far out

im land der friesen – direkt neben der holländischen grenze, die viel jünger ist als die friesischen bauernrepubliken. für die letzte reguläre arbeitswoche sind wir in norden gestrandet. in einem meer von touristen. die wohnmobilplätze waren hoffnungslos überfüllt. wir konnten aber unseren wassertank füllen und haben einen busparkplatz gefunden, wo wir eine ruhige nacht verbracht haben und jetzt noch den vermaledeiten feiertag überbrücken …

… mit der „frisia“ als nachbarin. ich kann schön lokker lassen und im freilauf diese besondere atmosfäre erkunden …

sabine ist inzwischen gut eingespielt und hält mir den rücken frei.

wolkenkukkukksheim

dieses abgehobene gebäude mit meerblick war meine stärkste erinnerung an wilhelmshaven – und ich bin gleich wieder hin und hab es neugierig umkreist …

die rechts angrenzende bebauung ist abgerissen worden – und auf der plakatwand ist zu sehen, wie sich da eine völlig humorlose „moderne“ bebauung anschleimt. auf meinen erkundungsfahrten mit dem faltrad habe ich noch eine spießige variante entdeckt:

lotterie

mit diesem lustigen kilometerstand waren wir von mittwoch abend bis sonntag vormittag in wilhelmshaven – am ausgang der nordsee passage …

was als schnell improvisierte notlösung entstanden war, weil wir keine zwei zusammenhängenden tage in aurich oder emden organisieren konnten, erwies sich als vielschichtiger glücksfall, denn ich konnte direkt an einige interessante erinnerungen anknüpfen und diese eigenartige kunststadt weiter studieren: vor 170 jahren haben die preußen dieses strategisch perfekt geeignete gelände am jadebusen den oldenburgern abgekauft, um den ultimativen kriegshafen zu bauen und die marine aufzurüsten. die keimzelle des militärisch-industriellen komplexes.

im zweiten weltkrieg war die stadt über 100 bombenangriffen ausgesetzt und nach dem krieg mußten die gigantischen hafenanlagen zerstört werden. heute ist alles noch viel größer wieder aufgebaut worden und zum militärisch-industriellen ist noch das touristische dazugekommen. wilhelmshaven hat den tiefwasserhafen mit der größten wassertiefe in deutschland und ist der größte erdölumschlaghafen des landes. ideal geeignet für das frackinggas aus amerika.

viel stoff zum nachsinnen. überall ist das verzweifelte bemühen zu sehen, die stadt atmosfärisch attraktiver zu machen – wie ich später erfahren habe, geht das über großflächige & vollmundige ankündigungen und skulpturale mätzchen nicht hinaus.

und ausgerechnet in dieser stadt wurden wir gleich am ersten morgen von dem menschen begrüßt, der uns schnell & unkompliziert die genehmigung ausgestellt hatte. er hat meine installation sofort begriffen und mir augenzwinkernd zu verstehen gegeben, daß ich quer zur sichtaxe bleiben könne, weil er unsere arbeit gut und wichtig fände. er hat mir das DU angeboten, von seiner arbeitsauffassung erzählt und meine neugierigen fragen beantwortet.

am freitag abend hätten wir den platz verlassen und ins dunkle & ungewisse hinein in den äußersten nordwestlichen zipfel der republik fahren müssen, wo wir dann aufgrund des feiertages erst am näxten mittwoch für drei tage arbeiten. weil ich nicht gern im dunkeln fahre und weil wir keinen wochenendplatz in aussicht hatten, habe ich ihn gefragt, ob wir nicht die nacht zum samstag noch dort verbringen dürften. kein problem – wenn ich mich aus der sichtaxe heraus und parallel zum WHV installieren würde.

wir könnten auch nach gutdünken mit unserer arbeit weiter machen. allen fiel ein stein vom herzen – und weil es so schön war, habe ich ihm am samstag noch mal die gleiche frage gestellt. wieder kein problem – und jeden tag hat er sich nach unserem befinden erkundigt.

dann habe ich heute morgen diesen kilometerstand entdeckt!

frisch von heute

es ist mal wieder halb zwei morgens – am ersten oktober – krasse szenenwexel liegen hinter mir mit unerwarteten wendungen, auf die ich mich wunderfitzig eingelassen habe. also klaffen mal wieder große lükken, die ich längst füllen wollte …

seht ihr ihn da ganz hinten ?

zäh fließender verkehr

anders kann ich den betrieb vor dem OMNIBUS beim besten willen nicht karakterisieren – das macht mich nervös, denn ich bin gern in ostfriesland – da geben autofahrer den fußgängern freundlich den vorrang, selbst wenn sie nur unschlüssig am straßenrand herumstehen. und ich mag auch die städtchen, in denen wir waren – zuerst drei tage in leer (da war lisa noch dabei).

wir standen auf dem denkmalplatz quer zum publikum und weithin sichtbar. das denkmal bezog sich auf den deutschen sieg 1870/71 und die flechten verdauten die seelen der gefallenen:

das letzte mal war ich vor sieben jahren hier, als enoch zum ersten mal mitgefahren ist. es hat sich einiges verändert – und ich habe die stadt ganz neu entdeckt und angeregt durchstreift. die menschen hier sind besonnen & freundlich – sie schimpfen nicht so viel wie anderswo. aus einem üppigen second hand laden hat ein einziger rosa mantel nach mir gerufen.

um mich trotz des tröpfelnden betriebs bei laune zu halten, arbeite ich viel an meinen bildern, die sich jetzt seit zwei wochen bedenklich anhäufen. mein blog ist immer noch & schon wieder kaputt und ich kann nur stoßweise atmen …

soviel zu leer, dem tor zu ostfriesland …

das sommercamp

das sommercamp auf hof pente fühlte sich an wie ein märchen aus einer heiligen zukunft. eine egalitäre großbaustelle, angetrieben von eifrigen „schulkindern“, zu denen nach den konzepten der handlungspädagogik natürlich auch alle „erwachsenen“ zu zählen sind. innerhalb einer woche sind da in vor lebenslust sprühender atmosfäre „gemeinsam“ unglaubliche sachen geschaffen worden:

zum beispiel diese „arena“ – die selbst die weitwinklige optik des eifohns nicht in voller größe abbilden konnte. als wir am vierten abend ankamen, sah es da noch so aus:

am samstag konnte sie schon bespielt werden – ich war dabei, als selbst tobias völlig verblüfft & begeistert staunte, wie das gelingen konnte. samstag mittag wurden dort schon die arbeitspferde vorgeführt und die arbeit mit den pferden erklärt.

und bis in die nacht hinein wurde diese neue kultstätte mit musik & tanz eingeweiht – als schleuse der gemeinschaft zu den kosmischen elementen.

die vorfreude auf dieses ereignis & das andocken an meiner lieblingskarawanserei hat mich das ganze jahr über bei laune gehalten, ohne vorstellung davon, was sich tatsächlich ereignen würde.

mein herz ist noch so voll, daß ich hier mal eine pause einlegen will. ich bin ja jetzt schon ganz woanders und gerate mit der kronologie ins schleudern …

happy ending

ich wurde unruhig, als am ersten tag in bramsche außer den ihhbaix nicht viel passierte. ein paar beiläufige unterschriften nach kurzem geplänkel. was ist los? geht das jetzt so weiter?

am zweiten tag kam gleich morgens der bürgermeister vorbei – er führte eine sehbehinderte frau mit armbinde & blindenstock durch die stadt und sollte ihr den OMNIBUS erläutern. mit seinem jungenhaften wesen hat er mich sehr an den bürgermeister von grimma erinnert. souveräne bürgermeister sind meine demokratischen helden und ich nutze gern jede gelegenheit, sie zu ihrer praxis zu befragen.

er war mitglied in der solidarischen landwirtschaft von hof pente. wie sich später herausstellte, hat er kraft seines amtes entschieden, daß sie auf hof pente eine schule eröffnen dürfen. das gespräch mit ihm hat mich aufgemuntert und daran erinnert, daß ich mir keine sorgen machen und nicht an zahlen denken wollte.

dann kamen beate & siegbert und es war, als kennten wir uns schon immer. sie betreiben in der nähe die „arche alfsee“ und haben sich gleich als haltestelle angeboten und waren dann (am zweiten tag) die ersten, die sich in die telefonliste eingetragen haben. ich habe ihnen ehrlich von unserer finanziellen notlage erzählt und ihnen was zu lesen mitgegeben …

übrigens: seit ich es kenne, erzähle ich allen leuten von dem wunderbaren buch von gertrude lübbe-wolff – und hole mein exemplar zum abfotografieren heraus – wenn diese saat aufgeht, sind wir einen großen schritt weiter!

zaghaft kamen weitere telefonnummern auf unsere listen …

am dritten tag – ich war in ein gespräch vertieft – kam beate vorbei, hat irgendwas an raphael übergeben und ist gleich wieder verschwunden.

in schönster handschrift hat sie mit wenigen worten ihre tiefe verbundenheit ausgedrückt und mir ein schmuckes bändchen mit ihren gedichten geschenkt. in dem umschlag befanden sich außerdem noch zwei braune geldscheine und die auftragsbestätigung zu einer herzhaften spende für den OMNIBUS …

so haben die so schleppend beginnenden drei tage in bramsche doch noch eine üppige ernte eingefahren und wurden gekrönt von unserer landung auf dem hof pente.