ode an mira

mira hatte gestern ihren letzten vollen tag mit uns und hat den entscheidenden anteil daran, daß wir ebenso lokker über die 6.OOO-er schwelle geflogen sind wie über die 5.000-er: 6.106! sie hat ein virtuoses gesellinnenstück geliefert und mich eines besseren belehrt. leider haben wir erst in unserer halbzeit zugang zu einander gefunden, denn die zweite halbzeit hat mein herz erfrischt – ich geb ihr noch den OMNIBUS bachelor obendrein und ein morfo, dessen entstehung sie mit eigenen augen gesehen hat:

es kam noch schöner: an ihrem letzten abend haben wir wohlig vertraut beisammen gesessen, musik angehört und unsere seelen bloßgelegt.

dann kam – bepackt wie ein esel mit seinem zirkus & völlig erschöpft – elias, der ja sein herz im OMNIBUS vergessen hatte. ihm hatte sich mira natürlich viel eher anvertraut als opi da lang. elias mußte schon zwei stunden später weiter ziehen, um mit seinen buddies eine fähre nach malmö zu erwischen.

diese beiden stunden waren eine sprudelnde wärmequelle für uns alle – wir waren ganz offen füreinander da und konnten fröhlich über uns selbst lachen. ich fand es sehr lustig, wie „junge komm bald wieder“ in erfüllung gegangen war – und elias fand das ebenso lustig. dieses mal haben wir uns richtig verabschieden können. wir waren alle aufgeladen mit frischer energie aus dem herzen dieser einzigartigen band. schöner gehts nicht!

ich gerate ins schwärmen – dabei steht doch oben: „ode an mira“ – also:

mira hatte mir gleich am anfang erklärt, daß sie eine angeschlagene gesundheit habe und jeden tag fünf kleine mahlzeiten zu sich nehmen und mittags eine stunde schlafen müsse – und ich dachte: um himmels willen, kranke leute machen den groove kaputt – jemand muß sich kümmern usw.

gestern hat sie eingekauft, ihre pausen gemacht, mittags geschlafen und ihren persönlichen rekord aufgestellt – und ich idiot hab das nicht für möglich gehalten und gelernt, daß ich mir auch über menschen keine sorgen machen sollte.

wir haben uns heute mittag in schönstem einvernehmen an ihrer bushaltestelle verabschiedet und sie hat mir lachend erlaubt, ihr den kosenamen „prinzessin auf der erbse“ zu schenken.

danke für alles, principessa !!!

junge komm bald wieder

gestern abend war die ganze band gefordert, elias mitsamt seinem „zirkus“ zum bahnhof zu befördern, der ganz umständlich zu erreichen und eine riesenbaustelle war.

ich hab mich bis ganz zuletzt bezwungen, nicht über seinen abschied nachzudenken. ich hab ihm einen schlüssel verliehen – zum OMNIBUS & zu MIR – und freue mich herzlich auf unser näxtes album.

dann war er weg und ich verstand genau, was mit kurz & schmerzlos gemeint ist.

weil die rollende gegenwart meine volle aufmerksamkeit verlangt, bringt es mich nicht weiter, manisch die vergangenheit zu rekapitulieren oder düstopisch über die zukunft zu spekulieren. die erfahrung unseres ersten albums wird mir für immer das herz erwärmen.

noch bevor er in hamburg war, rief er mich an und sagte, daß er eine bauchtasche mit seinen papieren vermisse – und ob ich ihm diese per express an seine kölner adresse schicken könne. was wohl sigmund freud dazu gesagt hätte ?

da er ohnehin mit seinen besten freunden heute von köln aus nach schweden trampen wollte, habe ich ihm mit selbstironischer freude empfohlen, doch besser voll analog samt seinen freunden auf dem weg bei uns vorbeizukommen. wohlgemerkt: die selbstironie bezieht sich auf die metaebene unseres symbiotischen zusammenspiels.

meine herzlichen glühwünsche gehen in erfüllung.

wo denn sonst ???

in pinneberg habe ich den OMNIBUS mit schlafwandlerischer sicherheit an der einzig angemessenen stelle installiert und mich darauf gefreut, daß die sonne im rücken des OMNIBUS vorbeiziehen würde. das wetter ist schön, aber die sonne ist grell & heiß.

in ihrer selbstdarstellung sieht die stadt das offenbar ganz genauso, denn zum frühstück kam ein mann vom ordnungsamt und verwies auf einen ratsbeschluß, daß der blick auf die „drostei“ unbedingt frei sein müsse und sein chef ihn angewiesen habe, den OMNIBUS kraft seines amtes, also gewaltsam, zur seite zu stellen. was für mich bedeutete, die erste hälfte des tages in der prallen sonne zu verbringen …

im übrigen dürften wir auf keinen fall über nacht auf dem platz bleiben, was wir seit mehr als 20 jahren immer tun, wenn wir nicht alle jahre wieder gewaltsam entfernt werden. der mann ließ nicht mit sich reden und ich habe mich axelzukkend ergeben. später am tag kam er noch einmal und übergab mir in einem verschlossenen umschlag „die geänderte genehmigung“, die ich nicht besonders freundlich in empfang genommen und ungeöffnet beiseite gelegt habe, weil gerade ziemlich viel los war vor dem OMNIBUS.

da wußte ich jedenfalls noch nicht, daß brigitte spontan in die bresche gesprungen war und dem mann am telefon & per email ins gewissen geredet und sein herz erreicht hatte: wir dürfen über nacht stehen bleiben! damit ist ihr ein soziales kunststück gelungen, das die lage ungemein entspannt hat.

ich werde mich noch persönlich bei herrn lucht für seine beweglichkeit bedanken.

alles hat sich zum guten gewendet – wir hatten ganz viel hilfe: drei leute aus hamburg & bettina aus wedel & – last not least – claudine. die arbeit hat freude gemacht und wir hatten unser bestes tagesergebnis bisher: 334 unterschriften.

hier noch ein suchbild vom abend unserer ankunft in pinneberg.

das letzte alfamädchen

vor corona bin ich meist mit lauter alfamädchen unterwegs gewesen, wenn wir intensiv gesammelt haben – jedenfalls gab es meist eine weibliche überzahl. öfters waren wir nur mädchen.

simone ist anscheinend die einzige, die übrig geblieben ist. es war für mich so beruhigend, daß sie für eine woche dabei war. wir sind antagonistinnen und bei einigen themen völlig unterschiedlicher meinung. das beeinträchtigt unser zusammenspiel überhaupt nicht – im gegenteil. ich lerne immer besser, die antagonisten zu lieben – mit ihnen zusammen kann ich „immer schön lokker bleiben“ und mich voll entfalten. wir gehen unisono & gut gelaunt in „sozialer praxis“ auf.

die letzten jahre haben mich gelehrt, daß das potenziell mit allen menschen möglich ist und bin glücklich über jede gelegenheit.

das „V“ steht übrigens für victory.

dieses mal waren wir lauter jungs und öfters nur zu zweit (früher waren wir meist zu fünft).

mit elias hatte ich gleich diesen symbiotischen groove – morgen hat er seinen letzten OMNIBUS tag in diesem jahr – zum ausgleich hat er sich am wochenende noch ziemlich nützlich gemacht:

also – simone & elias – ich bin immer wunderfitzig für alles mögliche bereit und freue mich auf euch.

5.101

diese glorreiche band hat heute – am zweiten tag im beschaulichen ratzeburg – bei scheußlichstem regenwetter die 5.000er schwelle überflogen. die stille beharrlichkeit, mit der alle gesammelt haben, war fänomenal – und das zählen der unterschriften mal wieder eine freudige überraschung – wir hatten erwartet, daß wir die hürde knapp erreichen würden, aber gewiß nicht, daß es 101 unterschriften mehr sein würden.

jetzt schlummern die anderen schon friedlich und ich werde wohl ausnahmsweise mal vor mitternacht ins bett kommen.

eine neue madonna

schon als kleiner junge habe ich unerreichbare göttinnen inbrünstig angebetet.

nachdem mich das buch „demophobie“ von gertrude lübbe-wolff so begeistert hat, wollte ich unbedingt wissen, wie sie aussieht – und habe keinen augenblick gezögert, sie in die reihe meiner madonnen aufzunehmen – mit juli zeh sind das jetzt schon zwei juristinnen, die ich aufrichtig bewundere … & anbete wie der kleine junge.

4.800 glatt

hatten wir am ende unserer „lübecker woche“ erreicht. fänomenal. glücklich & zufrieden sind wir geradewegs nach ratzeburg, nachdem wir zum zweiten mal bei „blume 2000“ unseren wassertank aufgefüllt haben. raphael ist am frühen nachmittag zu uns gestoßen und hat sich noch die stadt anschauen können – einmal rund um manhattan.

die woche wird mir als etwas ganz besonderes in bester erinnerung bleiben …

gleichwohl haben wir uns alle auf ratzeburg gefreut – das gegenteil von großstadt – wir stehen auf einer insel, die so groß ist wie ein dorf – auf einem belebten marktplatz, wo uns das lustigste komitee empfangen hat – wir haben so herzhaft gelacht:

ich bin nämlich vor zwei tagen in den rosa mantel eingezogen, den mir sui dschen geschenkt hat – die ärmel sind zu kurz und der mantel ist zu lang, aber er hat mir auch so schon alle möglichen türen geöffnet. wie zum beispiel diese.

271 unterschriften

heute hatten wir am klingenberg bei schönstem wetter unseren quantitativ erfolgreichsten tag. wir (simone & elias & ich) haben hilfe bekommen: mira & charlie, ein schülerpaar, das durch maya, eine praktikantin aus dem vorigen jahr, auf den OMNIBUS aufmerksam geworden ist. sie haben ganz unbekümmert losgesammelt und uns alle in erstaunen versetzt. durch nicht vorhersehbare umstände war charlie leider heute gezwungen, uns gleich wieder zu verlassen. ich bin zuversichtlich, daß er zu gegebener zeit wieder kommt.

den letzten tag unserer lübecker woche werden wir wieder auf dem weltberühmten marktplatz verbringen, der keimzelle der hanse.

kumuliert sind wir jetzt bei 4.634 unterschriften gelandet.

schaun wir mal, was morgen kommt.

gestern nacht

gestern nacht bin ich noch zum dom gelaufen, der auch völlig zerbombt gewesen ist. die straße dahin heißt „fegefeuer“ und landet am ende im „paradies“. majestätische bäume haben offenbar die bomben überlebt.

ich habe weiter darüber nachgesonnen, wie neu die steine dieser riesenbauten sind und wie viele bolos sich damit bauen ließen …

die marienkirche

hat mich voll in ihren bann gezogen – die wucht & die masse haben ein ehrfürchtiges staunen bei mir ausgelöst. ich sehe millionen stunden handwerklicher arbeit – ich sehe ein meisterhaftes gemeinschaftswerk zur höheren ehre gottes.

ich bin beeindruckt, wie liebevoll ein so riesiges bauwerk 700 jahre lang instandgehalten wurde

und dann erfahre ich, daß diese kirche 1942 bei einem luftangriff völlig zerstört wurde – das sind die scherben einer glocke, die dabei am boden zerschellt ist. ich realisiere verblüfft, daß rund um mein geburtsjahr mit maschinenhilfe alles noch mal neu gebaut wurde – und frage mich, ob das vernünftig war.

ich habe gerade ein buch gelesen mit dem doppeldeutigen titel „material matters“, das eine zuspitzung der cradle to cradle filosofie ist und vorschlägt, ein materialkataster anzulegen, das ermöglicht, alle stoffe & materialien zyklisch möglichst lange immer weiter zu verwenden.

der ästhetische genuss dieser komposition hat angesichts unserer gegenwart eine dekadente note – was ließe sich mit unserem heutigen wissen aus diesem ungeheuren gebirge aus masse & zeit alles heilsames machen nach dem motto „small ist beautiful“?

das alles hat bei mir eine lübeck-entzündung ausgelöst und ich hab noch tausend anregende einzelheiten über die geschichte der stadt erfahren, so daß ich die mangelnde eignung des marktplatzes leicht verschmerzen und mich auf weitere expeditionen freuen konnte.

nebenbei gab es noch eine „kunst“ausstellung, deren konzeption sich mir nicht erschlossen hat.