schnelles wiedersehen

beim baumkreuz haben wir uns nach unserer veranstaltung in erfurt gleich wiedergesehen: mathias, brigitte, michael, ralf-uwe (wenn es nach ihm ginge, würde ich: „den beck“ schreiben). und dann waren da noch ulrike stüttgen, dinah frank und johannes und natürlich alle, die jedes jahr da sind.

das wetter hat prima mitgespielt: erst als die thüringer bratwürste fertig waren, hat es angefangen, zu regnen.




die jungs haben kräftig mit angepackt. wir haben zwei nächte hinter der aral-tankstelle in creuzburg verbracht, die erste davon zu sechst: annelinde & markus, gabriele, mathias, enoch und ich. annelinde & markus haben in andrea’s bett geschlafen. letzte nacht (als enoch & mathias weg waren) kam uns der omnibus richtig leer vor.




bis in die nacht hinein hatte ich ein intensives gespräch mit markus über die kunst & das leben …


ach so

von der krämerbrücke will ich noch ein paar bilder zeigen:



bravo enoch !!!



enoch hat eine prallvolle veranstaltung in seiner uni organisiert und auch selbst eingeleitet & moderiert. ralf uwe beck, den alle bandmitglieder noch nicht kannten, war in höchstform und hat geschickt mit mike mohring von der cdu geschäkert, der sich in stellung bringt für die kanzlerschaft 2025 und jetzt erstmalig in deutschland für thüringen das fakultative referendum einführen will. er hat auch selbst fleiߟig unterschriften gesammelt für eine volksinitiative gegen die gebietsreform in thüringen. ich finde es wirklich lustig, daߟ jetzt 80 prozent der grünen gegen volksabstimmung sind  und typen wie markus söder bei „hart aber fair“ für die direkte demokratie in die bresche springen …

der staatsrechtsprofessor auf dem podium hat sich unter berufung auf empirie zu der schwachsinnigen these verstiegen, daߟ direkte demokratie zu einer verschärfung der sozialen gegensätze führen würde …  und immerzu gerufen: „das volk gibt es nicht!“

das publikum im vollen saal hat sich ganz brav alles angehört und am ende zaghaft längst beantwortete fragen gestellt. nach der veranstaltung haben wir ralf-uwe, von dem ich sonst immer nur kondensstreifen sehe, noch in den omnibus locken können und ein sehr kurzweiliges & informatives gespräch mit ihm geführt. mathias ist dann mit brigitte & michael nach berlin gefahren und enoch ist eingestiegen und fährt mit zum baumkreuz.




gestern haben wir dann den ganzen tag auf dem campus gestanden und es gab null resonanz bei der studentenschaft, die schwallweise & geistesabwesend am omnibus vorbeiströmte. klar haben wir einige gespräche geführt, aber die hätten sich sowieso ergeben.

umso inter-essanter waren die lebhaften gespräche mit annelinde & markus & enoch & gabriele. so bin ich überhaupt nicht dazu gekommen, hier etwas zu schreiben. da die umstände im omnibus immer unwirtlicher werden, sind wir alle mit einer fünferkarte & enoch’s fahrrad in die stadt gefahren und haben bei „la dolce vita“ köstlich gespeist und uns schön aufgewärmt.

wir haben noch die erlaubnis bekommen, die nacht auf dem campus zu verbringen, so daߟ wir heute bei schönstem wetter über die bundesstraߟe 7 nach eisenach fahren konnten, wo wir den omnibus auf dem frauenplan abgestellt und unsere einkäufe erledigt haben …



reformationstag



ich vergesse immer wieder, daߟ der reformationstag – ein tag vor allerheiligen – im osten ein gesetzlicher feiertag ist. das fiel jetzt mit halloween und der zeitumstellung zusammen. und wir hatten eine genehmigung, am feiertag zu arbeiten: seltsame umstände. unsere erste nacht war äuߟerst unruhig – grölende horden haben uns einen unruhigen schlaf beschert.




die arbeit am feiertag war angenehm weiträumig. die konsumtempel waren geschlossen. wir waren gleich erfolgreicher, aber uns stand noch die eigentliche halloween-nacht bevor. 

auߟerdem kamen annelinde & markus um mitternacht direkt aus oxford am hauptbahnhof an. ich wurde heimgesucht von den schlimmsten befürchtungen – dann dachte ich: „laߟ mal kommen !“ und alles verlief ganz friedlich. 




am abend haben wir in einem kleinen kommunalen kino „captain fantastic“ im original mit deutschen untertiteln angeschaut. der film hat uns zu den kurzweiligsten gedankenspielen inspiriert. wir haben alles vorbereitet für annelinde & markus und ich bin ihnen zum bahnhof entgegengelaufen. groߟe wiedersehensfreude! obwohl sie von der reise ziemlich geschlaucht waren, haben wir noch zusammengesessen und tee getrunken. und ich habe es gelassen, gestern nacht einen beitrag zu schreiben.



heute hatten wir dann einen rappelvollen, sehr anstrengenden, aber auch sehr erfolgreichen tag. nach dem frühstück waren enoch & ich im studio eines sympathischen lokalradios verabredet. live on air haben wir dann eine dreiviertelstunde über den omnibus und über die veranstaltung gesprochen, die enoch für uns organisiert hat in der universität. dort stehen wir jetzt für zwei tage auf dem campus …




und als eingefleischter bücherwurm bin ich standesgemäߟ in der universitätsbibliothek auf die toilette gegangen.




und im westen war heute allerheiligen ein feiertag – das haben wir voll ausgenutzt.


ich lasse es bleiben



allzu strikt hier längere beiträge zu verfassen. ich hätte noch ein herbstbild von gestern im angebot:




diese nacht wurde die zeit umgestellt – wir sind alle leicht benommen. jetzt wird es um fünf uhr dunkel. um die zeit sind wir zum anger gefahren – hier war ich schon öfters (und stand jedes mal anders). ich war unschlüssig und habe den omnibus noch einmal anders ausgerichtet …

dann kam enoch geradelt mit einem stadtplan und war ein unterhaltsamer führer auf einem ausführlichen spaziergang durch die altstadt – über die krämerbrücke, die wir von innen & auߟen betrachtet haben – bis zum domplatz, auf dem ich mit dem omnibus das erste mal eingeschneit worden bin.

dort haben wir auf besonderen wunsch von gabriele thüringer spezialitäten gegessen bei „due angeli“. das bezog sich auf die beiden engel, die unten am rand der sixtinischen madonna darauf warten, das endlich was passiert – ihr bild vorn hinter der windschutzscheibe löst sich wegen der vielen sonne dieses jahr in blaue wolken auf. 





indian summer

um halb zwölf sind wir aufgebrochen nach süden – besser konnte es nicht laufen. wir waren ganz oben auf dem harzgebirge – achthundert meter.

der herbst ist wie eine späte zeitlose erleuchtung. eine rekapitulation von lebendigkeit.  ein tod in schönheit. ein tänzerischer übergang …





wir hatten uns einen wohnmobilplatz am rand von erfurt herausgesucht. alle unsere hoffnungen waren darauf gerichtet, daߟ wir dort unterkommen würden – und dann war der ausgebucht. aber: wir dürfen drauߟen stehen mit allen annehmlichkeiten (sauna, duschen, wasser, strom). eine hübsche win-win-situation.




morgen sind wir mit enoch in der stadt verabredet, am anger. und wahrscheinlich werden wir über die krämerbrücke spazieren  – das will ich mir nie entgehen lassen und mir fällt die brücke von bad kreuznach ein.



tristesse

braunschweig ist die zweitgröߟte stadt von niedersachsen, sehr weitläufig und mit stadtautobahnen durchzogen. wir stehen im alten herzen der stadt, aber dreihundert meter entfernt sind die schloߟarkaden, eine groߟkotzige weihestätte des konsums.

heute haben wir lauter hochzeiten miterlebt – die zeitlich versetzte ankunft der hochzeitsgesellschaft, die vorbereitungen, die ankunft der braut, das hochzeitspaar, die eltern, kinder und geschwister und freunde … den empfang des brautpaars nach der trauung vor den toren des rathauses. 

der omnibus ist mal wieder in den hintergrund einiger hochzeitsfotos geschlüpft … „schaut mal da, den omnibus – als wir geheiratet haben, konnten wir nur parteien wählen. da ging natürlich alles drunter & drüber. das könnt ihr euch nicht mal in euren schlimmsten träumen ausmalen.“




das ist der innenhof des rathauses – der schwarze turm ist mit einem netz von toten ästen bedeckt.

und dann fing es noch an, zu nieseln.




für mich gab es am ende noch eine schöne überraschung: enric hat mich besucht, ein katalanischer künstler, der hier in braunschweig studiert hat und beim „aufrechten gang“ mit einer fuߟverletzung am omnibus gestrandet ist. damals war maria am omnibus und wir haben uns alle prächtig verstanden. er baut im moment für eine performance schilder, wie sie bei demonstrationen hochgehalten werden, aus gegossenem glas, total transparent und sehr schwer. da geht sofort meine fantasie mit mir durch. wir haben uns trefflich verstanden und gleich pläne geschmiedet. von „wo lang“ und den aktionen war er sehr angetan.




nach der arbeit wollten wir auf einen wohnmobilplatz am südlichen rand der stadt fahren, aber der war voll besetzt. jetzt stehen wir wild vor dem messegelände und werden hier die nacht verbringen, damit wir morgen die fahrt nach erfurt voll auskosten können. dabei werden wir in südlicher richtung den harz durchqueren – im goldenen oktober.



winzig & verloren

stehen wir im durchgang mitten auf einem platz vor dem bombastischen gründerzeitrathaus von braunschweig. links von uns der achthundert jahre alte dom, in dem heinrich der löwe & mathilde von england tief in der krypta in steinernen särgen ruhen.



dort gab es eine moderne orgel und ich konnte ganz nah an die steuerkanzel heran:




am liebsten würde ich eine volksinitiative für freien zugang zu orgeln starten … 

übrigens lese ich gerade das buch „gegen wahlen“ von diesem belgischen historiker. hochinter-essant, wie er beschreibt, wie das viel sachgerechtere & demokratischere losverfahren nach der amerikanischen und der französischen revolution tabuisiert wurde und sich schleichend ein wahlfundamentalismus verbreitet hat wie eine tückische krankheit. die revolutionäre, darunter sklavenhalter, abgetakelte aristokraten & bürgerliche karrieristen, wollten unter sich bleiben und sind dann ebenso schleichend berufspolitiker geworden – eine bemitleidenswerte sorte mensch, auf der wir unser schlechtes gewissen abladen und die wir mit unserer selbstgewählten unmündigkeit grenzenlos überfordern.

und ich lese, daߟ schon aristoteles das losverfahren als demokratisch und wahlen als aristokratisch beschrieben hat.

die arbeit tröpfelt vor sich hin, obwohl wir hier wirklich in einem durchgang stehen und ich ein radio-interview gegeben habe, von dem brigitte ganz angetan war. das freut mich natürlich. und unter den wenigen gesprächen sind auch immer wieder richtige perlen.




das trio hat einen lokkeren groove – alle sind voll bei der sache und wir nutzen jede gelegenheit, uns auszutauschen & abzusprechen. so kann jeder schön seine eigenen fäden spinnen.




ich zum beispiel mit dieser visuellen improvisation über den herbst …

lassenskraft



ich freue mich sehr darüber, wie schnell sich dieses schöne wort verbreitet – das beschreibt genau, was ich ständig trainiere (immer schön lokker bleiben).