das letzte alfamädchen

vor corona bin ich meist mit lauter alfamädchen unterwegs gewesen, wenn wir intensiv gesammelt haben – jedenfalls gab es meist eine weibliche überzahl. öfters waren wir nur mädchen.

simone ist anscheinend die einzige, die übrig geblieben ist. es war für mich so beruhigend, daß sie für eine woche dabei war. wir sind antagonistinnen und bei einigen themen völlig unterschiedlicher meinung. das beeinträchtigt unser zusammenspiel überhaupt nicht – im gegenteil. ich lerne immer besser, die antagonisten zu lieben – mit ihnen zusammen kann ich „immer schön lokker bleiben“ und mich voll entfalten. wir gehen unisono & gut gelaunt in „sozialer praxis“ auf.

die letzten jahre haben mich gelehrt, daß das potenziell mit allen menschen möglich ist und bin glücklich über jede gelegenheit.

das „V“ steht übrigens für victory.

dieses mal waren wir lauter jungs und öfters nur zu zweit (früher waren wir meist zu fünft).

mit elias hatte ich gleich diesen symbiotischen groove – morgen hat er seinen letzten OMNIBUS tag in diesem jahr – zum ausgleich hat er sich am wochenende noch ziemlich nützlich gemacht:

also – simone & elias – ich bin immer wunderfitzig für alles mögliche bereit und freue mich auf euch.

5.101

diese glorreiche band hat heute – am zweiten tag im beschaulichen ratzeburg – bei scheußlichstem regenwetter die 5.000er schwelle überflogen. die stille beharrlichkeit, mit der alle gesammelt haben, war fänomenal – und das zählen der unterschriften mal wieder eine freudige überraschung – wir hatten erwartet, daß wir die hürde knapp erreichen würden, aber gewiß nicht, daß es 101 unterschriften mehr sein würden.

jetzt schlummern die anderen schon friedlich und ich werde wohl ausnahmsweise mal vor mitternacht ins bett kommen.

eine neue madonna

schon als kleiner junge habe ich unerreichbare göttinnen inbrünstig angebetet.

nachdem mich das buch „demophobie“ von gertrude lübbe-wolff so begeistert hat, wollte ich unbedingt wissen, wie sie aussieht – und habe keinen augenblick gezögert, sie in die reihe meiner madonnen aufzunehmen – mit juli zeh sind das jetzt schon zwei juristinnen, die ich aufrichtig bewundere … & anbete wie der kleine junge.

4.800 glatt

hatten wir am ende unserer „lübecker woche“ erreicht. fänomenal. glücklich & zufrieden sind wir geradewegs nach ratzeburg, nachdem wir zum zweiten mal bei „blume 2000“ unseren wassertank aufgefüllt haben. raphael ist am frühen nachmittag zu uns gestoßen und hat sich noch die stadt anschauen können – einmal rund um manhattan.

die woche wird mir als etwas ganz besonderes in bester erinnerung bleiben …

gleichwohl haben wir uns alle auf ratzeburg gefreut – das gegenteil von großstadt – wir stehen auf einer insel, die so groß ist wie ein dorf – auf einem belebten marktplatz, wo uns das lustigste komitee empfangen hat – wir haben so herzhaft gelacht:

ich bin nämlich vor zwei tagen in den rosa mantel eingezogen, den mir sui dschen geschenkt hat – die ärmel sind zu kurz und der mantel ist zu lang, aber er hat mir auch so schon alle möglichen türen geöffnet. wie zum beispiel diese.

271 unterschriften

heute hatten wir am klingenberg bei schönstem wetter unseren quantitativ erfolgreichsten tag. wir (simone & elias & ich) haben hilfe bekommen: mira & charlie, ein schülerpaar, das durch maya, eine praktikantin aus dem vorigen jahr, auf den OMNIBUS aufmerksam geworden ist. sie haben ganz unbekümmert losgesammelt und uns alle in erstaunen versetzt. durch nicht vorhersehbare umstände war charlie leider heute gezwungen, uns gleich wieder zu verlassen. ich bin zuversichtlich, daß er zu gegebener zeit wieder kommt.

den letzten tag unserer lübecker woche werden wir wieder auf dem weltberühmten marktplatz verbringen, der keimzelle der hanse.

kumuliert sind wir jetzt bei 4.634 unterschriften gelandet.

schaun wir mal, was morgen kommt.

gestern nacht

gestern nacht bin ich noch zum dom gelaufen, der auch völlig zerbombt gewesen ist. die straße dahin heißt „fegefeuer“ und landet am ende im „paradies“. majestätische bäume haben offenbar die bomben überlebt.

ich habe weiter darüber nachgesonnen, wie neu die steine dieser riesenbauten sind und wie viele bolos sich damit bauen ließen …

die marienkirche

hat mich voll in ihren bann gezogen – die wucht & die masse haben ein ehrfürchtiges staunen bei mir ausgelöst. ich sehe millionen stunden handwerklicher arbeit – ich sehe ein meisterhaftes gemeinschaftswerk zur höheren ehre gottes.

ich bin beeindruckt, wie liebevoll ein so riesiges bauwerk 700 jahre lang instandgehalten wurde

und dann erfahre ich, daß diese kirche 1942 bei einem luftangriff völlig zerstört wurde – das sind die scherben einer glocke, die dabei am boden zerschellt ist. ich realisiere verblüfft, daß rund um mein geburtsjahr mit maschinenhilfe alles noch mal neu gebaut wurde – und frage mich, ob das vernünftig war.

ich habe gerade ein buch gelesen mit dem doppeldeutigen titel „material matters“, das eine zuspitzung der cradle to cradle filosofie ist und vorschlägt, ein materialkataster anzulegen, das ermöglicht, alle stoffe & materialien zyklisch möglichst lange immer weiter zu verwenden.

der ästhetische genuss dieser komposition hat angesichts unserer gegenwart eine dekadente note – was ließe sich mit unserem heutigen wissen aus diesem ungeheuren gebirge aus masse & zeit alles heilsames machen nach dem motto „small ist beautiful“?

das alles hat bei mir eine lübeck-entzündung ausgelöst und ich hab noch tausend anregende einzelheiten über die geschichte der stadt erfahren, so daß ich die mangelnde eignung des marktplatzes leicht verschmerzen und mich auf weitere expeditionen freuen konnte.

nebenbei gab es noch eine „kunst“ausstellung, deren konzeption sich mir nicht erschlossen hat.

lübeck

unser wochendplatz ist ideal. wir stehen eine fußgängerbrücke von der altstadt entfernt und ich hatte gelegenheit, mich treiben zu lassen – dabei ist ein umfangreiches soloalbum herausgekommen und ich habe den abend damit verbracht, die aufgenommenen bilder zu bearbeiten.

ganz winzig ist der OMNIBUS zwischen den bussen zu sehen. wir können ganz entspannt dem OMNIBUS die ganze arbeit machen lassen …

ich hab vier euro eintritt für die marienkirche gezahlt und fühlte mich so winzig wie ein floh in der massiven wucht. ich war kolossal beeindruckt und regredierte gleich in meine kindheit – ich war nämlich meßdiener!

ganz versonnen & wunderfitzig habe ich dann diese monströse kultstätte auf mich wirken lassen. mit dem material ließe sich ein kleines städtchen bauen.

es ist mal wieder zwei uhr morgens – nacht zusammen.

ich atme auf

denn damit ist die kronologie notdürftig zusammengeflickt.

jetzt stehen wir für das wochenende auf einem busparkplatz direkt neben dem MUK und haben die schlüssel zu den sanitären anlagen in einem anarchistischen kulturzentrum samt wagenburg schräg gegenüber.

ich hoffe sehr, daß ich gelegenheit finde, mich noch ausgiebig in dieser interessanten alten stadt umzusehen – wie manhattan von wasser umgeben – es gibt einen amphibienbus (ich traute meinen augen nicht, als ich den zum ersten mal gesehen habe).

salto rückwärts

ab heide hab ich hier den faden verloren – wir standen wie beim letzten mal am südwestlichen rand des größten unbebauten marktplatzes deutschland’s – sie haben sich mit freudenstadt im schwarzwald darauf geeinigt, weil sie dort auch feste buden haben.

dieser markt ist für etwa 150 jahre der zentrale schauplatz der geheimnisvollen dithmarscher bauernrepublik gewesen – jedes mal, wenn ich in heide bin, versuche ich, mehr darüber zu erfahren. ein selbstironischer schweizer hat mir davon erzählt – seitdem liebe ich die friesen. beim offensiven sammeln komm ich nicht weg vom OMNIBUS und sehe folglich nur wenig von der jeweiligen stadt.

deshalb will ich mich mal in epistemologischer askese üben und die fehlenden stationen mit bildern auffüllen – nach heide kamen drei tage auf dem „großflecken“ in neumünster – fangen wir also mit einem suchbild an:

der großflecken ist ein sehr langgezogener. in spitzen auslaufender platz und wir standen wieder in der äußersten spitze richtung bahnhof & konsumhölle. wir haben uns mit uta & jochen verschwistert und alles mögliche gesammelt.

dann gings weiter nach glückstadt – über das daran anschließende glückliche wochenende bei sui dschen & paul habe ich ja schon berichtet:

zum ersten mal standen wir am rand des platzes – gegenüber vom rathaus. glückstadt ist eine am reißbrett geplante stadt – sternförmig laufen die straßen auf dem marktplatz zusammen. das war mal die hauptstadt von dänemark.

übrigens hat mir sui dschen noch die ausstellung des inzwischen verstorbenen malers bernd wolf gezeigt, der die meisten seiner bilder mit den händen gemalt hat – ich fühlte mich sofort verbunden in dem bemühen um unmittelbarkeit, wenn ich auf den großen gongs spiele oder wenn ich auf der straße mit menschen in kommunion gehe: