meine erste nacht

heute schlafe ich zum ersten mal in diesem jahr im omnibus – dieses mal babe ich den umzug in zwei touren aufgeteilt: erste fuhre bücher, klamotten, bettwäsche, filme usw. – da bin ich selbst nicht mitgefahren und konnte derweil gestern noch eine schöne nacht in meiner höhle verbringen, ganz früh aufstehen, mich rasieren und bis zum nachmittag voller stress & lampenfieber den ganzen rest packen. kolja hat mir sehr geholfen – ich bin ein opa und nicht mehr der beste lastenesel. meinen nackten füߟen hat die viele bewegung gut getan.

jetzt habe ich mich an unserer neuesten abenteuerlichen haltestelle im vollgestopften tohuwabohu so weit einheimisch gemacht, daߟ ich mich hier mal wieder zu wort melden kann, ohne zu wissen, wie es weiter geht …

100 jahre joseph beuys

für einen ausstellungskatalog habe ich einen text verfaߟt, der auch in der nächsten oya erscheinen wird und sich hier zum nachlesen befindet.

der omnibus steht schon seit einer woche (allein) auf dem ausstellungsgelände der zeche zollverein in essen, wo es in einem verkleinerten corona-rahmen eine halbvirtuelle eröffnungsveranstaltung gab und die gelegenheit, die ausstellung anzuschauen …

ich bin voll im umzugsstress & lampenfieber …

hallo da drauߟen

für alle, die sich als meine geschwister fühlen und irgendwo in raum & zeit herumschwirren, schicke ich meinen jahresgruߟ wenigstens auf anatale weise – wer ein analoges original haben will, dem helfe ich gern weiter …

… ich bin ganz wohlig verkrochen in meiner höhle, weiterhin abgeklemmt von allen medien. am liebsten lasse ich mich in die zeit fallen und habe keine akuten verpflichtungen … das bedeutet, daߟ ich um 04:00 uhr morgens in bett gehe & der wecker zum ersten mal um 10:01 uhr klingelt.

für mein leiblich-sinnliches wohl haben wir einen kinoabend mit allen, die wollen, unten im omnibusbüro organisiert und ich habe begonnen, bei meiner meistin cello-unterricht zu nehmen, ohne ein cello zu haben. jonas, der ex-virtuose, hat freya für die ersten male sein cello zur verfügung gestellt. und ich habe überall lauthals verkündet, daߟ ich dringend ein cello suche, möglichst so bald, daߟ ich an den feiertagen ganz viel in meiner höhle üben kann …

und gestern war freya überraschend mein christkind, obwohl ich kein christ und ein echter weihnachtsmuffel bin, und hat mir, bevor sie ins schwabenland gefahren ist, das wunderbare cello von jonas vorbeigebracht. ist das nicht eine schöne bescherung ?

ich bin jedenfalls glücklich.

opi allein im bus

lisa hat mich zum schloߟ freudenberg begleitet – sie war noch nie hier. für eine seiltänzerin sehe ich viele anknüpfungspunkte – sie hat sich einen ersten überblick verschaffen können und ist am mittwoch mittags abgereist. ich hab sie in die stadt begleitet und alle möglichen besorgungen gemacht.

jetzt stehe ich allein an unserer offiziellen haltestelle und die zeit verschwimmt.

die herbstfarben leuchten vom regen lackiert. verwundert beobachte ich die mechanik des infodrills, der gerade wieder verschärft wird und die massen in formation zwingt. die zahlen könnten willkürlich aus der luft gegriffen sein. kadavergehorsam funktioniert wie vor hundert jahren – diesmal ohne blutvergieߟen.

ich kann in das ziemlich leere schloߟ und mich an den gongs entladen.

mir fällt auf, wieviel spielraum mir meine bands verschaffen und ich will mich hier noch mal ausdrücklich bei allen bedanken …

ganz schnell weg aus der hauptstadt

ich habe ein paar heftige raum/zeit kapriolen – dem himmel sei dank – hinter mir.

auf einem pflasterstein habe ich eine versteinerte flechte (?) gefunden.

das wochenende habe ich in einer meiner lieblingskarawansereien verbracht: auf dem gelände der klinik havelhöhe – dieses mal allerdings wegen corona (was sonst?) ohne toilette und stromversorgung. vor allem konnte ich nachts nicht wie bisher im eurhythmiesaal klavier spielen.

am morgen habe ich meine tasche in einen rucksack verwandelt, mich auf mein faltrad geschwungen und war im nu bei egon in alt kladow, der uns liebevoll betreut hat, obwohl er wegen eines todesfalls in der familie total eingespannt war. ich habe ihn schon lange in die riege meiner klansgeschwister aufgenommen. samstag abend hat er mich zu „unserem“ italiener eingeladen und wir hatten zeit & ruhe für ein inniges gespräch über gemeinsame möglichkeiten, das wir am sonntagnachmittag resümiert haben.

am sonntagmorgen hatte ich noch die gelegenheit, ausführlich mit jan zu sprechen, dessen rapide reifung ich staunend bewundere. wir hören uns mit reziprok ausgespannter aufmerksamkeit zu.

dann kam berlin und es war furchtbar: alle, die sich für bedeutsam hielten, haben sich freiwillig mit masken verstümmelt und den ellbogenstoߟ zelebriert. die parteifuzzis haben automatischen flachsinn verzapft. die architektur rundum wie ein eiskalter hochsicherheitsknast. wegen corona durften nur wenige menschen rein und der omnibus war das selbstorganisierte public viewing, denn unter einem pavillon war ein groߟer bildschirm installiert, der von uns mit strom versorgt wurde.

einziger lichtblick war susanne, die wie immer ehrlich & klar & tief begründet ihr anliegen vorgebracht hat – sowas sollte als erstes in jeder tagesschau gesendet werden! sie hat keinen zweifel daran gelassen, daߟ sie die auftraggeberin aller politikerinnen ist und sie fürstlich entlohnt. ich hoffe sehr, daߟ es eine aufzeichnung des events gibt, die blütenstaubmäߟig freigesetzt werden kann.

der omnibus stand als tote dekoration dabei und niemand hat sich auch nur im geringsten für seine arbeit oder meine unmaskierte person interessiert. „me too“ kann ich da nur anmerken.

diesem ungesunden ambiente wollte ich so schnell wie möglich entkommen, wobei ich das fahren in berlin jedesmal wie ein städtebauliches seminar empfinde …

es endete – wie bei lucky luke mit einem ritt in den sonnenuntergang.

zauberhaft

unsere abschiedsvorstellung war wie eine oper. omnibus jedenfalls eine wahre diva auf grenzenloser bühne.

lisa & ich sind ein eingespieltes trio und die arbeit geht uns leicht von der hand. mit den menschen, die kommen, haben wir fruchtbare gespräche. direkt & ehrlich & mitfühlend.

von einer wärmenden sonne beschienen. der regen hat sogar gewartet, bis wir losgefahren waren. mehr kann ich mir nicht wünschen.

zum abschied diese blumen, die mich auf meiner fahrt durch den osten inspirierend begleitet haben …

finale in pink

für unsere letzten beiden tage sind wir beide (lisa & ich) gestern abend im dunkeln an einem seltsamen ort gestranded …

unter den huldvollen augen von henriette – irgend sone herzogin – stehen wir auf einem riesigen gepflasterten platz vor einem wahrhaft monströsen schloߟ an der havel …

mitten in einer völlig zerfledderten stadt, die nach ihrer zerstörung im zweiten weltkrieg keinerlei urbanen flair mehr entwickeln konnte. schlafstadt für die pendler nach berlin. auf meinem ersten erkundungsgang habe ich kein städtisches leben gefunden.

templin

das alte rathaus beherbergt heute nur noch die touristen information und einen seniorinnenclub – auߟerhalb der stadtmauer gibt es einen sehr nüchternen verwaltungsbau. innerhalb der stadtmauer sind leuchtreklamen verboten und die traufhöhen tendieren zu zwei geschossen. in dehdeherr-zeiten war dies das einzige „moderne“ warenhaus in der stadt:

und das die einzige tankstelle:

zwischen plattenbauten die keimzelle des arbeiter- & bauernstaats:

ich bin ganz gerührt von soviel nüchternheit und gutem willen – sie haben geglaubt, auf der basis der kleinfamilie alles ausrechnen zu können und sich in den zahlen verirrt.

die altstadt hat das alles ziemlich ungerührt überstanden und schickt meine fantasie auf reisen. ich danke dem himmel & meinen engeln für diesen schönen ausklang der tournee, unbehelligt von konsumterror & informationskrieg.

das schönste ist, daߟ wir dabei auch quantitav ziemlich erfolgreich sind und uns auch durch nieselregen nicht die laune verderben lassen.

zeige meine wunde

alter weiߟer mann – mit weiߟen haaren.

mir geht’s prima in diesen kleinen abgelegenen städtchen – ein sanftmütiges paralleluniversum mit lauter freundlichen menschen .

mit lisa & enoch bin ich in einem lässigen ungeraden rhythmus voll eingespielt und habe deshalb viel freiraum für wunderfitzige archäologie, dem strom des alltags voll hingegeben. besser gehts nicht.

es ist kalt und wird erschreckend früh dunkel. nix für nackte füߟe. wie gut wir frieren können ist ein beweis für unsere virtuosität – bravissimo!

enoch ist abgereist und wir haben vereinbart, seiner lieben mutter dieses gemeinschaftswerk zu schenken …