weniger

im zukunftsdorf während der documenta haben sie sich geküßt: der omnibus & das „weniger-gespann“, mit dem mein ein jahr älterer namensvetter herbert küppers aus köln seelenruhig protestierend durch die lande zockelt:

wir haben uns zwar nicht geküßt, aber sehr viel freude aneinander gehabt und uns gegenseitig in unserer arbeit bestärkt. nicht vettern, sondern brüder für immer – selbst wenn wir uns nie wieder sehen.

im zukunftsdorf gab es noch mehr sympathische figuren – wie zum beispiel diesen sanitär-roboter, der auch den omnibus freundlich bedient hat:

es gab geodätische kuppeln mit ausgeklügelten soundsystemen und lauter hilfsbereite vagabunden …

das ist nur eine klitzekleine episode aus der riesigen lükke, die in der kronologie entstanden ist und ich bin hin & her gerissen, wie ich damit umgehen soll. wenn ich mich sünnkronisiere, fehlt ein fetter wust von intensiven erlebnissen.

schönen gruß aus der gegenwart

immer früher dunkel

das ging jetzt ganz schnell: es wird um acht uhr dunkel! für meine abendspaziergänge heißt das: ich tapse im dunkeln und kann mir kaum was genauer anschauen, zumal ich mehr als üblich tagsüber an den omnibus gefesselt bin.

also gebe ich mich so gut wie möglich meiner gegenwart hin und lasse mich dazwischen treiben. und interessiere mich zum beispiel für dieses kraftwerk, das anfang der fünfziger jahre (ich war ein kleinkind) als damals ultramodernes kohlekraftwerk zur wärmeversorgung der wieder aufgebauten stadt gebaut wurde. es hatte einen 105 meter hohen schornstein, der im volksmund „würzburger spargel“ genannt wurde und die silhouette der stadt verschandelte.

2005 wurde es umgebaut in ein wiederum ultramodernes GuD-kraftwerk. architektonisch völlig neu gestaltet und in der nachbarschaft des ebenfalls umbebauten kulturspeichers geschickt in szene gesetzt. der spargel wurde von innen her abgebaut (sprengen war zu gefährlich) und durch drei halb so hohe, metallisch blinkende kamine ersetzt …

die einen frechen kontrapunkt zu den originalgetreu wieder aufgebauten, pompösen manifestationen von kirche & staat setzen, die in dieser stadt eine unheilige allianz gebildet haben – es regierten fürstbischöfe …

fragt sich nur, ob dieses kraftwerk bald mit amerikanischem fracking-gas betrieben wird …

16. märz 1945

im rathaus habe ich mir würzburg aus der vogelperspektive angeschaut, wie es nach dem 16. märz 1945 aussah – das kreuz ist der dom. der krieg war da längst entschieden. in 20 minuten wurden tausend tonnen bomben abgeworfen – zuerst sprengbomben, um die dächer zu zerstören und dann 300.000 stabbrandbomben, die einen feuersturm auslösten, der die innenstadt völlig zerstörte – sieben häuser haben den angriff unversehrt überstanden. etwa 5.000 menschen starben …

und siebenundsiebzig jahre später machen wir eifrig weiter – voller überzeugung, im recht zu sein und den freien westen zu verteidigen gegen iwan, den schrecklichen. dümmer gehts nicht. seit dem zweiten weltkrieg ist der amerikanische präsident immer der schlimmere kriegsverbrecher – und der kriegt den friedensnobelpreis.

jetzt sollen hundert milliarden euro schulden für vernichtungswaffen den frieden bringen.

gestrandet

für volle zwei brüllend heiße tage sind wir auf einem riesigen gebührenpflichtigen parkplatz auf der „schäl sick“ von würzburg gestrandet, nachdem eine eiskalte, verstümmelte amtsinhaberin kategorisch ausgeschlossen hat, daß wir die nacht auf dem platz verbringen. ich war im lauf der jahre mindestens acht mal auf dem platz am vierröhrenbrunnen und habe dort schon viele nächte zugebracht – so auch die nacht von sonntag auf montag. freundliche polizisten haben meine installation für ordnungsgemäß erklärt …

der montag war davon überschattet und hat sich nicht gelohnt. ich habe beschlossen, hier nicht wieder hinzufahren und die brückentage möglichst gut gelaunt zu verbringen. wärn wir doch besser nach oxford (ochsenfurt) gefahren!

die nacht von samstag auf sonntag hatten valentin & ich schon auf diesem platz verbracht und alles wirkte ganz verheißungsvoll:

ich habe gestaunt über die hundert meter langen schiffe, die haarscharf in die schleuse paßten:

überhaupt hat der main mich ziemlich inspiriert:

und ich konnte leidlich bei laune bleiben.

on my way

auf dem weg von kassel nach paderborn gab es ein schönes zahlenballett im kilometerzähler: eine acht wurde zur neun und vier neunen wurden gleichzeitig zu nullen = 990000 – noch zehntausend kilometer bis zur vollen million.

und wenn es sowas gibt, ist das ein verrücktes selbstportrait einer symbiose:

endlich …

kann ich wieder meine ausscheidungen produktiv ins leben einspeisen. das hat mir sehr gefehlt,

das war jetzt die längste zwangspause, seit ich den blog schreibe. dramatische ereignisse & szenarien haben sich überschlagen und mich hoffnungslos aus der kronologie katapultiert. ich habe schon angefangen, mit rosa tinte eine art tagebuch zu führen, aber da fehlten mir schmerzlich die vielen bilder, die in dieser besonderen zeit entstnnden sind. da will ich mir was einfallen lassen …

jetzt weiß ich nicht recht, wie ich mich hier einklinken kann – ohne bedauern über die vielen lükken, die zu füllen wären. gleichzeitig bin ich heilfroh, daß joshua sich erboten hat, die software ganz neu einzurichten und für mich digitalen idioten den administrator zu spielen und sich aus der ferne darum zu kümmern, daß ich ungestört arbeiten kann – da fühl ich mich in guten händen …

es ist jetzt samstag nacht und das ist das ambiente, in dem ich feierlich diesen ersten beitrag schreibe – auf gutes gelingen!

hoher besuch

joshua ist mit seiner familie (clara & emil) für einige tage zum filmen nach flensburg gekommen. emil ist ein treuer omnibus-fan und hat seinen eltern erzählt, daߟ er sich den omnibus ohne carl, den er im vorigen jahr kennengelernt und dieses jahr in weimar wiedergesehen hat, überhaupt nicht mehr vorstellen kann. schlaues kerlchen: er hat unsere symbiose wahrgenommen und spricht mir aus der seele. mir tut jetzt schon alles weh, wenn ich an carl’s baldigen abschied denke.

für mein cockpit hat mir emil diesen nostalgischen straߟenkreuzer geschenkt, den ich mir als taxi im heutigen havana vorstelle.