ersten tag war markt und wir mußten in einer engen fußgängerstraße stehen. am abend konnten wir dann für den rest der zeit auf den markt fahren. insgesamt war wenig los, aber das wenige war besser.

an eine schöne frau, die mich mit klaren augen anschaute und alles verstand, erinnere ich mich ganz besonders – sie war die ganze mühe & das frieren wert.

paar studien zur nacht !

das gymnasium

am gymnasium in dortmund hat fenja zusammen mit felix einen workshop gegeben und in dem zusammenhang endlich mal wieder zwei nächte im OMNIBUS verbracht – in ihrem letzten schuljahr an der windrather tal schule hat sie mehrfach am OMNIBUS mitgearbeitet …

sie zählt schon zu der generation der urenkelinnen und ich hatte mir große hoffnungen gemacht, sie möglichst oft am OMNIBUS zu haben – sie ist unbeschreiblich weiblich, um mit nina hagen zu sprechen – und seit unserem neustart waren nur beuys am OMNIBUS. sie studiert jetzt in ottersberg und es war für alle schön, uns auf den neuesten stand zu sinnkronisieren.

an der schule gab es eigenwillige grafitti – zum abschluß noch ein kwadrat:

nach getaner tat

auf der fahrt von velbert nach dortmund hat jannik dieses bild aufgenommen, auf dem felix & paul selig schlummern.

der herbst kommt

… in großen schritten. von tag zu tag gibt es dramatische veränderungen …

an den schallschlukkwänden der autobahn tropft der wilde wein blutrot herunter – dabei ist es an der nordseite viel blutiger als an der südseite, die keine sonne hat. das gibt mir rätsel auf (?)

jetzt sind wir in der gegend der extern-steine (da waren wir 2013 mit dem OMNIBUS und ich habe wie ein schwarzer rokker auf dem thron der demeter posiert).

wir – paul & ich – stehen jetzt dekorativ vor dem landestheater in detmold. diese nacht oder morgen früh kommt elias zurükk und ich bin nicht mehr „der einzige werner“ – was ein eigenartiges, nicht ungutes gefühl bei mir ausgelöst hat. ich will lernen, vertrauensvoll verantwortung abzugeben. gleichwohl hat es freude gemacht, die volle verantwortung zu haben. das fahren ist mir so vertraut.

ich hatte nur die woche über so viel um die ohren, daß ich nicht zum schreiben gekommen bin, während viele bilder entstanden sind. wir waren zwischenzeitlich an zwei schulen (die windrather tal schule & ein gymnasium in dortmund aplerbeck), zwei tage in velbert und ein wochenende in unserem „heimathafen“ im vogelsang. über all diese stationen könnte ich je romane schreiben. alle lachen immer, wenn ich von „epistemologischer askese“ spreche – aber nach dem motto „ein bild kann mehr als tausend worte sagen“ zeige ich hier nur in wilder folge ein paar bilder:

die windrather tal schule hat sich in den letzten jahren auf eine schöne weise verändert – auf dem schulhof habe ich, wenn ich konnte, die letzten beiträge geschrieben.

das ist die archaische schmiede.

von dort aus sind wir (paul & jannik & felix & ich) zwischen bunten hügeln nach velbert gefahren – das erste mal.

gleich gegenüber lag eine unglaubliche weitgehend leerstehende investitionsruine:

wir haben herzerfrischende gespräche gehabt und ich habe es geschafft, in zwei gut sortierten second hand läden drei rosa kaschmir-oberteile NICHT zu kaufen, während die jungs sich rundum eingedekkt haben.

der platz war prima und die arbeit dort hat freude gemacht.

eine über 80-jährige renate, die sich selbst lachend als „schrotthaufen“ bezeichnete, kam jeden tag vorbei und sorgte in rheinischem singsang für die schönsten intermezzi.

gegenüber gab es ein café, das mich sehr an café leye in witten erinnert hat.

es ist spät – herbstlich fings an & herbstlich hörts auf:

a real bag lady

auf einem meiner abendspaziergänge in osnabrück sah ich eine unauffällig-elegant gekleidete, schöne frau von etwa 60 jahren, die die mülleimer nach brauchbarem durchsuchte. aus den augenwinkeln sah ich auf der anderen straßenseite ein vollbepacktes drahteselgespann – tausend tüten.

unterdessen war ich schon weitergegangen – und besann mich, drehte um und wollte der frau fünf euro aus meiner manteltasche geben. sie blickte erstaunt auf und sagte „das ist zuviel“, weil ich ihr irrtümlich einen zwanzig euro schein gegeben hatte. ich weiß nicht, woher sie wußte, daß ich ihr fünf euro geben wollte. diese geste hat mich tief berührt und es tut mir leid, daß ich sie nicht mit fünfundzwanzig euro beschenkt habe. sie kannte sich gut aus in der stadt und hat mir noch den weg zu einer kleinen, feinen buchhandlung erklärt, wo ich fünf mal das buch von gertrude lübbe-wolff für den OMNIBUS bestellt habe.

in der altstadt bin ich jetzt so bekannt, wie ein flamingo am teutoburger wald nur sein kann.

eine ganze woche !!!

es war für mich, der ich mich bei der organisation bewußt zurückgehalten habe, auch die erfüllung eines lang gehegten wunschs. nämlich einmal länger in einer stadt zu stehen. das hat mir viel freude bereitet – ich hatte die schönsten analogen vollkontakte. ich habe mich wunderfitzig herumgetrieben und habe als „flamingo“ die herzen der menschen erobert.

jedenfalls habe ich die woche in vollen zügen genossen.

über die beiden „aktionstage“ sollen die jungs lieber selbst berichten.

familientreffen

in osnabrück tauchte eine schwester des OMNIBUS auf. ich konnte ausführlich mit dem sehr gutmütigen fahrer fachsimpeln – wir haben festgestellt, daß wir einige gemeinsame bekanntschaften haben …

salto rückwärts

osnabrück war ein rundum gelungenes experiment: wir waren eine woche dort und die jungs hatten für montags unsere förderinnen & förderer eingeladen und einen markt der gemeinsamkeiten“ organisiert – mit einem stuhl & einer kerze als eintritt. ich hab mich wohlwollend rausgehalten und freunde fürs leben gefunden – was in letzter zeit immer häufiger passiert.

die woche ging damit los, daß beate & siegbert, die sich wegen ihrer vielen pflichten kaum von der arche loseisen können, mich bei ihrer lieblings-trattoria zum essen einladen wollten: wir wurden von lorenzo, dem betreiber, nicht nur herzlich empfangen, sondern er setzte sich zu uns und aß mit uns – es war mir eine freude, ihn kennenzulernen. als es ans bezahlen ging, hat er uns alle eingeladen …

… und war am näxten morgen der erste, der vorbeigekommen ist und uns den code von seinem hintereingang genannt hat, damit wir auch nachts seine toilette nutzen könnten. danilo & felix hatten in osnabrück kognitionswissenschaft studiert und den „luhrmannhof“ freigekauft, ein selbstverwaltetes studentenheim, das wir auch schon mit dem OMNIBUS besucht hatten. also kannten sie eine menge leute, so daß jeden tag bis in die nacht hinein die schönsten palaver bei kerzenschein stattfanden.

wir standen gleich in der nähe eines unglaublichen spätromanischen steingebirges, in dem wir auch den „sonnengesang“ des franziskus von assisi gehört haben …

osnabrück ist im zweiten weltkrieg total zerbombt worden, aber unser standort war in der kleinen, sehr liebevoll restaurierten altstadt mit aufschlußreichen geschichtlichen details, während die nachkriegsbauten ziemlich häßlich waren. zum beispiel ein abgeranzter ehemaliger kaufhof, seit corona bankrott. die stadt hatte ausländische gäste und hat das kaputte gebilde bunt geschminkt. in den großen schaufenstern sind grafitti ausgestellt.

inzwischen stehen wir auf dem schulhof der windrather-tal-schule und ich bin froh, mal wieder schreiben zu können, aber zwischendurch werden wir überschwemmt von kreischenden kinderhorden und ich will mich lieber mal darum kümmern.