mein ausflug

am ziel habe ich diese kindliche variante des motivs gefunden – wie ein geschenk des himmels. da hatte ich schon alle möglichen „attraktionen“ abgeklappert. fischmarkt / landungsbrücken / hafencity / speicherstadt und vor allem „elphi“, die in aller maskierten munde und angeblich voller sensationen ist. ich habe schlagartig jedes interesse an ihr verloren und mir ging zum ersten mal der begriff „kulturelle gewalt“ durch den kopf als kennzeichen dessen, was gerade heranrollt. jetzt verstehe ich, wieso meine enkelinnen kulturwissenschaften studieren …

ich bin einen halben tag mit meinem faltrad rumgesaust und konnte nach gutdünken verweilen. am ende war ich dann ganz lange in einem riesigen kulturtempel – alt & neu durch einen unsichtbaren unterleib verbunden.

mein besuch war sehr inspirierend & ertragreich, aber in die menschenleeren hallen kam ich nur mit maske und am ende hatte ich die schnauze gestrichen voll von kultur. um diesen preis soll sie mir in zukunft gestohlen bleiben. frei tastend habe ich mir den rückweg gesucht und am abend eine fette beute bearbeitet und über „kulturelle gewalt“ als steigerung von „struktureller gewalt“ nachgesonnen.

mir fiel noch „ellbogen-gesellschaft“ ein und ich habe mich gefragt, ob der alberne ellbogenstoߟ das unverblümte bekenntnis dazu und ab wann die verweigerung eine straftat ist, weil wir doch alle so schön „vernünftig“ sein wollen …

oder lieber wild bleiben

ohne mein faltrad hätte ich den ausflug nicht geschafft.

zen morfo

ich übe geduldige bereitwilligkeit und werde ganz tief einatmen, wenn ich hier weg bin.

das eismeer

zur abkühlung habe ich mir vorgenommen, „das eismeer“ von caspar david friedrich leibhaftig anzuschauen – das hängt hier in der kunsthalle. dieses bild hat mich schon immer fasziniert – ich sehe da eine gewaltige eruption. ich höre es krachen & donnern … still festgefroren in der zeit.

für kulturelle expeditionen habe ich bisher weder zeit noch raum gehabt. das tut mir nicht leid, denn ich glaube, die rituale, die in den tempeln zelebriert werden, kaum ertragen zu können. für das eismeer bin ich bereit, meine umgebung auszublenden. wenn das wetter so bleibt, werde ich mein rad entfalten und nur so kurz wie möglich eine maske tragen. ich habe mir eine maske gekauft, auf der der untere teil der berühmten anonymus-maske aufgedruckt ist – die paߟt doch pantomimisch gut ins museum.

natürlich unternehme ich weiterhin meine abendlichen streifzüge und lasse mich erschüttern von den abgründen der groߟstadt. ich will so nicht leben.

die alte dame heiߟt übrigens marianne – ich hab sie einfach direkt gefragt und sie hat überrascht ihren redeschwall unterbrochen. als ich mich verabschiedet habe, hat sie mir ihre erste frage gestellt: „was machts ihr do eigentlich?“ ich hab gesagt: „volksabstimmung“ sie, nachdenklich: „soso … volksabstimmung !?!“

theater total – einakter mit schwebendem ausklang.

katze

sie füttern mich, sie pflegen mich, sie kümmern sich um mich – ich muߟ eine göttin sein.

hund

sie füttern mich, sie pflegen mich, sie kümmern sich um mich – sie müssen götter sein.

altonaer balkon

nach einem tag zu zweit in der brüllenden sonne bin ich mal wieder zum altonaer balkon gelaufen und hab übers wasser geschaut …

die elegante köhlbrandbrücke, die erst seit 1974 in betrieb ist, droht unter der stark gestiegenen verkehrslast zusammenzubrechen – wie so viele stahlbetonbrücken aus dieser zeit. jetzt ist die frage, ob sie abgerissen oder nur noch von fuߟgängerinnen & radfahrern genutzt werden soll – wie ein horizontal geschwungener aussichtsturm …

ich hab endlich mein spiegel-abo gekündigt – sie bitten mich um geduld für die bearbeitung – wegen corona sind sie überlastet …

alfredo ist noch immer nicht aufgetaucht – ich habe herrn brinkmann, dem freundlichen streifenpolizisten, seine mobilnummer gegeben und ihn gebeten, alle möglichen auskünfte einzuholen …

allzunah blues

bitte um nachsicht

ich leide an dem unfrieden & der angst um mich herum – ich suche schönheit & starre in masken – ich fühl mich von allen guten geistern verlassen. der groߟstadt marathon zerrt an meinen kräften. da muߟ ich mir manchmal luft verschaffen und auf die razis schimpfen. ich will mich nicht in solche stimmungen reinziehen lassen, aber es darf sich auch nichts energetisch aufstauen.

schwamm drüber!

wut – mut – liebe

salto rückwärts

nach altona – das sind die reste von san alfredo’s sachen, die ich zusammengeklaubt & neu arrangiert habe – daneben schläft schon einer der rumänen …

immer, wenn ich seit freitag mit ihm telefoniert habe, hat er gesagt, er komme gleich vorbei & bringe alles in ordnung. so auch heute wieder. er bedankt sich überschwänglich für meine hilfe und läߟt mich total im unklaren, wo er ist & was mit ihm geschieht & ob wir uns überhaupt wiedersehen … ich fühl mich ziemlich hilflos.

der ZOB ist gleich neben uns.

kurkonzert

heute gabs in manfred’s groߟem saal ein kammerkonzert zugunsten von fridays for future – ein streichquartett hat zum beispiel ein stück von joseph haydn gespielt, das „terremoto“ hieߟ – erdbeben. ich bemerke, daߟ mich „klassische“, vom blatt gespielte musik ziemlich kalt läߟt – wiewohl ich virtuosität & komplexes zusammenspiel durchaus genieߟen kann …

das wetter war schön und die zeit mit wanja läuft in bereitwilligem einklang. ich komme zum lesen & schreiben & malen